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Doch hab’ icb durch Jahrtausende gebüßt,
In denen alles Leid der Welt mich schlug -
Und wenn mein Rücken gramgebeugt und morsch
Sich nach dem Grabe sehnte, wo der Ärmfte
Mit Lächeln ausruht wie der Reichste auch
Und feine Bürde fröhlich niederlegt,
Dann wurde mir dies Glück stets neu versagt.
Denn durch die starren Adern quoll mir grausam
Ein Strom von frischer Kraft, um den manch’
and’rer
Mit Gold und brünstigem Fleb’n vergebens warb.
Jetzt gib auch m i r den Frieden — lass' mich
sterben!" . .
So sprechend senkte er das Haupt demütig
Und hoffte auf den Kuß des Todesengels,
Der feine Stirn zu Asche wandeln sollte.
Doch war fein Los noch nicht erfüllt. Vergebens
Erwartete er den ersehnten Gaff.
Wohl aber klang ein Toben an fein Ohr,
Wie er es nicht Jahrtausende vernommen.
An feinem Stabe raffte er sich auf,
Trat aus dem Fels und lauschte — neuer Hoffnung -
Der Sonne zu, die aus den Bergen ftieg.
„Iff dieses Dröhnen des Gerichtes Zeichen,
Das aller Welt den Untergang verkündet
Und jedes bleiche zitternde Geschöpf
Hinruft vor feinen ewigen Ricbterftubl?!
Wohlan! So schlägt auch mir die Löfeftunde!" . . .
Befcbwingten Fußes eilte er hinab.
Da, als der schmale Pfad sich wendete,
Sah er das Tal vor sich und sah den Krieg,
Der unheilvoll die weite Erde schlug.
Volk wider Volk und ein Geklirr der Waffen -
Ein Brausen aut den Feldern, in der Luft -
Des Meeres Tiefen furchtbar aufgewühlt,
Als ob nicht einer unversehrt entranne.
Mit Jauchzen, heißen Aug's warf sich Ahasver
In der Vernichtung grauenvollsten Schlund
Und bot die Brust den faulenden Geschossen,
Den Schwertern, Lanzen und jedwedem Hieb.
Wohl warf ihn hier ein jäher Stoß zur Erde.
Wohl regnete es Stein und Erz auf ihn.
Doch aus den Trümmern, aus dem Rauch und Schutt,
Aus niederftürzendem Gebälk und Mauern,
Aus all’ dem Glutbrand kroch er unversehrt
Und fühlte die noch ungefübnte Schuld. -
Da griff er, wilden Wahnes voll, um sich,
Erfaßte einen feuerschwarzen Pfahl
Und warf sich mit ihm gegen eine Schar
Von hundertfacher Übermacht. Den nächsten
Mit ehernem Griffe packt’ er an der Kehle
Und wollte schon des Kriegers Haupt zerschmettern -
Da löste jenem sich vom Hals das Wams
Und auf der Brust sah Ahasver ein Bild:
Jung und holdselig war’s ein blühend’ Weib,
Ein Knäblein in den Armen .... und es schien,
Als höben beide bittend ihre Hände:
„Verschone ihn — wir haben ihn fo lieb!"
Hand sank und Pfahl. Fort stürmte frei der Held
Dem Feind entgegen. Aber Ahasver,
Von dutzendfachem Eilen rings durchbohrt,
Sank sterbend nieder und fein leuchtend’ Auge
Sah jenen Engel, den er längst ersehnt.
Der beugte lächelnd sich zu ihm und sprach:
„Dir fei verziehen um der Liebe willen,
Die du einst schmähtest" ....
Wilhelm Herbert.
Ankündigung auf einem Theaterzettel.
„Bei dem in diesem Stücke stattfindenden Ge-
Witter müssen Wegen der durch den Krieg hervor-
gernfenen Knappheit der Chemikalien die Blitze
ansfallen; znm Ersatz dafür Wird jedoch der
Donner in erheblichem Maße verstärkt Werden,
Die Direktion,"
Böse Erfahr u n g.
Freundin: „Geh'mir mit
den Männern! Mir haben schon
verschiedene ewige Treue ge-
schworen , , . die ewigste hat ein
halbes Jahr gedauert,"
O diese W e i b e r.
Putzmacherin: „Gnädige Frau, mit der Rech-
nung bin ich heute schon zum zwölftenmal hier!" -
Kundin (vorwurfsvoll zu ihrem Gatten): „Hörst
Dn's, Max, wie lange ich den Hut schon habe —
jetzt wird's aber wirklich bald Zeit, daß Tn mir
einen neuen kaufst!"
Das französische e t t.
