Bb's Heuer Frühling wird?
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„Me?" fragte da ein ganz kleiner Engel und trat schüchtern
vor, eine Reihe von Spielkameraden an der lhand führend. „Unseren
Rätern, die da unter dein Rasen schlummern in bseldenehren, soll
nicht ein einziges Blümlein blühen im Feindesland als ein Gruß
aus der lheimat auf ihrem einsamen lsügel?"
„Und kein linder Frühlingshanch soll die Stätte umwehen,
wo mein Liebster ruht?" flüsterte ein Mädchen, dom der Grain
über seinen Tod das läcrz gebrochen.
„Und kein Blütenstrauß soll Brust und ksclm meiner Söhne
zieren" — fügte eine greise Mutter hinzu — „wenn sic hinaus-
ziehen zu den andern, es ihnen gleichzutnn in, Streit für das
Vaterland?"
„Und ihr hoffnungsfrohes Lied soll nicht wahr werden, in
de>n es heißt: ,?ie Vöglein ine Milde, die saugen so wunder-,
wunderschön..'..?"
„Und alle die Tausende, die Trost und lseilnng, Lebensmut
und Zuversicht bedürfen, die seit Wochen und Monaten sehn-
süchtig auf den Frühling harren, sollen enttäuscht, um ihr Bestes
enttäuscht werden?"
„Utld die Millionen von Keimen, die in der Erde warten,
daß der Lctiz mit seinem befruchtenden Sonnenschein sie herauf-
sprießen und zu gesunden Saaten, zu volle:, Früchten werden
läßt, sollen verdorren und ersticken und den lhaß derer er-
freuen, deren neidkaltes lherz lhnnger ansstreuen „rächte über die
Gauen?"
„Und der Völkerfrühling, der gewaltig durch die Lande
braust, sollte nicht einen treuen leuchtenden Gefährten finden an
dem Frühling der Erde?"
So mahnte, bat und rief es von allen Seiten - - und Sankt
Petrus, der gütige Pförtner, strich mit segnender Pfand über den
Scheitel des Kleinen und über die Blüten und Knospen in seinen
Armen und öffnete ihm die Pforte weit: „Geh' mit Gott! Zieh'
hin, gesegnet wie keiner vor dir, daß den Menschen und der
Erde reiche Saaten auferstehen zur FrühlingszeitI"
- Also!
as Wörtchen „Also" klingt so
leer
Und ist doch manchmal inhaltschwer.
— Wenn aus dem Bahnhof rollt
der Wagen,
Dann gab' es oft noch viel zu sagen
Don guter Reise, Wohlergehen,
Viel tausend Grüßen, Wieder-
sehen . . .
Der Mund erbebt — man schwenkt
das Tuch
Und ruft durch Lärm und Rauch
geruch:
„. . . Also!. . ."
Är.
A n s weg.
„Solange Krieg ist, will ich überhaupt Ihr Gedudel nicht hören."
„Gut — geben S' mir an' Vorschuß auf ein Vierteljahr, dann tiefer' ich
Ihnen bei Friedensschluß alles an einem Tag nach.
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„Me?" fragte da ein ganz kleiner Engel und trat schüchtern
vor, eine Reihe von Spielkameraden an der lhand führend. „Unseren
Rätern, die da unter dein Rasen schlummern in bseldenehren, soll
nicht ein einziges Blümlein blühen im Feindesland als ein Gruß
aus der lheimat auf ihrem einsamen lsügel?"
„Und kein linder Frühlingshanch soll die Stätte umwehen,
wo mein Liebster ruht?" flüsterte ein Mädchen, dom der Grain
über seinen Tod das läcrz gebrochen.
„Und kein Blütenstrauß soll Brust und ksclm meiner Söhne
zieren" — fügte eine greise Mutter hinzu — „wenn sic hinaus-
ziehen zu den andern, es ihnen gleichzutnn in, Streit für das
Vaterland?"
„Und ihr hoffnungsfrohes Lied soll nicht wahr werden, in
de>n es heißt: ,?ie Vöglein ine Milde, die saugen so wunder-,
wunderschön..'..?"
„Und alle die Tausende, die Trost und lseilnng, Lebensmut
und Zuversicht bedürfen, die seit Wochen und Monaten sehn-
süchtig auf den Frühling harren, sollen enttäuscht, um ihr Bestes
enttäuscht werden?"
„Utld die Millionen von Keimen, die in der Erde warten,
daß der Lctiz mit seinem befruchtenden Sonnenschein sie herauf-
sprießen und zu gesunden Saaten, zu volle:, Früchten werden
läßt, sollen verdorren und ersticken und den lhaß derer er-
freuen, deren neidkaltes lherz lhnnger ansstreuen „rächte über die
Gauen?"
„Und der Völkerfrühling, der gewaltig durch die Lande
braust, sollte nicht einen treuen leuchtenden Gefährten finden an
dem Frühling der Erde?"
So mahnte, bat und rief es von allen Seiten - - und Sankt
Petrus, der gütige Pförtner, strich mit segnender Pfand über den
Scheitel des Kleinen und über die Blüten und Knospen in seinen
Armen und öffnete ihm die Pforte weit: „Geh' mit Gott! Zieh'
hin, gesegnet wie keiner vor dir, daß den Menschen und der
Erde reiche Saaten auferstehen zur FrühlingszeitI"
- Also!
as Wörtchen „Also" klingt so
leer
Und ist doch manchmal inhaltschwer.
— Wenn aus dem Bahnhof rollt
der Wagen,
Dann gab' es oft noch viel zu sagen
Don guter Reise, Wohlergehen,
Viel tausend Grüßen, Wieder-
sehen . . .
Der Mund erbebt — man schwenkt
das Tuch
Und ruft durch Lärm und Rauch
geruch:
„. . . Also!. . ."
Är.
A n s weg.
„Solange Krieg ist, will ich überhaupt Ihr Gedudel nicht hören."
„Gut — geben S' mir an' Vorschuß auf ein Vierteljahr, dann tiefer' ich
Ihnen bei Friedensschluß alles an einem Tag nach.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ob's heuer Frühling wird?" "Ausweg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 142.1915, Nr. 3632, S. 115
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg