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—Der Papagei. ••§=:•*• -
Lin Schwank aus dem Morgenland. — Erzählt von Roda Roda.
s war einmal ein Mann, der hatte im Käfig einen reden-
den Papagei.
Eines Tages wollte der Mann nach Mekka pilgern
und fragte jeden im paus, was er ihin von der Wallfahrt mit-
bringen sollte.
Da kam die Reihe auch an den Papagei, seine Wünsche zu
sagen.
Der Papagei sprach: „perr, wenn du durch Kairo kommst,
da wirst du viele Genossen meiner Art sehen. Bring' ihnen
meinen Gruß; und sie sollen inir bestellen, wie ich mich aus der
Gefangenschaft befreien kann."
Der Mekkapilger lachte und gelobte dem Papagei, er wolle
die Genossen in Kairo befragen. Nahm Abschied von Weib und
Kind und freunden und zog auf die weite Reise. —
Nach Jahr und Tag war er zurückgekehrt — mit all' den
kostbaren Geschenken — und trat endlich auch vor den Käfig des
Papageis.
„perr," fragte der Papagei, „hast du meinen Genossen in
Kairo meinen Gruß gebracht?"
„Ja", antwortete der Mekkaxilger. „Sie saßen dort, ihrer
wohl zwölf, auf einer Stange. Ich fragte sie in deinem Namen,
wie du dich aus dem Gefängnis befreien könntest."
„Und haben sie dir geantwortet?"
„Nein. Sic saßen schweigend da — nur einer warf plötzlich
den Kopf hoch, bewegte ein wenig die Flügel und sank tot zu
meinen Füßen nieder."
„Gut", sagte der Papagei.
Warf den Kopf hoch, flatterte ein wenig und sank wort-
los um.
Der Pilger hob den Papagei auf und versuchte, ihn wieder
zu beleben. — vergebens.
Da klagte und jammerte der Pilger, legte den leblosen Papagei
auf's Fensterbrett — — und husch, flog der Papagei davon —
zu seinen Brüdern nach Kairo.
Ausweg.
„Ich sag's unserm
langjährigen Sommer-
gast aber nicht, daß
er im nächsten Jahr
nicht lvicdcr kommen
soll, weil wir das
Ziminer für uns selber
brauchen."
„Ich bring's auch
nicht fertig, den frennd-
lichcn alten Herrn zu
kränken; (nachdenklich)
weißt D', Alte, am
besten ist's, lvir schrei-
ben ihm, wenn er dies-
mal abreist, s o a'
Rechnung, daß er gern
von selber fortbleibt!"
—Der Papagei. ••§=:•*• -
Lin Schwank aus dem Morgenland. — Erzählt von Roda Roda.
s war einmal ein Mann, der hatte im Käfig einen reden-
den Papagei.
Eines Tages wollte der Mann nach Mekka pilgern
und fragte jeden im paus, was er ihin von der Wallfahrt mit-
bringen sollte.
Da kam die Reihe auch an den Papagei, seine Wünsche zu
sagen.
Der Papagei sprach: „perr, wenn du durch Kairo kommst,
da wirst du viele Genossen meiner Art sehen. Bring' ihnen
meinen Gruß; und sie sollen inir bestellen, wie ich mich aus der
Gefangenschaft befreien kann."
Der Mekkapilger lachte und gelobte dem Papagei, er wolle
die Genossen in Kairo befragen. Nahm Abschied von Weib und
Kind und freunden und zog auf die weite Reise. —
Nach Jahr und Tag war er zurückgekehrt — mit all' den
kostbaren Geschenken — und trat endlich auch vor den Käfig des
Papageis.
„perr," fragte der Papagei, „hast du meinen Genossen in
Kairo meinen Gruß gebracht?"
„Ja", antwortete der Mekkaxilger. „Sie saßen dort, ihrer
wohl zwölf, auf einer Stange. Ich fragte sie in deinem Namen,
wie du dich aus dem Gefängnis befreien könntest."
„Und haben sie dir geantwortet?"
„Nein. Sic saßen schweigend da — nur einer warf plötzlich
den Kopf hoch, bewegte ein wenig die Flügel und sank tot zu
meinen Füßen nieder."
„Gut", sagte der Papagei.
Warf den Kopf hoch, flatterte ein wenig und sank wort-
los um.
Der Pilger hob den Papagei auf und versuchte, ihn wieder
zu beleben. — vergebens.
Da klagte und jammerte der Pilger, legte den leblosen Papagei
auf's Fensterbrett — — und husch, flog der Papagei davon —
zu seinen Brüdern nach Kairo.
Ausweg.
„Ich sag's unserm
langjährigen Sommer-
gast aber nicht, daß
er im nächsten Jahr
nicht lvicdcr kommen
soll, weil wir das
Ziminer für uns selber
brauchen."
„Ich bring's auch
nicht fertig, den frennd-
lichcn alten Herrn zu
kränken; (nachdenklich)
weißt D', Alte, am
besten ist's, lvir schrei-
ben ihm, wenn er dies-
mal abreist, s o a'
Rechnung, daß er gern
von selber fortbleibt!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ausweg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)