2) , , Da werfe’ i’ schlafen wie der „Herrgott in Frankreich’
Doch hab’ icb durch Jahrtausende gebüßt,
In denen alles Leid der Welt mich schlug -
Und wenn mein Rücken gramgebeugt und morsch
Sich nach dem Grabe sehnte, wo der Ärmfte
Mit Lächeln ausruht wie der Reichste auch
Und feine Bürde fröhlich niederlegt,
Dann wurde mir dies Glück stets neu versagt.
Denn durch die starren Adern quoll mir grausam
Ein Strom von frischer Kraft, um den manch’
and’rer
Mit Gold und brünstigem Fleb’n vergebens warb.
Jetzt gib auch m i r den Frieden — lass' mich
sterben!" . .
So sprechend senkte er das Haupt demütig
Und hoffte auf den Kuß des Todesengels,
Der feine Stirn zu Asche wandeln sollte.
Doch war fein Los noch nicht erfüllt. Vergebens
Erwartete er den ersehnten Gaff.
Wohl aber klang ein Toben an fein Ohr,
Wie er es nicht Jahrtausende vernommen.
An feinem Stabe raffte er sich auf,
Trat aus dem Fels und lauschte — neuer Hoffnung -
Der Sonne zu, die aus den Bergen ftieg.
„Iff dieses Dröhnen des Gerichtes Zeichen,
Das aller Welt den Untergang verkündet
Und jedes bleiche zitternde Geschöpf
Hinruft vor feinen ewigen Ricbterftubl?!
Wohlan! So schlägt auch mir die Löfeftunde!" . . .
Befcbwingten Fußes eilte er hinab.
Da, als der schmale Pfad sich wendete,
Sah er das Tal vor sich und sah den Krieg,
Der unheilvoll die weite Erde schlug.
Volk wider Volk und ein Geklirr der Waffen -
Ein Brausen aut den Feldern, in der Luft -
Des Meeres Tiefen furchtbar aufgewühlt,
Als ob nicht einer unversehrt entranne.
Mit Jauchzen, heißen Aug's warf sich Ahasver
In der Vernichtung grauenvollsten Schlund
Und bot die Brust den faulenden Geschossen,
Den Schwertern, Lanzen und jedwedem Hieb.
Wohl warf ihn hier ein jäher Stoß zur Erde.
Wohl regnete es Stein und Erz auf ihn.
Doch aus den Trümmern, aus dem Rauch und Schutt,
Aus niederftürzendem Gebälk und Mauern,
Aus all’ dem Glutbrand kroch er unversehrt
Und fühlte die noch ungefübnte Schuld. -
Da griff er, wilden Wahnes voll, um sich,
Erfaßte einen feuerschwarzen Pfahl
Und warf sich mit ihm gegen eine Schar
Von hundertfacher Übermacht. Den nächsten
Mit ehernem Griffe packt’ er an der Kehle
Und wollte schon des Kriegers Haupt zerschmettern -
Da löste jenem sich vom Hals das Wams
Und auf der Brust sah Ahasver ein Bild:
Jung und holdselig war’s ein blühend’ Weib,
Ein Knäblein in den Armen .... und es schien,
Als höben beide bittend ihre Hände:
„Verschone ihn — wir haben ihn fo lieb!"
Hand sank und Pfahl. Fort stürmte frei der Held
Dem Feind entgegen. Aber Ahasver,
Von dutzendfachem Eilen rings durchbohrt,
Sank sterbend nieder und fein leuchtend’ Auge
Sah jenen Engel, den er längst ersehnt.
Der beugte lächelnd sich zu ihm und sprach:
„Dir fei verziehen um der Liebe willen,
Die du einst schmähtest" ....
Wilhelm Herbert.
Ankündigung auf einem Theaterzettel.
„Bei dem in diesem Stücke stattfindenden Ge-
Witter müssen Wegen der durch den Krieg hervor-
gernfenen Knappheit der Chemikalien die Blitze
ansfallen; znm Ersatz dafür Wird jedoch der
Donner in erheblichem Maße verstärkt Werden,
Die Direktion,"
Böse Erfahr u n g.
Freundin: „Geh'mir mit
den Männern! Mir haben schon
verschiedene ewige Treue ge-
schworen , , . die ewigste hat ein
halbes Jahr gedauert,"
O diese W e i b e r.
Putzmacherin: „Gnädige Frau, mit der Rech-
nung bin ich heute schon zum zwölftenmal hier!" -
Kundin (vorwurfsvoll zu ihrem Gatten): „Hörst
Dn's, Max, wie lange ich den Hut schon habe —
jetzt wird's aber wirklich bald Zeit, daß Tn mir
einen neuen kaufst!"
Das französische e t t.
2) , , Da werfe’ i’ schlafen wie der „Herrgott in Frankreich’
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das französische Bett"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Missgeschick <Motiv>