Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
38

Die Ratze.

schlief aber noch nicht; eine große, graue Ratze lag breit auf der
Bettdecke.

„Wo bist Du so lange gewesen?" fragte sie, den Kopf hoch
aus den Kissen erhebend.

„Ich wollte eines der Resselchen abtragen."

„So spät in der Nacht?"

„Dann war ich auch noch im Raffeehause."

„Im-?"

„Ja, im Raffeehause I"

Der Frau war das Wort im Munde vor Staunen erstorben,
und er wunderte sich über sich selbst, daß er solchen ungewohnten
Mut entwickelte. Sie aber richtete sich ganz im Bette auf. Die
große, graue Ratze wurde damit von der angenehmen Stelle, wo
sie lag, verscheucht. Auch sie erhob sich und machte einen furcht-
baren krummen Buckel. Die $xau aber schrie den Mann an: „Du
läufst ins Kaffeehaus und läßt mich arme Frau hier allein, ohne
einen einzigen Piaster, krank und elend. Du Lump, Du, Du Geld-
verpraffer!"

So kreischte laut die Frau, und die Ratze miaute entsetzlich
dazu.

„Nimm die Ratze wegl" schrie er jetzt seinerseits.

„welche Ratze?"

„Das Untier dort! weg damit I"

Da aber schrie sie erst recht auf: „Lass' mir die Ratze in
Ruhe; oder. . . ." und wütend sah sie ihn an. Er aber ließ sich
nicht beirren; wußte er jetzt doch genau, wie Frauen behandelt

so. Und vor ihr auf der Bettdecke lag breit dahingestreckt —
eine große, graue Ratze. Ls war die nämliche, die er am
Abend vorher zum Fenster hinausgeworfen. Lin günstiger Stern
hatte gewaltet: sie war gerettet worden — und so blieb richtig
alles beim alten. — —

Berwechsl u u g.

Korporal: . Was sind Sie, Einjähriger? Statistiker?

Jetzt haben wir Komödianten auch noch!"

werden müssen. Er packte die Ratze, nahm sie fest hinten am
Genick, tat das Fenster weit auf und warf sie, was sie auch
kratzte und biß, hinaus, daß sie in hohem Bogen weit über die
Straße und in den Nil hineinflog.

Die Frau war zuerst ganz starr vor Verwunderung und
Schreck; denn so hatte sie ihren Mann noch niemals gesehen.
Dann aber sprang sie vollends aus dein Bette auf und stürzte
sich auf ihn. Alle lieben Nachbarn spitzten die Ohren ob dem
Lärm, den es jetzt gab; aber es erfuhr doch niemand etwas Be-
stimmtes über den Ausgang des Zusammenstoßes. Reines von
beiden hat auch darüber etwas Näheres verlauten lassen. Nur
Berber Ben Baschi, der am Morgen darauf so von ungefähr
davon hörte, dachte sich seinen Teil. Die klägliche Miene, die der
Gelbgießer aufgesteckt hatte, sagte alles.

Nur einen Trost hatte dieser: die Ratze war weg. —

Kurz vor Mittag schützte er vor, er müßte notwendig nach
Schellal, um dort einiges Messing einzukaufen. Er verließ das
Haus und benutzte zum ersten Male das kurze Stück der neuen
Eisenbahn, das die Ausländer den Nil aufwärts bis Schellal schon
fertig hatten. Er kaufte da auch wirklich einen Posten altes
Messing in einer Auktion zu billigein Preise. Ganz froh und
munter kehrte er heim, beinahe versöhnlich gestimmt.

Die Frau lag bereits zu Bett und schlief — oder stellte sich

Fataler Irrtum.

Dichter (dessen Stück eben aufgeführt wird): „Hast Du nicht
bemerkt, wie mir die Exzellenz immer wohlwollend zunickte?"
Freund: „I bewahre — die ist eingenickt!"

o Du.

VCixt Deiner Liebe warmem
Licht,

Das reich und unerschöpflich

floß,

Für mich die Sonne wärest
Du,

Die Balsam in mein Leiden
goß.

Und wenn mich Dämmergrau'n
bedrängt.

Mein Trost, mein Abendstern
bist Du;

Du füllst mit Mondenglan;

die Nacht

Und bringst mir Ruh'.

Reinhard Volker.

Boshaft.

„Meine Gedichte sind wie scharfe Pfeile."

„Sag' lieber: wie Bumerangs — so oft Du sie versendest,
kommen sie zurück."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Katze"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Simm, Franz Xaver
Entstehungsdatum
um 1909
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1914
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 131.1909, Nr. 3338, S. 38
 
Annotationen