Fliegende Blätter (138.1913 (Nr. 3519-3544))

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8US fernem Osten zog dereinst der wack’re Tschun
Ein edler Prinz aus Chinas altem Drachenstamm
Voll Wissensdurst gen Westen. Sein geschmücktes Schiff,
Von Porzellan und Seide schwer, warf Anker aus
Im Port Venedigs. Und er stieg, an’s Land und schritt,
Umdrängt vom Volke, dem Palast des Dogen zu.

Zitronengelb, das Zöpflein festlich aufgewichst,
Schlitzäugig, in Pantoffeln schlurfend schritt er hin,
Sich lässig fächelnd, wunderlich das Wams bestickt.
Mit langen Hälsen stand das Volk, begaffend ihn,
Und plötzlich ob des seltsam-ungewohnten Bilds
Scholl Spottgelächter tausendstimmig her um ihn.

Tschun aber voller Anmut, Tschun verneigte sich,
Als widerführ’ ihm eine zarte Huldigung,

Und dankte freundlich dem geehrten Publikum.
Gleichgültig, ob der Pöbel, den die Neugier trieb,

Mit Hohn ihn grüsse oder tobend mit Hurra,

Vom Lustgeschrei wie vom Gejohle unberührt,

Ein Philosoph, ein Fürst aus echtem Herrscherblut —
So dankte höchst verbindlich Tschun — und lächelte.


Reinhard Volker.