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—Der Umtausch. --Z^°—

Eine Weihnachtsgeschichte.

oth stand im Hintergrund, hatte die Arme verschränkt und blickte lächelnd
über das lichtdurchflutete Zimmer hin. Blum, sein freund, der Jung-
geselle, den man zum Weihnachtsabend eingeladen, sonnte sich an dem warmen
Familienbilde und empfand wieder einmal etwas von jener Reue, die hie und
da in ihm aufstieg.

Aber nur kurze Zeit.

Dann plötzlich schrak er empor, was hatten doch die Damen? Frau
Roth und die drei Töchter des Dauses, die ihre Geschenke besichtigt, kamen nun
mit einem gewissen süßsaueren Lächeln aus den Gatten und Vater zu, der eben
unter großem Wohlgefallen seine Zigarren, seinen Kognak und die üblichen
weihnachtsstickereien betrachtete, deren er schon ein ganzes Museum besaß.

„Ich danke Dir herzlich!" sagte die Gemahlin etwas gedehnt.

„Danke, Papa! Dankei" riesen die drei Töchter mit viel Spektakel, aber
doch nicht ohne einen fühlbaren Unterton der Enttäuschung.

„Nun," lächelte Roth und drückte ihnen allen die Hände, „wenn ich nur
das Rechte getroffen Habel"

Die vier Damen seufzten und blickten einen Moment stumm vor sich hin.
Es war tatsächlich einen Augenblick ganz still im Zimmer trotz der Anwesenheit
von vier weiblichen Wesen. — —

„Eigentlich hätte ich ja allerdings statt des Kleides lieber einen Mantel
gehabt" . . seufzte dann Frau Maria bescheiden und ergebungsvoll.

„Aber davon hatte ich ja keine Ahnung, Kind!" rief er scheinbar sehr
erschrocken, „wenn Du mir nur einen leisen Wink gegeben hättest. ."

„Achl" sagte sie und drehte die Augen kölnisch zu der Spitze des Ehrist-
baumes empor, „was helfen bei Euch Männern leise Winke — Ah.r versteht
sie ja doch nicht . ."

„Nein, Papa!" lachte die reizende Liesl. „Du
verstehst sie wirklich nicht, wie oft habe ich von
einem schicken, feschen, modernen Riesenmuff ge-
schwärmt — und da liegt nun das Pelzbarett, das
ich doch eigentlich gar nicht mag" . .

„Ach Gott, ja!" lneinte Berta mit der Miene
einer Dulderin. „Bei mir ist's ebenso, wenn ich
nur statt des Schirms ein halbes Dutzend Ball-
handschuhe bekommen hätte. Ich tanze doch so
gerne I Und von was habe ich immer geredet:

Balll Ball! Ball! Da denkt doch jedes an Hand-

schuhe. Aber unser guter harmloser Papa.."

„Unser guter harmloser Papa," bestätigte Nellv
seufzend, „der mir statt des ersehnten Rodeldreß

ausgerechnet einen Theatermantel verehrte . ."

Blum sah beinahe entsetzt seinen freund an.
Dieser hatte die Hände resigniert ineinander ge-
schlungen und sagte schuldbewußt: „Na, da seht
Ihr's, Kinder I So geht's I Mit dem besten willen
trifft man immer das Verkehrtei — Ein Glück, daß
ich mir überall den Ulntausch Vorbehalten habe.."

„Du hast Dir den Umtausch Vorbehalten.?"

riefen alle vier gleichzeitig. „Ach, Du bist ja ein
himmlischer Mann!" setzte Frau Maria strahlend
hinzu und die drei Töchter erdrückten ihn schier vor
Liebe und Begeisterung. „Dann ist ja alles gut. .
dann wird noch alles recht!" jubelten sie.

Und seelenvergnügt eilten sie von dannen, um
im Wohnzimmer den Weihnachtspunsch zu bereiten.

Roth sah ihnen nach und schmunzelte.

„wie?" rief sein Freund empört. „Du kannst
noch schmunzeln? Deprimiert Dich denn das nicht,
daß Du Dich bei allen geirrt hast?"

Roth zog ihn in die Ecke. „Aber ich habe mich
ja gar nicht geirrt!" sagte er halblaut, „war ja
alles Absicht!"

„Absicht? verstehe ich nicht!"

„Glaubst Du denn, wenn ich ihnen das gekauft
hätte, was sie wollen, das würde sie auch nur den
zehnten Teil so gefreut haben wie diese Geschichte
jetzt?.. Freund, immer die anderen die schlaueren
scheinen lassen und selbst der schlaueste sein!"

„(D Du Abgrund . ." wollte Blum entrüstet
rufen — aber Roth sagte: „Sst! Horch!".. und
inan hörte, wie Nelly außen jauchzte: „Ach, ich
tausche so wahnsinnig gerne um!" . .

w. Herbert.

Ein Pfiffikus.

Hansl (den ein Tourist um den nächsten Weg
nach Tegelhausen fragt): „Wenn D' mir zehn Pfennig
gibst, nach« sag' i' Dir 'n nächsten Weg!"

Tourist: „Hier, mein Junge, die sollst Du
haben!"

Hansl (die zehn Pfennig einsteckend): „Wenn
D' mir noch a' Zehnerl gibst, nacha sag' i' Dir ’it
allernächsten Weg!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der gefangene Gendarm"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1909
Entstehungsdatum (normiert)
1904 - 1914
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 131.1909, Nr. 3361, S. 314
 
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