Per £jiiugerfrteg.
Auster. Dann sprach er bedächtig mit eingekniffenen Augen:
„Der Hunger!"
„Shocking!“ rief einer der überedlen Lords, zog die Beine
herauf »lid blies ein nicht vorhandenes Stäubchen vom Knie.
„Ich habe einmal in Indien einige Hundert verhungerter Kulis
gesehen . . . scheußlich! Mir hat dreimal fünfundzwanzig Minuten
Pein Beefsteak gemundet!"
lind begeistert erhobeli sich die sämtlichen edlen Lords und
brachen in drei kräftige „Cheers!“ auf den Hunger aus.
„Wollen Sie den Hunger für »ns Managern!" rief
einer aus ihrer Hütte. „Ich stifte eine halbe Milliarde für den
Huliger I"
Da machte sich der Mann mit den eingekuiffenen Augen auf
den Weg und suchte den Hunger. Er traf ihn in einer ver-
fallenen Hütte, auf nacktem Stroh hingestreckt - eine ansgesogene
Jammergestalt, ans deren Kehle ein heißer, versengender Atem
anfstieg.
„Konim mit mir!" sagte der sehr edle Lord. „Ich habe ein
Business für Dich!" And warf ihm eine Brieftasche mit Tausend-
pfnndnoten hin.
Die lendenlahme Gestalt wankte hinter ihm her — ulid wo
ihr Vdem die Fluren streifte, da verwelkte ilnd verdorrte alles.
Das Tageslicht verlor seinen Glanz. Die Vögel flatterten gelähmt
aus den Nestern. Die Bäume standen ab. Die Blumen ließen
1.95
die Kelche hängen und die Tiere fielen tot über den Weg. - Endlich
kamen sie au die Grenzen des Feindes.
„Hallo!" rief der edle Lord. „D'rauf und d'ran! Nun walte
Deines Amtes!"
Wie aber der Hunger losstürmen wollte, sah er plötzlich einen
Mall vor sich, einen undurchdringlichen Wall von sprießenden
Garben, von säenden, pflügenden, eggenden, jätenden Männern,
Kindern, Frauen und Greisen, von denen jedes sein Bestes tat.
Immer wieder warf sich der pesthauchende Dämon dagegen.
Aber stets von neuem, wo er auch mit sengendem Atem Dürre,
Dde und Leere hatte verbreiten wollen — überall erzeugten die
ninnner rastenden Hände der Schaffenden Fruchtbarkeit und Ge-
deihen und von den ewigen Gefilden der Seligen träufelten ans
den Herzen nnd Händen der Heimgegangenen Helden Segen und
Fülle herab auf die Fluren und die Siegeskunde der Krieger
draußen im Felde beflügelte den Eifer der Hnnderttausende in
der Heimat.
Müde und mutlos warf sich der Hunger endlich zähnefletschend
zur Erde. Plötzlich aber in grimmem Wahnsinn erhob er sich
wieder und stürzte mit rasender Erbitterung auf den, der ihn
gedungen hatte, um diesen selber zu zerfleischen. In schlotternder
Angst, auf verzweifelnder Flucht alle Grundsätze für Gentlemen
und faire Lords vergessend, jagte der edle Sir vor ihm über das
dürre englische Gefilde. . . Wilhelm yerbc-r!.
U n v o r s i ch t i g.
„Angeklagter, wie kamen Sie dazu,
am hellen Tage gerade in diese Woh-
nuug cinzubrccheu?" „Es war drei
Uhr, und auf der Schreibtafel an der
Tür' stand: Um fünf Uhr wieder zu
Hanse!"
A n k u ii p f u u g.
Spaziergänger: „Zudringlicher
Kerl! Den Hab' ich neulich an der
Theaterkasse 'mal auf den Fuß ge-
treten . . . seitdem grüßt er jedesmal,
wenn wir uns begegnen!"
Seufze r.
Küch enm ädchen: „Ein Jammer
jetzt . . . kaum hat man glücklich wieder
einen Schatz, wird er einem schon wie
der ausg'hoben!"
Freigebig.
Frau Meier schickt ihrem Gatten
Medizin in's Feld, die er gegen irgeud-
cinen Krankheitszustaud regelmäßig ent-
nehmen muß. Generös wie sie ist,
schreibt sie ans das Paket:
„Falls Adressat nicht anszuflndeu,
„Entschuldigen Sie, ist der Platz hier frei?" — „Nein, der Herr ist nur g'rad' zur Verfügung des Truppenteils."
im Krieg!"
