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Der Iglebnz.
ihn denn zum König, der allerdings große Augen machte, als er
den seltsamen Herrn Liebsten seiner Tochter sah. Weil er ihr
aber keinen Wunsch abschlagen konnte, behielt er ihn im Schloß
und ernannte ihn sofort zu seinem hofmarschall.
Iglebuz, seines gelungenen Planes froh, ließ es sich wohl
sein und spielte den großen Herrn. Ls zeigte sich aber bald, daß
er die Stacheln nicht bloß nach außen trug, sondern auch innerlich.
Das wort von dein goldenen Kern in der rauhen Schale bewährte
sich nicht an ihm, hinterlistig inid herrschsüchtig, strebte er höher
und höher — ja, nach dem Thron des Königs selbst. Leicht fand
er mit Geld und Versprechungen eine Schar unzufriedener Spieß-
gesellen, die den König überfallen und in das Gefängnis werfen
sollten. Die kluge alte Amme der Prinzessin aber, die dem Ein-
dringling nie recht getraut hatte, kam dahinter — und als die
Strauchritter anrückten und den König bezwingen wollten, wurden
sic so schlecht empfangen, daß sie zerbeult und zerbleut die Flucht
ergriffen und ihrem Herrn und Meister, wie er kam, sich nach
dem Erfolg zu erkundigen, nur ilblcs zu vermelden wußten.
wohl versuchte er es noch einmal, sich in die Brust zu werfen
und sie zu einem neuen Angriff anfzustacheln. Sie hatten aber
genug und machten sich so schnell als möglich aus dem Staube,
weil sie fürchten mußten, sonst über Bucht gehenkt zu werden.
Da ging er selbst zum König und tat, als hätte er gar nichts
von der Sache gewußt — ja, noch mehr, als wäre eigentlich ge-
rade e r es gewesen, der die Verschwörung entdeckt. Aber der
König hatte alle seine Schliche durchschaut und ein höchsteigener
kräftiger Fußtritt belehrte Iglebuz, wieviel es geschlagen. Dann
legte der Fürst fröhlich den Arm um sein Kind und sagte ver-
gnügt: „Nun, siehst Du jetzt, wohin uns Dein Eigensinn beinahe
gebracht hätte willst Du wohl noch einmal so'was ganzAb-
sonderliches?!"
„verzeih'!" lächelte sie und schlug die Augen ein wenig
nieder. „Das war mein erster und mein letzter Iglebuz I"
Der aber lag draußen im Walde und ärgerte sich. Da kam
auch noch der Fuchs, fein alter Widerpart, kitzelte ihn leise an
der Nase und rief mit boshaft verstellter Stimme: „Iglebuz!
Süßer, holder, allerliebster Iglebuz! wach' aus! Line schöne,
junge, zärtliche Königstochter ist da — willst dn's nicht noch ein-
mal probieren, König zu werden?!"
Da rollte sich der Gefoppte voll Gift, Scham und Ingrimm
kugelrund . . . der Fuchs aber schlug sich lachend in die Büsche.
«=2?pS=:»
Der Iglebnz.
ihn denn zum König, der allerdings große Augen machte, als er
den seltsamen Herrn Liebsten seiner Tochter sah. Weil er ihr
aber keinen Wunsch abschlagen konnte, behielt er ihn im Schloß
und ernannte ihn sofort zu seinem hofmarschall.
Iglebuz, seines gelungenen Planes froh, ließ es sich wohl
sein und spielte den großen Herrn. Ls zeigte sich aber bald, daß
er die Stacheln nicht bloß nach außen trug, sondern auch innerlich.
Das wort von dein goldenen Kern in der rauhen Schale bewährte
sich nicht an ihm, hinterlistig inid herrschsüchtig, strebte er höher
und höher — ja, nach dem Thron des Königs selbst. Leicht fand
er mit Geld und Versprechungen eine Schar unzufriedener Spieß-
gesellen, die den König überfallen und in das Gefängnis werfen
sollten. Die kluge alte Amme der Prinzessin aber, die dem Ein-
dringling nie recht getraut hatte, kam dahinter — und als die
Strauchritter anrückten und den König bezwingen wollten, wurden
sic so schlecht empfangen, daß sie zerbeult und zerbleut die Flucht
ergriffen und ihrem Herrn und Meister, wie er kam, sich nach
dem Erfolg zu erkundigen, nur ilblcs zu vermelden wußten.
wohl versuchte er es noch einmal, sich in die Brust zu werfen
und sie zu einem neuen Angriff anfzustacheln. Sie hatten aber
genug und machten sich so schnell als möglich aus dem Staube,
weil sie fürchten mußten, sonst über Bucht gehenkt zu werden.
Da ging er selbst zum König und tat, als hätte er gar nichts
von der Sache gewußt — ja, noch mehr, als wäre eigentlich ge-
rade e r es gewesen, der die Verschwörung entdeckt. Aber der
König hatte alle seine Schliche durchschaut und ein höchsteigener
kräftiger Fußtritt belehrte Iglebuz, wieviel es geschlagen. Dann
legte der Fürst fröhlich den Arm um sein Kind und sagte ver-
gnügt: „Nun, siehst Du jetzt, wohin uns Dein Eigensinn beinahe
gebracht hätte willst Du wohl noch einmal so'was ganzAb-
sonderliches?!"
„verzeih'!" lächelte sie und schlug die Augen ein wenig
nieder. „Das war mein erster und mein letzter Iglebuz I"
Der aber lag draußen im Walde und ärgerte sich. Da kam
auch noch der Fuchs, fein alter Widerpart, kitzelte ihn leise an
der Nase und rief mit boshaft verstellter Stimme: „Iglebuz!
Süßer, holder, allerliebster Iglebuz! wach' aus! Line schöne,
junge, zärtliche Königstochter ist da — willst dn's nicht noch ein-
mal probieren, König zu werden?!"
Da rollte sich der Gefoppte voll Gift, Scham und Ingrimm
kugelrund . . . der Fuchs aber schlug sich lachend in die Büsche.
«=2?pS=:»
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Iglebuz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1915 - 1915
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3670, S. 256
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg