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Des K ö nigs IT a r r.

Strebertum austegten und il}u immer stärker haßte». „Ihr werdet
sehen" - - sagten sie untereinander und doch auch wieder so, das;
sie wußten, es würde dem König zn (Ohren kommen „Ihr
werdet sehen, er lauert nur auf die Gelegenheit, wenn er sich ganz
in dein vertrauen des Königs festgebissen hat, nin dann mit seinen
unverschämten Forderungen heranszntreten und uns alle mitein-
ander ans der Gunst des Fürsten zn stechen und ihn ganz in
seinen Schlingen einzufangen!"

Diese Gelegenheit aber kam nicht. Im Gegenteil: Der König
geriet in die Netze seiner Widersacher und heimlichen Feinde, die
den guten und schlichten Fürsten beim Volke und überall, ivo es
ihnen nur möglich war, heruntersetzten und verleumdeten. Ls
gelang ihnen, das so weit zu treiben, daß ein herrschsüchliger Neffe
sich eines Tages der Gewalt beulächtigte und den König von
Thron und Regierung verjagte. Nur drei Stunden wurden ihm
vergönnt, sich aus dein Reiche zu entfernen mit» in die Einsamkeit
zu gehen, in die er bettelarm auswandern mußte. Alle, die ihn
einst mit beit Worten der tiefsten Ehrerbietung umgeben und »m-
schmeichelt, wichen vor ihm zurück, als ob er vorn Aussatz befallen
wäre. Ja, nicht wenige — und anscheinend gerade seine treuesten
Diener — waren unter ihnen, die ihn auch lioch verhöhnten und
seiner Nhmnacht spotteten.

von niemandem erkannt, in ein unansehnliches Gewand gehüllt,
verließ er den Palast seiner Väter und machte sich seufzend auf
die lvanderschaft in sein Elend. Noch eimnal hielt er an und
blickte zurück auf all die Herrlichkeiten, die er verlassen mußte.
„Nicht ener Verlust schmerzt mich so sehr" — sagte er - „nicht

all den Prunk vermisse ich so hart als auch nur einen einzigen
Gefährten, der mir im Unglück zur Seite stünde I Sogar meinen
treuen, immer um mich besorgten Narren muß ich unter denen
wissen, die mich verlassen haben, seitdem ich nicht mehr Ulacht und
Reichtum besitze!"

Da löste sich aus dem Dunkel der Ulauern eine Gestalt und
näherte sich ihm. „Wie?" sprach der König erstaunt und zu
gleich ans das traurigste bewegt. „Du bist gekommen — nur um
Deinen Perm in der empsindlichsteli Weise voll allen zu verspotten?
Wozu der ATnuiinenschanz heute? Warum hast Du die Kleidung
eines Weibes angelegt, als ob Du mir durch solchen verletzen-
den Spaß in dieser Stunde erst recht einen tiefen perzstoß versetzen
wolltest?!"

„perr!" sprach da des Königs Narr leise. „Kein Mummen
schanz ist es, den Du siehst! Erinnerst Dn Dich noch des armen
Weibes, das Dn einst vor vielen Jahren, als es ans der Straße
vor pnnger und Krankheit znsammengebrochen, von Deinen
Dienern, wie Du eben vorüberzogst, auflesen und liebevoll pflegen
ließest bis zn ihren: baldigen Tode? J h r c Tochter bin ich und
Dir zugetan in treuer Liebe, dem Schwure itt jener Stunde
folgend, den ich freilich nur in der Kleidung des N a r r e n er-
füllen konnte." ....

Da schlang der einsame König die Anne um den Nacken des
errötenden Mädchens und rief frohlockend: „© Ihr Toren, die
Ihr mich arm wähntet, und alles Glückes bar! Reicher
bin ich als Ihr alle - reich durch treue Liebe und erst
jetzt wirklich ein König!" Wilhelm yicbe,:.

ft c it ncichc».
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
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Zeitung <Motiv>
Zeitungslektüre
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Gaststätte
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 142.1915, Nr. 3637, S. 180

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