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Humanität! - Da kam einer, an den das Märchen gar
nicht gedacht hatte, der junge Drechslergeselle, der eben
dem schuftigen Wirt den sauer verdienten Lohn seiner
Brüder wieder abgejagt und nun daherzog, das Tischlein
deck' dich am Rücken, den Knüppel im Sack und das
Sselein streck' dich am Zügel. Der setzte sich neben das
bekümmerte Märchen und sagte: „Ich war zwar von uns
drei Brüdern der dümmste, aber ich will dir schon helfen."
Daun sagte er's dem Märchen leise in's Ohr, wie er's
machen wolle, und das ward darob hoch vergnügt und
ließ ihn ziehen.

Und der Geselle zog stracks nach Berlin zu dem
Reichsgoldnüuisier. Dem ließ er sich melden und führte
sein Sselein vor: Hei, wie sich das streckte, daß die

Und dann schmunzelte der Geselle und rief: „Knüppel aus
dem Sack!" Das ließ der sich nicht zweimal sagen - fuhr
heraus und Hub zu dreschen an: Erst den Moskowiter, dann
den parlevu und zuletzt den Mr. Englishmau, bis sie alle drei
am Boden lagen und nicht mehr piepsen konnten. Da baten
sie um gut Wetter und da war der Krieg zu Sude und der

Zwanzigmarksiücke nur so herausprasselteu - nicht etwa teelöffel-
weise, wie aus den Sparstrümpfen, sondern in Haufen, daß die
von der Reichsbank gar nicht genug schaufeln konnten, bis Kisten
und Keller zum Brechen voll waren. Da war dem Helfferich
selber geholfen und er hat eine Mordsfreud' gehabt.

Dann zog der Geselle weiter mit dem Tischlein deck' dich
durch das ganze Reich und das füllte die Küchen und Borrats-
kammern. Da war's aus
mit der Aushungerung -

Ä Weiblein und Kindlein wur-

^ den allerorts dick und kugel-
,. rund und wie das Tisch-

'Wl'-'V lei» erst hinauskam zu den
Männern in den Schützen-

".v. ‘ '

graben, da Hub auch dort
ein Schmausen au nach
den zwölf dürren Monden, daß selbst die bravste Gulasch-
kanone sich tiefbeschämt abwandte und den Dienst aufgab.

Drechslergeselle zog wieder heim in den Wald und berichtete
den, Märchen, wie er alles so fein und gut zu Sude gebracht.
Da hat sich das Märchen herzlich gefreut, daß es so viel hat
helfen können. Frau Sage freilich hat's nicht glauben wollen
und gemeint, das sei eben auch nur ein Märchen!

Wir aber wiffen's besser und glauben fest daran, daß das
Märchen zur Wahrheit wird. ««m. Dog-i.

Die „Fliegendeil Blätter" erscheinen wöchentlich einmal. Preis vierteljährlich (13 Nrn.): in Deutschland und Österreich-Ungarn 3 AI- ^04, unter
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Verantwortlicher Redaktcür: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Österreich-Ungarn für Herausgabe
n. Redaktion verantwortlich: Oskar Lcchncr in Wien l. — E. Mülsttliatcr's Buch- tt. Kunsldruckcrei A.G. in München. — Hierzu das Bcililalt.

Ülesepliche Formel ssir de» Schuh des Inhaltes in den Vereinigte» Staaten von Nordamerika: Copyright nur» l'v Braun & Schneider, Mt'inchen.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Des deutschen Märchens Kriegshilfe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Zwerg
Hilfe
Märchen <Motiv>
Karikatur
Luftschiff
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3657, S. 108
 
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