Seltenes Vergnügen.
„Warum balgen sich die Kinder denn da,
Kleiner?" — „Bei denen zu Hause brennt's,
und da raufen sie sich d'rum, wer den Feuer-
melder einschlagen dars!"
V erschnapp t.
Reisender (zum neuen Kunden): „Ich
wurde Ihnen raten, den Wein vierzehn Tage
lagern zu lassen, ehe Sie ihn trinken!" —
„Unmöglich! Da hat ihn ja inzwischen der
Gerichtsvollzieher!"
Mitleidig.
„Ihr Mann scheint sich immer zu freuen,
wenn wir an eine Quelle kommen, und er
trinkt doch gar kein Wasser?" — „Nein; aber
wenn alle sich erquicken, dann kann ich ihn auch
nicht dürsten sehen. . . dann dars er einen
Schluck aus unserer Kognakslasche nehmen!"
G& Ali schied. LI
3>n Iaht mich scheiden, holde Herrin mein,
4- Eh’ noch die Sonne glühend linkt zu Cal
Dann reit’ ich träumend hin int Abendschein -
Bang pocht mein Herz und stöhnt: €s war einmal!
Seid mir gesegnet, dasr lhr mein gepflegt,
Als krank und wegmiid’ einst zu Euch ich kam,
Dah Ihr mein Roh so minniglich gehegt —
UJie ward bei Euch das stolze Cier so zahm!
wein Roh so zahm und ich so tatenarm,
Als wäre Kampf ein Craum aus alter Zeit:
Wir schien die Sonne Eurer Ruld zu warm,
Wein wnt versank in süher Bindigkeit.
Da — gestern abend ward uns kundgetan,
Der Kaiser zog’ in’s welsche Land hinein —
Das griff mein Herz mit Eisenfingern au
Und geh mir 5euerglut durch Mark und Bein.
Dann in der Dacht, als Ichlummerlos ich lag,
Der Lenzsturm tosend um den Bergfried ging,
Da klirrte wie von geisterhaftem Schlag
Wein Schwert, das reglos dort am Pfosten hing.
Und mitten durch den Sturm erklang zu mir
Ein seltsam helles Wiehern aus dem Stall:
Wein Roh, es träumte wohl von lestturnier,
Uon Schlachtgetiimmel und Drommetenlcball.
Da schrie es auf in mir mit Donnerton:
„Dich ruft dein Roh, dich mahnt dein tapfres
Schwert!
l(t träge Ruhe deines Lebens Lohn?
Zeigst du dich so der gold’ncn Sporen wert?“
Dicht länger litt's mich auf dem weichen Pfühl.
I Im 5rührot stand ich neuer Jahrt bereit —
Unbändig grimme Lust am Kampfgewiihl
Blüht’ auf in mir wie einst vor langer Zeit.
Wein Rittertum war wiederum erwacht, D rum — Iaht mich scheiden, holde Herrin mein:
0elö(t der Ruh’ erschlaffend süher Bann, Seht hin, mein Roh scharrt drängend mit
Und den Benefnen dürftet nach der Schlacht! dem Juh!
lebt fühl’ ich ganz mich als des Kaisers Und (ollt’s ein Scheiden auch für immer sein,
Wann! I Wein letzter Atem sei ein letzter Brüh!
fiugo yeefc.
„Warum balgen sich die Kinder denn da,
Kleiner?" — „Bei denen zu Hause brennt's,
und da raufen sie sich d'rum, wer den Feuer-
melder einschlagen dars!"
V erschnapp t.
Reisender (zum neuen Kunden): „Ich
wurde Ihnen raten, den Wein vierzehn Tage
lagern zu lassen, ehe Sie ihn trinken!" —
„Unmöglich! Da hat ihn ja inzwischen der
Gerichtsvollzieher!"
Mitleidig.
„Ihr Mann scheint sich immer zu freuen,
wenn wir an eine Quelle kommen, und er
trinkt doch gar kein Wasser?" — „Nein; aber
wenn alle sich erquicken, dann kann ich ihn auch
nicht dürsten sehen. . . dann dars er einen
Schluck aus unserer Kognakslasche nehmen!"
G& Ali schied. LI
3>n Iaht mich scheiden, holde Herrin mein,
4- Eh’ noch die Sonne glühend linkt zu Cal
Dann reit’ ich träumend hin int Abendschein -
Bang pocht mein Herz und stöhnt: €s war einmal!
Seid mir gesegnet, dasr lhr mein gepflegt,
Als krank und wegmiid’ einst zu Euch ich kam,
Dah Ihr mein Roh so minniglich gehegt —
UJie ward bei Euch das stolze Cier so zahm!
wein Roh so zahm und ich so tatenarm,
Als wäre Kampf ein Craum aus alter Zeit:
Wir schien die Sonne Eurer Ruld zu warm,
Wein wnt versank in süher Bindigkeit.
Da — gestern abend ward uns kundgetan,
Der Kaiser zog’ in’s welsche Land hinein —
Das griff mein Herz mit Eisenfingern au
Und geh mir 5euerglut durch Mark und Bein.
Dann in der Dacht, als Ichlummerlos ich lag,
Der Lenzsturm tosend um den Bergfried ging,
Da klirrte wie von geisterhaftem Schlag
Wein Schwert, das reglos dort am Pfosten hing.
Und mitten durch den Sturm erklang zu mir
Ein seltsam helles Wiehern aus dem Stall:
Wein Roh, es träumte wohl von lestturnier,
Uon Schlachtgetiimmel und Drommetenlcball.
Da schrie es auf in mir mit Donnerton:
„Dich ruft dein Roh, dich mahnt dein tapfres
Schwert!
l(t träge Ruhe deines Lebens Lohn?
Zeigst du dich so der gold’ncn Sporen wert?“
Dicht länger litt's mich auf dem weichen Pfühl.
I Im 5rührot stand ich neuer Jahrt bereit —
Unbändig grimme Lust am Kampfgewiihl
Blüht’ auf in mir wie einst vor langer Zeit.
Wein Rittertum war wiederum erwacht, D rum — Iaht mich scheiden, holde Herrin mein:
0elö(t der Ruh’ erschlaffend süher Bann, Seht hin, mein Roh scharrt drängend mit
Und den Benefnen dürftet nach der Schlacht! dem Juh!
lebt fühl’ ich ganz mich als des Kaisers Und (ollt’s ein Scheiden auch für immer sein,
Wann! I Wein letzter Atem sei ein letzter Brüh!
fiugo yeefc.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Abschied"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 142.1915, Nr. 3626, S. 43
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg