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“1

Ü)cr Ritter „Simon von öcr ÖD" Bot ihm ein WDchen feinen RluttD,
tttnr aber schon unglaublich blöD! So fprad) er: „stein, ist uitgefunö!"

5ÄS\'e Frau Rat ist eine gute Scd’. Überall, wo es sich darum
Sg\52# handelt, daß man für irgendeinen edlen Zweck irgend etwas
zusammenbringt, ist sie mit einem wahren Feuereifer dabei
und macht zur rechten Zeit ihren Geldbeutel auf. Kein Fest und kein
Glückshafen, wo sie nicht ihre gehörige Anzahl Lose nimmt, weil
sie verdientermaßen auch immer von Frau Fortuna bevorzugt wird,
bringt sie eine ganze lllenge der verschiedensten Sachen zusammen.
Aber gerade das ist nun wieder merkwürdigerweise ihre Sorge und
ihre Rat. Denn sie ist durchaus keine Freundin von diesen Figuren
und Figürchen, Taschen, Vasen, Ständern, Anshängseln und all den
hundert andern Dingen, bei denen zuweilen der gute Wille der Ge-
benden größer ist als der Geschmack und die Verwendbarkeit der
Gaben. Die Frau Rat hat ihre schöne harmonische Einrichtung, die
sie sich nicht gern mit dem Tausenderlei stört. Sie ist überhaupt
keine Freundin davon, wenn überall alles so vollsteht und vollhängt,
lveil man auch, wenn man derlei Sachen wieder wegschenkt, meist
keine besondere Ehre damit anfhebt und hinter dem Rücken dafür
mehr ansgerichtet wird als gelobt, hat sie lange ihre liebe Rot ge-
habt, was mit all dem Zeug anfangen.

Auf einmal aber ist ihr eine originelle Idee, wirklich eine ganz
wunderbare Idee gekommen. Seitdem nämlich seht sie die Sachen
aus. Ja, es ist gewiß und wahr: Sie fetzt die Sachen, die ihr nicht
paffen, ans, wie eine arme Mutter ein Kind ausseht, das sie nicht
anfziehen kann, und hofft, daß sich mildtätige lllenschen darum an-
nehmen. Finster, wenn es geworden ist, dann zieht die Frau Rat
ihren alten Mantel an, wirft ein Tuch über den Kopf, in dein sie
niemand erkennt, und schleicht davon. Irgendwo dann in einem
dunklen Hanseck oder in einem Gassenwinkel oder auf einer Anlagen-
bank legt sie den Gegenstand nieder, den sie nicht behalten will, und
macht sich schnell und heiinlich davon mit einer Mordsfrende in ihrem
guten Herzen, daß sie wieder 'was auf feine Manier und Nimmer-
wiedersehen los geworden ist.

Ganz besonders groß aber ist ihre Freude, wenn es hie und da
vorkommt, daß sie nach ein paar Tagen in der Zeitung unter der
Rubrik „Gefunden" den „ausgesetzten" Gegenstand liest, den also ein
ehrlicher Finder entdeckt hat und jetzt ausschreiben läßt.
Sogar ein bißl boshaft lachen kann sie dann vor lauter
Freude, daß sie das Ding los ist, und sie reibt sich vergnügt
die Hände und meint: „Da kannst du lang' warten, bis
ich mich meld'l"

Heut' hat sie einen großen Hirtenknaben ans Alabaster-
gips gewonnen mit einer Dndelfackxfeife, und weil ihr ihre
Freundin, die Frau Sekretär, heimlich anvertraut, daß f i e
es war, die den Buben gestiftet hat, kann die Frau Rat,
die — wie gesagt — eine seelengute Haut ist, nicht anders,
als daß sie den Gipsdndler über den Schellenkönig lobt ui:d
ein über's andere Mal ihre größte Freude äußert, daß ge-
rade sie den Buben gewannen hat. Denn so einen hält'
sie sich schon lange gewünscht.

Das hindert aber nicht, daß der arme Bub' am selben Abend noch
hinter der Hauptpost auf einem Fensterbrett „ausgesetzt" wird -
und eine ganz besondere Freude hat sie nach, wie sie ihn wieder ein
paar Tage später in der Zeitung in einer kleinen Anzeige als „ge-
funden" liest. „Du kannst lang warten!" sagt sie und schmunzelt.

Am nächsten Nachmittag läntet's. Wie die Frau Rat, weil das
Mädchen gerade fortgegangen ist, selber öffnet, da steht die Frau
Sekretär draußen und streckt ihr mit strahlendem Gesicht den Hirten-
buben entgegen. „Gelt" — sagt sie — „er ist's, der sehnsüchtig
Erwartete? Ich hab's ja gewußt, daß ich Ihnen damit eine große

5)er Ritter „Erroiti non Der (jilD" j Oemungemt)tet, gegenüber
war stoß auf feinen 5tf)nmnenftf)ilöi j Oer Schild „Zum ferfel" war itjm

... lieber!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Rittertypen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Ritter <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 142.1915, Nr. 3630, S. 97

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