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Der Milderungsgrund.
c^m „blauen Hecht" in Sacklfing findet Abends im Tanzsaal
Gemeindeausschußsitzung statt. Als der Gemeindediener nach
Schluß derselben die' Stiege heruntergeht, steht der Gocklhofbaner
eben unter der Thür der Gaststube und sagt mit einem gering-
schätzigen Blick ans den Gemeindediener zum Wirth: „Dös is der
dümmst' von der ganzen Gmoa!" Der also Qualifizirte läßt sich
eine derartige Beleidigung nicht gefallen und erhebt Klage, die
nunmehr bei dein Schöffengerichte in Waldlingen zur Verhandlung
kommt. Der Richter fragt den Angeklagten, ob er zugestehe, gesagt
zu haben, daß der Gemeindediener Feuchtl der dümmste Kerl von
der ganzen Gemeinde sei, und was er zu seiner Entschuldigung vor-
zubringen habe. Der Gocklhofbaner gesteht die Aeußernng zu, be-
hauptet aber, dieselbe habe nicht dem Gemeindediener gegolten, sondern
dem Bürgermeister. Die Lampe im Stiegenhans habe so schlecht
gebrannt, und habe er den die Stiege Herabkommenden für den
Bürgermeister gehalten. Nach Einvernahme der Zeugen entfernt sich
der Richter mit deir Schöffen intb gibt nach der Rückkunft in den
Verhandlnngssaal folgendes Urtheil bekannt: Der Gocklhofbaner
wird der dem Feuchtl zugefügten Beleidigung für schuldig erkannt
und zu einer Strafe von 6 Mark oder einem Tag Gefängnis; ver-
urtheilt. Als Milderungsgrund wird die durch die Zeugen fest-
gestellte mangelhafte Beleuchtung des Stiegenhauses zwar anerkannt;
jedoch wäre es die Pflicht des Angeklagten gewesen, sich über die
Persönlichkeit des Mannes, welcher die Stiege herabkam, vorher ge-
nauer zu vergewissern.
Lirbesleid.
a schlag' das Donnerwetter d'rein:
Jetzt hat sie's mit dem Andern!
.Und jüngst im blauen Mondenschein
war noch die blonde Hexe inein,
Nun muß ich einsain wandern!
CD HimmelhagelsackerlotI
Nun kauf' ich zwei Pistolen
Und schieße mich vor Liebesnoth
Noch heute miese-mausetot — —
Der Kuckuck soll euch holen!
j)ch blas' mein Wehe in den Wind,
Bin wieder guter Laune;
Ls blüht noch manches hübsche Kind,
Geb's Gott, daß ich recht bald ein's sind' —
Und diesmal eine Braune!
Reinhard Volker.
Der Milderungsgrund.
c^m „blauen Hecht" in Sacklfing findet Abends im Tanzsaal
Gemeindeausschußsitzung statt. Als der Gemeindediener nach
Schluß derselben die' Stiege heruntergeht, steht der Gocklhofbaner
eben unter der Thür der Gaststube und sagt mit einem gering-
schätzigen Blick ans den Gemeindediener zum Wirth: „Dös is der
dümmst' von der ganzen Gmoa!" Der also Qualifizirte läßt sich
eine derartige Beleidigung nicht gefallen und erhebt Klage, die
nunmehr bei dein Schöffengerichte in Waldlingen zur Verhandlung
kommt. Der Richter fragt den Angeklagten, ob er zugestehe, gesagt
zu haben, daß der Gemeindediener Feuchtl der dümmste Kerl von
der ganzen Gemeinde sei, und was er zu seiner Entschuldigung vor-
zubringen habe. Der Gocklhofbaner gesteht die Aeußernng zu, be-
hauptet aber, dieselbe habe nicht dem Gemeindediener gegolten, sondern
dem Bürgermeister. Die Lampe im Stiegenhans habe so schlecht
gebrannt, und habe er den die Stiege Herabkommenden für den
Bürgermeister gehalten. Nach Einvernahme der Zeugen entfernt sich
der Richter mit deir Schöffen intb gibt nach der Rückkunft in den
Verhandlnngssaal folgendes Urtheil bekannt: Der Gocklhofbaner
wird der dem Feuchtl zugefügten Beleidigung für schuldig erkannt
und zu einer Strafe von 6 Mark oder einem Tag Gefängnis; ver-
urtheilt. Als Milderungsgrund wird die durch die Zeugen fest-
gestellte mangelhafte Beleuchtung des Stiegenhauses zwar anerkannt;
jedoch wäre es die Pflicht des Angeklagten gewesen, sich über die
Persönlichkeit des Mannes, welcher die Stiege herabkam, vorher ge-
nauer zu vergewissern.
Lirbesleid.
a schlag' das Donnerwetter d'rein:
Jetzt hat sie's mit dem Andern!
.Und jüngst im blauen Mondenschein
war noch die blonde Hexe inein,
Nun muß ich einsain wandern!
CD HimmelhagelsackerlotI
Nun kauf' ich zwei Pistolen
Und schieße mich vor Liebesnoth
Noch heute miese-mausetot — —
Der Kuckuck soll euch holen!
j)ch blas' mein Wehe in den Wind,
Bin wieder guter Laune;
Ls blüht noch manches hübsche Kind,
Geb's Gott, daß ich recht bald ein's sind' —
Und diesmal eine Braune!
Reinhard Volker.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Liebesleid"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 117.1902, Nr. 2976, S. 67
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg