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war einmal ein großer und mächtiger König. Der hatte
-nr l’’e*c st>'^>tbare Mannen zu Roß und zu Fuß. aber nur
/i?Ssj£ ein einziges holdseliges Töchterleim das er indes gerade
darum über alles liebhatte. Sie jedoch war ein eigensinnig' Kind
und wollte alles auf der Welt anders haben, wie es war. —
Wegen ihres Liebreizes kamen viele Prinzen an den lhof und

warben um ihre kfand. Lachend jedoch wies sie
jeden zurück. „Ihr" — sagte sie — „seid mir
alle zu schon, zu fein, zu geschniegelt, zu all-
täglich — kurz, lauter echte rechte Märchen-
prinzen. Ich aber bin modern und ver-
lange von meinem Gemahl etwas anderes,
Eigenartiges, nie Dagewesenes. . . etwas. . .
etwas ... ich kann nicht sagen, was, aber es
muß etwas ganz Absonderliches sein!"
Über solche Reden war der König sehr
betrübt. Aber er konnte nichts daran ändern.

Die Prinzessin jedoch eilte, wenn sie wieder
einen Freier mit lachendem Munde abgewiesen,
hinaus in den Wald, den sie über die Maßen
liebhatte. Dort war sie mit allein, was darin
lief, schlich und sprang, auf du und du; Fuchs,
Reh und Eichkatz' waren ihre Spiclgesellen. —
Eines Tages aber fand sie da draußen etwas
Neues und ganz Absonderliches. Nor einem
Schlupf in, Gestein lag ein rundes Stacheltier, für
einen Igel eigentlich zu groß und doch wohl ein
Igel — was war das? I Da sie sich vor keinem
Waldbewohner fürchtete, wollte sie es aufheben.
Sie stach sich aber dabei in die Finger. Da be-
merkte sie plötzlich, daß aus dein Stachelpanzer
ein gar feines und spitzes Näslein herauswindete.
Daran kribbelte und krabbelte sie ein wenig — und
sieh' da — das Stacheltier tat einen herzhaften
Nieser. Dabei ward ein kleines Mäulchen sichtbar.
Das betippte sie gar sänftiglich, bis es schinun-

zelte — und wie sie nun begann, das Wesen all-

inähiich auch am ksalse zu kitzeln, da tat sich der
Stachelball auseinander und schließlich strampelte
ein kleines Männlein vor Vergnügen und
lachte so gewaltig, daß die Prinzessin
von kserzen mitlachen mußte und des
Spieles gar nicht müde wurde.
Mit einemmal aber sprang
das Männchen auf und ver-
schwand im Gestein.

Andern Tags jedoch fand
sie es wieder just au der
gleiche,, Stelle und der lustige
Tanz begann von neuem. So

wurde,, sie rasch gute Gesel-
len. Sie nannte das Männ-

lein ihren „ I g l e b u z" und
H-V' fand bald, daß es auch noch

MM - mehr konnte als lachen. Es
war ein gar kluges Geschöpf,
das über alles verständig und
schlau zu reden wußte — so
schlau, daß es nicht nur das
Gras wachsen, sondern sogar die Flöhe husten hörte. — Die
Prinzessin aber war überglücklich. Denn jetzt endlich hatte sie
gefunden, was sie suchte. War ihr Iglebuz auch durchaus nicht
schön, vielleicht sogar häßlich, »nd hatte er auch eine Unmenge
sehr lästiger Stacheln, er war eben doch etwas ganz Abson-
derliches — und das wollte sie ja haben. So brachte sie

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Iglebuz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3670, S. 255

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