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Ein Zweifler.
Geistlicher Rat (im Gefängnis zu einem Verbrecher):
„Wenn Ihre zehn Jahre herum sind, werden Sie wieder in die
menschliche Gesellschaft zurückkehren, Sie werden sich des Lebens
freuen, und wieder Gefallen an der Arbeit finden!"
Verbrecher: „Da bin ich neugierig, Herr Rat!"
Unter Freundinnen.
„Mein Männchen ist ein Engel! Er ißt alles, was ich
ihm vorsetze." — „Also ein Würgengel!"
-*-* Abnormität. *—
Aopfschüttelnd staunte der Beiden wegen
Gar oft der Genossen ganze Gemeinde:
Sie waren all' Zwei im Amte Kollegen —
Und waren trotzdem im Leben Freunde.
W. H.
wie x^ctt Ierem ias v^abetleirt
Geheimer Hofrar wurde.
Lin Märchen aus der Wirklichkeit.
erenissimus befand sich in der aller-
besten Laune, denn er hatte so-
eben ein eigenhändiges Schreiben
seines Nachbarn, des Fürsten
Karl LXXII. erhalten, das eine an-
genehme Botschaft enthielt. Fürst
Karl LXXII. entschuldigte sich,
daß es ihm leider nicht inöglich
sei, zum zehnjährigen Negierungs-
jubiläum seines erlauchten Bruders
persönlich zu erscheinen, da er durch einen neuerlichen Anfall
Höchstseiner Ischias an das Bett gefesselt sei.
„Desto besser!" — murmelte Serenissimus in den Bart. —
„Habe den Kerl --den Karl LXXII. nie riechen können."
Serenissimus hatten dann geruht, einen Blick in das amt-
liche Regierungsorgan des Fürstentums zu werfen — als der
diensttuende Kammerdiener den Herrn Schulrat Jeremias Häb'er-
lein meldete.
„He? He? Häberlein? Was will der Mensch?"
„Ls ist der Seminardirektor i. R., der Durchlaucht das la-
teinische Iubiläumsgedicht gewidmet hat, das heute im Amtsblatt
abgedruckt ist. Er ist befohlen — sagt er" —
„Richtig, ja, ja, der Häberlein! Mir ein lateinisches Gedicht
— Hä! Hä! IVIensa — mensae — dunkle Erinnerungen — Häl
Hä! — Lasten Sie ihn eintreten, Georg I"
Gleich darauf stand in Frack und weißer Halsbinde mit
glattrasiertem Gesicht, gebücktem Rücken und einigen Tropfen
Schweiß auf der Stirne ein Mann von ungefähr sechzig Jahren
vor Serenissimus, der ihn mit scharfem Blicke musterte.
„Heißen Hä — Hä — Häberlein?"
„Zu Befehl, Durchlaucht."
„waren früher Seminardirektor?"
„Zu Befehl, Durchlaucht."
„Kenne alle meine Untertanen — Hä! Hä I Haben in einem
lateinischen Gpus mein Jubiläum besungen?"
„Zu Befehl, Durchlaucht."
„Ach was! Habe Ihnen nicht befohlen, lateinische Verse zu
machen. Aber wissen Sie was, mein lieber Hä — Hä —"
„Häberlein, Durchlaucht, Schulrat Häberlein" —
Ein Zweifler.
Geistlicher Rat (im Gefängnis zu einem Verbrecher):
„Wenn Ihre zehn Jahre herum sind, werden Sie wieder in die
menschliche Gesellschaft zurückkehren, Sie werden sich des Lebens
freuen, und wieder Gefallen an der Arbeit finden!"
Verbrecher: „Da bin ich neugierig, Herr Rat!"
Unter Freundinnen.
„Mein Männchen ist ein Engel! Er ißt alles, was ich
ihm vorsetze." — „Also ein Würgengel!"
-*-* Abnormität. *—
Aopfschüttelnd staunte der Beiden wegen
Gar oft der Genossen ganze Gemeinde:
Sie waren all' Zwei im Amte Kollegen —
Und waren trotzdem im Leben Freunde.
W. H.
wie x^ctt Ierem ias v^abetleirt
Geheimer Hofrar wurde.
Lin Märchen aus der Wirklichkeit.
erenissimus befand sich in der aller-
besten Laune, denn er hatte so-
eben ein eigenhändiges Schreiben
seines Nachbarn, des Fürsten
Karl LXXII. erhalten, das eine an-
genehme Botschaft enthielt. Fürst
Karl LXXII. entschuldigte sich,
daß es ihm leider nicht inöglich
sei, zum zehnjährigen Negierungs-
jubiläum seines erlauchten Bruders
persönlich zu erscheinen, da er durch einen neuerlichen Anfall
Höchstseiner Ischias an das Bett gefesselt sei.
„Desto besser!" — murmelte Serenissimus in den Bart. —
„Habe den Kerl --den Karl LXXII. nie riechen können."
Serenissimus hatten dann geruht, einen Blick in das amt-
liche Regierungsorgan des Fürstentums zu werfen — als der
diensttuende Kammerdiener den Herrn Schulrat Jeremias Häb'er-
lein meldete.
„He? He? Häberlein? Was will der Mensch?"
„Ls ist der Seminardirektor i. R., der Durchlaucht das la-
teinische Iubiläumsgedicht gewidmet hat, das heute im Amtsblatt
abgedruckt ist. Er ist befohlen — sagt er" —
„Richtig, ja, ja, der Häberlein! Mir ein lateinisches Gedicht
— Hä! Hä! IVIensa — mensae — dunkle Erinnerungen — Häl
Hä! — Lasten Sie ihn eintreten, Georg I"
Gleich darauf stand in Frack und weißer Halsbinde mit
glattrasiertem Gesicht, gebücktem Rücken und einigen Tropfen
Schweiß auf der Stirne ein Mann von ungefähr sechzig Jahren
vor Serenissimus, der ihn mit scharfem Blicke musterte.
„Heißen Hä — Hä — Häberlein?"
„Zu Befehl, Durchlaucht."
„waren früher Seminardirektor?"
„Zu Befehl, Durchlaucht."
„Kenne alle meine Untertanen — Hä! Hä I Haben in einem
lateinischen Gpus mein Jubiläum besungen?"
„Zu Befehl, Durchlaucht."
„Ach was! Habe Ihnen nicht befohlen, lateinische Verse zu
machen. Aber wissen Sie was, mein lieber Hä — Hä —"
„Häberlein, Durchlaucht, Schulrat Häberlein" —
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Dilemma"
"Wie der Jeremias Häberlein Geheimer Hofrat wurde"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1909 - 1909
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)