Fliegende Blätter (116.1902 (Nr. 2945-2970))

(Auf der Secundärbahn.

Ein Passagier verläßt auf einer Station
das ungeheizte Coupd, um sich durch Anf-
uud Abgehen zu erwärmen.

Da ihm der Aufenthalt ungewöhnlich laug
erscheint, fragt er endlich ungeduldig: „Aber,
Herr Conductenr, auf was warten wir denn

eigentlich?"

„Wir warten nur auf — Sie


Der Kessel.

er Branntweinschenker Ioina Hasenfratz brachte einen
schönen neuen kupfernen Nessel heim. Aber ain andern
Tag hatte ihn Miklos, der Zigeuner, gestohlen. In-
dessen schien der Dieb seiner Beute nicht froh werden zu können,
denn er saß nun grübelnd, seufzend, unwirsch daheim.

„was fehlt Dir, Miklos?" frug endlich sein Weib be-
sorgt.

„Ei", brummte er zornig, „was fehlt inir? Gedanke fehlt
mir, was ich mach'mit Keffel!"

„Dummkopf", lachte sie, „verkaufst ihn in Stadtl!"

Er spuckte verächtlich in die Ecke. „Und trag' ihn an Schenk-
wirth vorbei?!" sagte er. „Laßt mich verhaften!"

Sie sann, bedenklich geworden, „weiß' ich!" rief sie plötzlich
froh. „Zerklopfst ihn! Trägst ihn dann in Sack; Niemand kennt
mehr Nessel!"

Er gab ihr mißmuthig einen Seitenstoß. „Hab' ich Alles
schon gedacht vor Dir!" knurrte er. „Klopfen hört ganzes Dorf;
weiß jedes Kind: Miklos zerschlagt gestohlenen Nessel!.. Holt
mich wieder Gendarm!"

Nun wußte auch sie keinen Ausweg mehr. „Geh' zu Ioina",