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15.

Bestellungen werde» in allen Buch- und Kunst- r
Handlungen, sowie von allen Postämtern und =2=* M 7 HD,

Zeitungsexpeditionen angenommen.

Erscheinen wöchentlich. Subscriptionspreis! vtt 41 \
für den Band von 26 Nummern 3 fl. 36ti\[ A11,

2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. od. 3 ggr.

Zwei Nächte.

(Fortsetzung.)

Unter diesem schönen natürlichen Dache saßen an einem
grobgezimmerten Tische zwei junge Offiziere auf derben Stroh-
stühlen und schenkten sich abwechselnd aus der mit Stroh um-
wundenen Foglietta die Gläser voll. Ihre Pferde befanden
sich unter Obhut von Soldaten am Fuß der Terrasse, die mit
malerischen Kriegsbildern umgeben war. Hier saß ein Husar
auf den Stufen der Treppe, mehrere Rosse am Zügel, dort
schnallte ein Dragoner an seinem Sattel herum, während ein
Chevauxleger, beide Arme auf den Rücken seines Pferdes ge-
lehnt, mit der einen Hand ein Glas hielt, enthaltend einen
Rest Wein, den er dem Kanieraden reservirte. Auf der andern
Seite gingen Infanterie- und Cavallerie-Ofsiziere auf und ab
und tauschten ihre Meinungen aus, ob sie heute noch ihren
vorausgegangenen Kameraden folgen oder hier einen Bivouak
beziehen würden. Infanteristen saßen am Boden, das Gewehr
auf den Knieen, und zwischen ihnen Grenadiere, die schwere
Bärenmütze neben sich, dort eine Gruppe von Jägern auf dem
Bauch ausgestreckt, den Kopf auf den Arm gestützt, die Büchse
neben sich. Ein Tambour, der wahrscheinlich von den letzten
Affairen träumte und auf einem alten Fasse saß, schlug pianis-
simo einen Marsch zum Angriff. Nicht weit von dem kleinen
Hause befanden sich Gruppen gefangener Piemontesen, von
Grenadieren bewacht, die Soldaten lagen ermüdet am Boden,
die Offiziere standen in Gruppen und blickten finster dem da-
hinziehenden Heere nach. Dies ganze lebendige Bild wurde
vervollständigt durch zahlreiche Biehheerden, die den Bataillonen
nachgetrieben wurden und durch schwere Karren mit Ochsen
bespannt, auf welchen Weinfässer lagen. Die Pferde derCaval-
lerie schüttelten sich und schnaubten, von dem andern Flußufer

drüben schallte zuweilen leiser Trommelschlag und einzelne Klänge
der Feldmusik herüber. Zuweilen hörte man rückwärts ein
Hornsignal, ein lustiges Soldatenlied und lautes Lachen, und
j dann und wann tiefes, kräftiges Gebrüll aus den Viehherden.

Die Offiziere, die unter der Veranda saßen, waren zwei
junge Männer, ein Rittmeister von den Husaren, ein Ober-
lieutenaut von den Chevauxlegers. Letzterer war eben im Be-
griff, eine kleine lederne Tasche aufzuschnallen, die er ani
Sattel zu tragen pflegte und worin er seine Cigarren auf-
bewahrte. Die Kleidung der Beiden war mit Staub be-
deckt, sie trugen schwere Säbel, die Cartouche und Tschako,
Helm und Handschuhe lagen neben ihnen auf dem Tische.

„So weit wären wir also," sagte der Husar und ließ einen
zufriedenen Blick über den Fluß schweifen, „an der Schwelle
unseres Hauses glücklich angekommen und ich bin fest überzeugt,
daß der alte Herr noch heute Abend kräftig anklopfen wird."

„Wie ich höre," sagte der Chevauxleger, indem er sich -
seine Cigarre anbrannte, „wird sich Karl Albert nach Mai-
land zurückziehen und es sollte mich wahrhaftig ungeheuer
freuen, wenn es da noch zu einem soliden Schlage käme."

„Pah!" meinte der Husaren-Offizier, „die schlagen sich
nimmer, was wird s da unten geben? Ein paar Geschütz-
aufstellungen, Proklamationen, einige wüthende Volks-Demon-
strationen, voila-tout. Ich bin fest überzeugt, in zwei bis
drei Tagen marschiren wir über den Domplatz, ich freue
mich schon auf die Gesichter, wenn da die Bande spielt:
„Gott erhalte unfern Kaiser."

„Das ist Alles schön und gut," seufzte der andere Offi- ;
zier, „aber wenn sie nur in unfern Quartieren zu Mailand
nicht so jammervoll gehaust hätten; ach, meine schönen
Waffen, das ist Alles verloren, und mein ganzes Silbergeschirr."

„Nun, was das Letztere anbelangt," lachte der Husar, „das
wird noch zu ersetzen sein; aber mir ist's nur leid um das

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