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Schah Nadir. %
chah Nadir saß beim frohen Mahl
Im sestgeschmückten Königssaal,
Ein Mann voll Weisheit und Verstand,
Ben Lassan ihm zur rechten Land,
And Abu Kalef, der gescheite
And witz'ge, ihm zur linken Seite.
„Mir starb mein Weib, Ihr wißt es ja,"
Begann mit Vorsicht jetzt der Schah
And drehte in verlegner Art
Den blendend weißen Knebelbart;
„Soll ich des Sultans Töchterlein,
Die mandeläug'ge Fatme frei'n?
Ich hörte Eure Meinung gern.
Was ratet Ihr, liebwerte Lerrn?" —
Ben Lassan griff zum Wort im Nu:
„Großmächt'ger Fürst, das wagtest Du?!
Du, der g'rad' älter vierzig Jahr,
Vielleicht noch eines mehr sogar?" —
Schah Nadir zog ein ernst Gesicht:
„Laß hören nun, was Kalef spricht!" —
Der strich die Stirn sich und begann:
O Lerr, hör' ein Geschichtchen an!
In Bagdad lebte einst ein Greis,
Dess' Lerz schlug feurig noch und heiß.
Doch litt er manchmal schwere Pein,
Denn nachts plagt' ihn das Zipperlein.
Einst kam er beim Spazierengeh'n
Vor einen schmalen Bach zu steh'n.
Er, der, als schwarzgelockt sein Laar,
Der kühnste aller Springer war.
Vergaß sein nächtlich Zipperlein,
Nahm Anlauf, sprang und — siel hinein."
Da lächelt mild der Schah und spricht:
„Der Kerl verdient es besser nicht."-
Schah Nadir lebt' noch lange Zeit,
Lat nicht zum zweitenmal gefreit.
Ben Lassan ward von Königs Gnaden
f)°9
Schah Nadir. %
chah Nadir saß beim frohen Mahl
Im sestgeschmückten Königssaal,
Ein Mann voll Weisheit und Verstand,
Ben Lassan ihm zur rechten Land,
And Abu Kalef, der gescheite
And witz'ge, ihm zur linken Seite.
„Mir starb mein Weib, Ihr wißt es ja,"
Begann mit Vorsicht jetzt der Schah
And drehte in verlegner Art
Den blendend weißen Knebelbart;
„Soll ich des Sultans Töchterlein,
Die mandeläug'ge Fatme frei'n?
Ich hörte Eure Meinung gern.
Was ratet Ihr, liebwerte Lerrn?" —
Ben Lassan griff zum Wort im Nu:
„Großmächt'ger Fürst, das wagtest Du?!
Du, der g'rad' älter vierzig Jahr,
Vielleicht noch eines mehr sogar?" —
Schah Nadir zog ein ernst Gesicht:
„Laß hören nun, was Kalef spricht!" —
Der strich die Stirn sich und begann:
O Lerr, hör' ein Geschichtchen an!
In Bagdad lebte einst ein Greis,
Dess' Lerz schlug feurig noch und heiß.
Doch litt er manchmal schwere Pein,
Denn nachts plagt' ihn das Zipperlein.
Einst kam er beim Spazierengeh'n
Vor einen schmalen Bach zu steh'n.
Er, der, als schwarzgelockt sein Laar,
Der kühnste aller Springer war.
Vergaß sein nächtlich Zipperlein,
Nahm Anlauf, sprang und — siel hinein."
Da lächelt mild der Schah und spricht:
„Der Kerl verdient es besser nicht."-
Schah Nadir lebt' noch lange Zeit,
Lat nicht zum zweitenmal gefreit.
Ben Lassan ward von Königs Gnaden
f)°9
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schah Nadir"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1909 - 1909
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)