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Und weißt Du, was er mir verordnet
hat? .
. . . Eisen, recht viel Eisen; nnd da habe ich
mir denn gleich....
Arg zerstreut.
„Auf welche Weise hat man denn den Bank-
notenfälscher Willbier gleich am ersten Tage er-
wischt?" — „Ja, dein hat die Eitelkeit einen Streich
gespielt, er hatte nämlich in der rechten unter'n Ecke
auf jedem Scheine ,fecit Willbier' angebracht!"
Spinnen-Netze.
*
Lebenskräftiger als Leben
Ist das werk geheimer Tücke.
wenn die Spinne längst vertrocknet,
Längt ihr Retz noch manche Atücke.
O. 3-
Der Gchmalzropf.
von Hoba Hoba.
^^uffein ibn Ragib-aga, der Waldhüter von Kara-scheher, saß mit ernsten
Mienen vor seiner pütte, rauchte seine Pfeife und sonnte den weißen
Bart. — Da nahte sich mit deinüthigen Geb erden der elende Gjaur
Diinitar Timopoulos und sprach: „G, Tffendi-aga, genehmige in Deiner
Weisheit eine Bitte: Ich habe keinen Spahn polz im pause und der Winter
naht. Laß' mich in Deinem Walde ein paar Scheite roden — Gott erhalte
Dich uns viele hundert Jahre!"
pussein ibn Ragib-aga dachte lange, lange nach und sagte dann: „Du
siehst, Gjaur — ich habe keine Zeit!" — Dimitar Timopoulos aber schlich
hinweg init Kummer im perzen.
Zu pause klagte er dein Nachbarn sein Leid. Der Nachbar, ein er-
fahrener Mann und fest im Glauben, lachte dazu.
„wie magst Du fröhlich sein, wenn Du Deinen Nächsten in solcher
Noth siehst?" fragte Diinitar Timopoulos gereizt.
„wie sollte ich nicht", erwiderte der Nachbar, „da Du so unverständig
bist, vor pussein ibn Ragib-aga ohne Bakschisch zu erscheinen!"
Dimitar nahm sich die Worte zu Gemüthe und schlief eine Nacht dar-
über. Ain Morgen brachte seine Irau ein schönes Lämmchen herbei, damit
es Diinitar zun: Waldhüter trage. Allein der elende Gjaur fand das Ge-
schenk zu kostbar und ineinte, ein Schmalztopf thäte es auch. —- Alsbald
begann er das Gesäß, einen Schuh hoch, eine Spanne weit, zu füllen. Doch
schon that ihm auch das wehe, so viel schönes Jett opfern zu müssen,
und er ging hin, stampfte nassen Lehm in des. Topfes pöhlung und strich
darauf nur obenauf eine Schichte des Schmalzes.
Mit dein Geschenk unter dem Rocke kam er wieder zu pussein ibn
Ragib-aga. Mit hundert Bücklingen bat er um die Lrlaubniß zur polzung.
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Und weißt Du, was er mir verordnet
hat? .
. . . Eisen, recht viel Eisen; nnd da habe ich
mir denn gleich....
Arg zerstreut.
„Auf welche Weise hat man denn den Bank-
notenfälscher Willbier gleich am ersten Tage er-
wischt?" — „Ja, dein hat die Eitelkeit einen Streich
gespielt, er hatte nämlich in der rechten unter'n Ecke
auf jedem Scheine ,fecit Willbier' angebracht!"
Spinnen-Netze.
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Lebenskräftiger als Leben
Ist das werk geheimer Tücke.
wenn die Spinne längst vertrocknet,
Längt ihr Retz noch manche Atücke.
O. 3-
Der Gchmalzropf.
von Hoba Hoba.
^^uffein ibn Ragib-aga, der Waldhüter von Kara-scheher, saß mit ernsten
Mienen vor seiner pütte, rauchte seine Pfeife und sonnte den weißen
Bart. — Da nahte sich mit deinüthigen Geb erden der elende Gjaur
Diinitar Timopoulos und sprach: „G, Tffendi-aga, genehmige in Deiner
Weisheit eine Bitte: Ich habe keinen Spahn polz im pause und der Winter
naht. Laß' mich in Deinem Walde ein paar Scheite roden — Gott erhalte
Dich uns viele hundert Jahre!"
pussein ibn Ragib-aga dachte lange, lange nach und sagte dann: „Du
siehst, Gjaur — ich habe keine Zeit!" — Dimitar Timopoulos aber schlich
hinweg init Kummer im perzen.
Zu pause klagte er dein Nachbarn sein Leid. Der Nachbar, ein er-
fahrener Mann und fest im Glauben, lachte dazu.
„wie magst Du fröhlich sein, wenn Du Deinen Nächsten in solcher
Noth siehst?" fragte Diinitar Timopoulos gereizt.
„wie sollte ich nicht", erwiderte der Nachbar, „da Du so unverständig
bist, vor pussein ibn Ragib-aga ohne Bakschisch zu erscheinen!"
Dimitar nahm sich die Worte zu Gemüthe und schlief eine Nacht dar-
über. Ain Morgen brachte seine Irau ein schönes Lämmchen herbei, damit
es Diinitar zun: Waldhüter trage. Allein der elende Gjaur fand das Ge-
schenk zu kostbar und ineinte, ein Schmalztopf thäte es auch. —- Alsbald
begann er das Gesäß, einen Schuh hoch, eine Spanne weit, zu füllen. Doch
schon that ihm auch das wehe, so viel schönes Jett opfern zu müssen,
und er ging hin, stampfte nassen Lehm in des. Topfes pöhlung und strich
darauf nur obenauf eine Schichte des Schmalzes.
Mit dein Geschenk unter dem Rocke kam er wieder zu pussein ibn
Ragib-aga. Mit hundert Bücklingen bat er um die Lrlaubniß zur polzung.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Gattin Heimkehr" "Der Schmalztopf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1902
Entstehungsdatum (normiert)
1897 - 1907
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 117.1902, Nr. 2977, S. 75
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg