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Per junge Harun al Raschid.
Pieb in einem anderen Gewölbe entwendet. Beide Schätze nahm
der Kaufmann an sich und verwahrte sie. Pann lächelte er
dem Gauner freundlich grüßend zu. Per aber schlich betrübt
hinweg und wagte nichts zu sagen.
In einer engen Gasse folgte ein Fant einer verschleierten
Schönen. Sie schien nichts davon zu bemerken, sondern schwebte
auf kleinen Schuhen leichtbeschwingt dahin. „Laß uns den ein-
fältigen Gecken verscheuchen," sagte Harun, „der die süße Lotos-
blume stört! Gewiß beleidigt sie seine Nähe. Ihr holder Sinn
weilt allem Irdischen fern in den zauberischen Gärten der Huris
— der dumme Laste belästigt sie nur mit seiner Liebelei!" — Pie
Schöne war unterdessen in einem Hause verschwunden. Per junge
Mann blieb an der Türe stehen, als warte er auf etwas. „Tor!"
sagte Harun. „Noch harrt er, während sie längst, an tausend er-
habene Pinge denkend, in ihrem trauten Gemache weilt."
Pa zitterte oben aus dem vergitterten Fenster eine grüne
seidene Schnur, an der ein ambraduftendes Brieflein hing; — und
ein leises silbernes Lachen ertönte.
Sie waren bei einem klugen Perwisch eingekehrt, der dafür
galt, daß er unter schelmischer Art große Weisheit barg. Nach-
dem sie manches erwogen, gingen sie. „Gewiß kennst Pu wie
keiner", sagte Raschid, „den Pfad zu den Geheimnissen des Lebens
und führst uns dorthin!" Per Perwisch nickte und ging voran.
Sie kamen in eine finstere Höhle. Langsamen Schrittes folgten
sie. Mft wurde die Höhle so nieder, daß sie kriechen mußten.
Ferne Wasser hörte man rauschen. Seltsame Melodien klangen
hin und wieder aus den Steinen. Pann wieder war's, als ginge
es unter hohen Tempeln hin — durch weite Wälder. Und bald
schien die ganze Erde drückend und erstickend auf dem engen weg
zulasten, den die Ärmel streiften, „wann kommt's? wann kommt
es?" frug Harun oft. Poch niemand gab ihm Antwort, plötz-
lich gerieten sie in dichtes Gestrüpp, durch das sie sich mühevoll
Bahn brachen. Ls wurde heller und heller. „Ah! Jetzt! Jetzt!"
rief der Fürst entzückt und kämpfte sich durch.
Pa stand er im Freien, wo sie hereingekommen. Fern im
Punklen hörte man das Lachen des Perwischs.
„wir wollen den Kadi hören!" sagte Harun. „Nein!" meinte
sein Lehrer. „Laß uns jene hören, die von ihm kommen!" Pa
stürmten etliche heraus, die mit ihrer Klage nicht durchgedrungen
waren. Sie schrien und zeterten über den Richter, warfen ihm
Parteilichkeit, Pummheit und Ungerechtigkeit vor und erfüllten mit
ihrem Lärm die Gasse. „Pu hast recht gehabt!" sagte Harun.
„Ls scheint nicht der Mühe wert, diesen Mann zu hören. Lr
waltet wohl nicht mit Weisheit seines Amtes!" — „Sieh!" sagte
der Lehrer und zeigte auf einen Mann, der hoch erhobenen Hauptes
und strahlenden Gesichtes mit einigen Freunden aus dem Gerichts-
gebäude kam. Sein Mund pries in den herrlichsten Bildern die
unendliche Weisheit, Güte und Gerechtigkeit des Kadis. Penn er
hatte den Prozeß gewonnen.
wie sie aber nach ein paar Wochen wieder vorbeigingen,
schmähte und schimpfte er mehr wie die ersten, weil er in einer
anderen Sache verloren hatte.
„wie?" sagte Harun bestürzt. „Muß denn nicht der Richter
irre werden zwischen Lob und Tadel, Schmähung und Ruhm?
wie soll er noch das Rechte finden? wem soll er folgen?"
„Sich!" sagte sein Lehrer.
M. Herbert.
t -*\Tr.- f
Glückselig.
„Himmlisch, wie rasend er fährt! . . Die Leute werden denken, er entführt mich."
Per junge Harun al Raschid.