Auster. Dann sprach er bedächtig mit eingekniffenen Augen:
„Der Hunger!"
„Shocking!“ rief einer der überedlen Lords, zog die Beine
herauf »lid blies ein nicht vorhandenes Stäubchen vom Knie.
„Ich habe einmal in Indien einige Hundert verhungerter Kulis
gesehen . . . scheußlich! Mir hat dreimal fünfundzwanzig Minuten
Pein Beefsteak gemundet!"
lind begeistert erhobeli sich die sämtlichen edlen Lords und
brachen in drei kräftige „Cheers!“ auf den Hunger aus.
„Wollen Sie den Hunger für »ns Managern!" rief
einer aus ihrer Hütte. „Ich stifte eine halbe Milliarde für den
Huliger I"
Da machte sich der Mann mit den eingekuiffenen Augen auf
den Weg und suchte den Hunger. Er traf ihn in einer ver-
fallenen Hütte, auf nacktem Stroh hingestreckt - eine ansgesogene
Jammergestalt, ans deren Kehle ein heißer, versengender Atem
anfstieg.
„Konim mit mir!" sagte der sehr edle Lord. „Ich habe ein
Business für Dich!" And warf ihm eine Brieftasche mit Tausend-
pfnndnoten hin.
Die lendenlahme Gestalt wankte hinter ihm her — ulid wo
ihr Vdem die Fluren streifte, da verwelkte ilnd verdorrte alles.
Das Tageslicht verlor seinen Glanz. Die Vögel flatterten gelähmt
aus den Nestern. Die Bäume standen ab. Die Blumen ließen
1.95
die Kelche hängen und die Tiere fielen tot über den Weg. - Endlich
kamen sie au die Grenzen des Feindes.
„Hallo!" rief der edle Lord. „D'rauf und d'ran! Nun walte
Deines Amtes!"
Wie aber der Hunger losstürmen wollte, sah er plötzlich einen
Mall vor sich, einen undurchdringlichen Wall von sprießenden
Garben, von säenden, pflügenden, eggenden, jätenden Männern,
Kindern, Frauen und Greisen, von denen jedes sein Bestes tat.
Immer wieder warf sich der pesthauchende Dämon dagegen.
Aber stets von neuem, wo er auch mit sengendem Atem Dürre,
Dde und Leere hatte verbreiten wollen — überall erzeugten die
ninnner rastenden Hände der Schaffenden Fruchtbarkeit und Ge-
deihen und von den ewigen Gefilden der Seligen träufelten ans
den Herzen nnd Händen der Heimgegangenen Helden Segen und
Fülle herab auf die Fluren und die Siegeskunde der Krieger
draußen im Felde beflügelte den Eifer der Hnnderttausende in
der Heimat.
Müde und mutlos warf sich der Hunger endlich zähnefletschend
zur Erde. Plötzlich aber in grimmem Wahnsinn erhob er sich
wieder und stürzte mit rasender Erbitterung auf den, der ihn
gedungen hatte, um diesen selber zu zerfleischen. In schlotternder
Angst, auf verzweifelnder Flucht alle Grundsätze für Gentlemen
und faire Lords vergessend, jagte der edle Sir vor ihm über das
dürre englische Gefilde. . . Wilhelm yerbc-r!.
U n v o r s i ch t i g.
„Angeklagter, wie kamen Sie dazu,
am hellen Tage gerade in diese Woh-
nuug cinzubrccheu?" „Es war drei
Uhr, und auf der Schreibtafel an der
Tür' stand: Um fünf Uhr wieder zu
Hanse!"
A n k u ii p f u u g.
Spaziergänger: „Zudringlicher
Kerl! Den Hab' ich neulich an der
Theaterkasse 'mal auf den Fuß ge-
treten . . . seitdem grüßt er jedesmal,
wenn wir uns begegnen!"
Seufze r.
Küch enm ädchen: „Ein Jammer
jetzt . . . kaum hat man glücklich wieder
einen Schatz, wird er einem schon wie
der ausg'hoben!"
Freigebig.
Frau Meier schickt ihrem Gatten
Medizin in's Feld, die er gegen irgeud-
cinen Krankheitszustaud regelmäßig ent-
nehmen muß. Generös wie sie ist,
schreibt sie ans das Paket:
„Falls Adressat nicht anszuflndeu,
„Entschuldigen Sie, ist der Platz hier frei?" — „Nein, der Herr ist nur g'rad' zur Verfügung des Truppenteils."
im Krieg!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Am Stammtisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 142.1915, Nr. 3638, S. 195
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg