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Ernst und würdig, seines hehren Berufes wohl bewußt, er-
schien der fremde Arzt vor Soliman. Als er vernommen, was
dessen Begehr, verlangte er, zu der Kranken geführt zu werden.

Des Großwesirs Blick flammte in eifersüchtigem Zorn,
„wenn Du helfen kannst," sprach er finster und drohend, „mußt
Du auch, ohne sie zu sehen, dazu imstande sein!"

Der Arzt lächelte leise, fast unbemerkbar. Dann erklärte er
bestimmt, er müsse entweder die Kranke sehen oder wieder seines
Weges ziehen.

Grimmfunkelnden Blicks hieß der Großwesir ihn warten.
Erst nach geraumer Zeit kehrte er wieder und führte den Fremden
nun doch an das Bett der Leidenden, die ganz in weiße Schleier
gehüllt war.

Der Arzt ließ sich die Zunge zeigen, fühlte gewissenhaft den
Puls und verschrieb zum Schluffe die Medizin, die ihm am meisten
geeignet dünkte. Auch gebot er strengste Ruhe, ordnete eine milde
Diät an und versprach, abends wieder zu kommen, da der Zustand
der Patientin höchst merkwürdig und zugleich ebenso bedenklich sei.

Ohne Zaudern wurde er am Abend an das Bett der Leidenden
geführt, die stumm und teilnahmslos — dicht in Schleier verhüllt
— lag wie am Morgen. Auch ihr Zustand war gleich rätsel-
haft geblieben. Der Arzt verschrieb deshalb eine neue Medizin,
verfügte heiße Bäder und ging ernst und würdig von dannen —
teils ergriffen von Mitleid mit der schönen jungen Frau, deren
Leben so arg gefährdet war, teils von Interesse erfüllt für den
interessanten Fall.

So kam er drei Wochen hindurch täglich zweimal in das Haus

uletmct. die Lieblingsgattin des Großwesirs, war von
schwerer Krankheit befallen worden. Alle fürchteten für ihr
Leben, und Soliman selbst schien zu verzweifeln, denn er
liebte sie über die Maßen. Doch keiner der' weisen Männer in
Bagdad, ja, keiner im ganzen Lande vermochte die Ursache ihres
Leidens und damit auch die Teilung zu finden. Vergebens wendeten
sie alle ihre erprobten Zaubermittel an — vergebens griffen sie
zu den geheimnisvollsten Künsten der Magie — vergebens lasen
sie in den Sternen .... sie standen vor einem Rätsel.

Keiner von ihnen hatte freilich die Kranke gesehen. Denn
das verbot die Sitte des Landes und mehr noch die Eifersucht des
Großwesirs. Soliman, der Strenge, in dessen Harem zwanzig
Frauen lebten, hätte jeden, der durch List oder auch nur durch
Zufall einen einzigen Blick in das todesbleiche Antlitz Suleimas
getan, auf der Stelle töten und in einem Sack zur Tiefe des
Meeres versenken lassen.

Auch der Kalif hörte von dem Unglück im brause seines Günst-
lings. „SolimanI" sprach er zu diesem. „Mit Betrübnis habe
ich vernommen, daß schweres Leid Deine Schwelle überschritten hat
und niemand unter den weisen des Reiches die schöne edle Suleima
von ihrer Krankheit zu befreien vermag. Nun wisse aber: Es
lebt hier in Bagdad seit einiger Zeit ein Franke. Ihm geht der
Ruf eines Arztes voran, wie kein zweiter im Morgenlande ist und
im Abendland. Zu ihm sende in meinem Namen, daß er komme
und seine Kunst zum £}eüe Deiner armen Gattin übe!"

Der Großwesir dankte mit ehrerbietigen Worten und tat —
wenn auch ungern — wie ihm geheißen.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Wunderkur"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Simm, Franz Xaver
Entstehungsdatum
um 1909
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1914
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 131.1909, Nr. 3341, S. 73
 
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