Pieb in einem anderen Gewölbe entwendet. Beide Schätze nahm
der Kaufmann an sich und verwahrte sie. Pann lächelte er
dem Gauner freundlich grüßend zu. Per aber schlich betrübt
hinweg und wagte nichts zu sagen.
In einer engen Gasse folgte ein Fant einer verschleierten
Schönen. Sie schien nichts davon zu bemerken, sondern schwebte
auf kleinen Schuhen leichtbeschwingt dahin. „Laß uns den ein-
fältigen Gecken verscheuchen," sagte Harun, „der die süße Lotos-
blume stört! Gewiß beleidigt sie seine Nähe. Ihr holder Sinn
weilt allem Irdischen fern in den zauberischen Gärten der Huris
— der dumme Laste belästigt sie nur mit seiner Liebelei!" — Pie
Schöne war unterdessen in einem Hause verschwunden. Per junge
Mann blieb an der Türe stehen, als warte er auf etwas. „Tor!"
sagte Harun. „Noch harrt er, während sie längst, an tausend er-
habene Pinge denkend, in ihrem trauten Gemache weilt."
Pa zitterte oben aus dem vergitterten Fenster eine grüne
seidene Schnur, an der ein ambraduftendes Brieflein hing; — und
ein leises silbernes Lachen ertönte.
Sie waren bei einem klugen Perwisch eingekehrt, der dafür
galt, daß er unter schelmischer Art große Weisheit barg. Nach-
dem sie manches erwogen, gingen sie. „Gewiß kennst Pu wie
keiner", sagte Raschid, „den Pfad zu den Geheimnissen des Lebens
und führst uns dorthin!" Per Perwisch nickte und ging voran.
Sie kamen in eine finstere Höhle. Langsamen Schrittes folgten
sie. Mft wurde die Höhle so nieder, daß sie kriechen mußten.
Ferne Wasser hörte man rauschen. Seltsame Melodien klangen
hin und wieder aus den Steinen. Pann wieder war's, als ginge
es unter hohen Tempeln hin — durch weite Wälder. Und bald
schien die ganze Erde drückend und erstickend auf dem engen weg
zulasten, den die Ärmel streiften, „wann kommt's? wann kommt
es?" frug Harun oft. Poch niemand gab ihm Antwort, plötz-
lich gerieten sie in dichtes Gestrüpp, durch das sie sich mühevoll
Bahn brachen. Ls wurde heller und heller. „Ah! Jetzt! Jetzt!"
rief der Fürst entzückt und kämpfte sich durch.
Pa stand er im Freien, wo sie hereingekommen. Fern im
Punklen hörte man das Lachen des Perwischs.
„wir wollen den Kadi hören!" sagte Harun. „Nein!" meinte
sein Lehrer. „Laß uns jene hören, die von ihm kommen!" Pa
stürmten etliche heraus, die mit ihrer Klage nicht durchgedrungen
waren. Sie schrien und zeterten über den Richter, warfen ihm
Parteilichkeit, Pummheit und Ungerechtigkeit vor und erfüllten mit
ihrem Lärm die Gasse. „Pu hast recht gehabt!" sagte Harun.
„Ls scheint nicht der Mühe wert, diesen Mann zu hören. Lr
waltet wohl nicht mit Weisheit seines Amtes!" — „Sieh!" sagte
der Lehrer und zeigte auf einen Mann, der hoch erhobenen Hauptes
und strahlenden Gesichtes mit einigen Freunden aus dem Gerichts-
gebäude kam. Sein Mund pries in den herrlichsten Bildern die
unendliche Weisheit, Güte und Gerechtigkeit des Kadis. Penn er
hatte den Prozeß gewonnen.
wie sie aber nach ein paar Wochen wieder vorbeigingen,
schmähte und schimpfte er mehr wie die ersten, weil er in einer
anderen Sache verloren hatte.
„wie?" sagte Harun bestürzt. „Muß denn nicht der Richter
irre werden zwischen Lob und Tadel, Schmähung und Ruhm?
wie soll er noch das Rechte finden? wem soll er folgen?"
„Sich!" sagte sein Lehrer.
M. Herbert.
t -*\Tr.- f
Glückselig.
„Himmlisch, wie rasend er fährt! . . Die Leute werden denken, er entführt mich."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Glückselig"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1909
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1914
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)