Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
234

—=» Die Sauce. —

Wißmutig setzte er sich zu Tisch. Denn er hatte soeben das reizende ganz kleine Feuilleton als unbrauchbar
zurückerhalten, auf das er so viele Hoffnungen gesetzt. Wer beim Essen hellte sich sein Blick immer mehr und mehr auf,
und endlich rief er bewundernd und vergnügt: „Famos, Schatz, famos! Sag' nur, was ist denn das heute für eine delikate
Fleischspeise, die Du da gemacht hast?" — „Das?" lachte sie und sah ihn mit ihren klugen Schelmenangen hinterlistig
an. „Das ist genau das nämliche Rindfleisch, über das Du gestern so geschimpft hast — ich habe nur eine Sauce darüber
gemacht." — „Nur eine Sauce?" wiederholte er. — „Ja," sagte sie neckend „nur eine Sauce, liebes Männchen! Weißt
Du, die Sauce ist eben überall die Hauptsache!" — „Die Sauce ist überall die Hauptsache!" murmelte er, während er
eine Viertelstunde später das Feuilleton nocheinmal ansah. Dann setzte er sich hin, machte einen zweibändigen Roman
daraus und war von da an ein gemachter Mann.

Zuviel verlangt. —Der Gedenktag. •*-— Recht hat er.

Nachtwächter (um Mitternacht
einen betrunkenen Studenten bringend):
„Entschuldigen Sie, wohnt dieser Herr
vielleicht bei Ihnen?"

D i e n st m ä d ch e n (schlaftrunken
und die Türe wieder schließend): „Ich
iveiß nicht . . . bin auch erst neu zu-,
gezogen ... da müssen Sic morgen
nochmals anfragen."

CWw dritten Jänner war sie sanft verblichen,
Die einst Professor Schmälzleins Gattin war.
„Heut' ist das erste Witwerjahr verstrichen!"
Dies fällt ihm ein — am dritten Februar.

Er läuft, indes die Zähren wieder triefen,

Und kauft den schönsten Jmmortellenkran;;

Doch vorwurfsvoll wie einst - aus Grabestiefen
Änurrt es herauf: „Das sieht Dir ähnlich, Iran;!"

3. v.

Ein Kanzleibeamter, der jahrelang
nach einem alten und weitschweifigen
Konzepte gearbeitet hat, soll auf einmal
seinen Stil vereinfachen und die Schrif-
ten so kurz wie möglich fassen. Dies
geht aber nicht so schnell, und voller
Verdrießlichkeit ruft er: „Der Teufel
hol' diese Vereinfachungen — die Sache
ist gar nicht so einfach!"

Die Saffianschuhe. -A

Aein^Märchen von S. Iarzcbccki.

[jm König hatte eine einzige junge und schöne Tochter.
Diese war gesund, besaß alles, wonach ihr Herz verlangte,
und doch war sie unglücklich, vor Jahr und Tag war
ihr Bräutigam gestorben und seither kannte Tlisenda die Freude
nicht mehr.

Die größten Schätze seines Reiches hätte der gute alte König
geopfert für den einzigen Ausspruch seines Kindes: „Ich freue
mich! Ich bin froh!"

Aber die Trauer der lieblichen Prinzessin wuchs von Tag zu

Tag. vergebens versuchte der verzweifelte Vater alles nur mög-
liche, auf dem Antlitze des Königskindes wenigstens einen Schim-
mer von Freude zu erwecken. Ls war alles umsonst.

Da erschien plötzlich ein schlichter, junger Schuhmacher im
Palaste. (Er nannte sich Arno und behauptete, daß er allein die
Prinzessin froh machen könnte.

Tr hatte kostbares, rotes Saffianleder mitgebracht und erbat
sich die Gnade, dem. Königstöchterlein daraus ein paar Schuhe

machen zu dürfen. Am nächsten Tage schon waren die Stieselchen
fertig und so niedlich, daß jedes andere Mädchen seine helle Freude
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Saffianschuhe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1913
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 138.1913, Nr. 3538, S. 234
 
Annotationen