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••...^==g» Die Stocksammlung.

Onkel Fritz war ein Sonderling,

Der gern' seine eigenen Wege ging.
War mürrisch gegen uns junge Brut
Und dennoch waren wir alle ihm gut.

Als ob wir's ahnten unbewußt.

Was der Onkel trug für ein Lerz in der Brust.

Er hatte ein Lauschen, weiß wie Schnee,

Am äußersten Ende der Pappelallee.

Und wenn man erst in die Zimmer kam,

Gab's Dinge gar selten und wundersam
Aus fremden, fernen Landen zumeist.

Der Onkel Fritz war einst viel gereist.

Und wenn er guter Laune war.

Dann zeigte er alles, erzählte wohl gar
Noch bunte Geschichten von all' dem Kram
Und wie er zu diesem und jenem Stück kam.

Am liebsten aber war ihm die Wand,

Wo ein Spazierstock beim andern stand.
Verschieden von Griff und Zwinge und Lolz.

Auf die Sammlung war der Onkel stolz.

Er zeigte voll Liebe die einzelnen Stücke:

„Seht hier aus Elfenbein die Krücke,

Und dort aus getriebenem Silber den Knopf,

Und hier aus Eiche gemeißelt den Kopf,

And da einen Griff aus der Wurzel geschnitzt.
Und hier in den Stab die Zeichen geritzt."

Kurz, jedem Stock war etwas zu eigen.

Was dem Onkel gefiel, es uns Knaben zu zeigen.
Doch wenn der Onkel spazierenging,

Dann war sei» Stock nur glatt und gering.

Weil er von den Schönen sich keinen gönnte,

Aus Angst, daß er einen verlieren könnte.

Jüngst, als wir besucht den Onkel haben,

Da sprach man vom Krieg und den Liebesgaben.

Der Onkel aber saß mürrisch daneben
Und hat kein Wörtlein dazugegeben.

Als wenn er int Innern keine Stätte
Für Mitleid oder für Wohltun hätte.

Da plötzlich sah einer von ungefähr —

Die Wand, wo die Stöcke gestanden, war leer!
Doch als man den Onkel fragen wollte,

Da stand er aus und murrte und grollte
Und hat uns ganz finster angeblickt
And schließlich hat er uns heimgeschickt.

Wir gingen und waren betrübt und beklommen.
Da sind Verwundete hergekommen.

Sie humpelten mühsam näher heran

Und stützten sich — - Seht 'mal die Stöcke an!
Den dort mit der Krücke aus Elfenbein,

Den silbernen Knopf, den Griff aus Stein.

Und jenen dort aus der Wurzel geschnitzt
Und die Zeichen da — in den Stab geritzt.

Seitdem hat es keiner mehr gewagt
And den Onkel nach seinen Stöcken gefragt.

.z. Rah».

-« XX -

Boshafter !>> a t.

Mieter: „Wenn doch ein Klavier im Hause wäre, daß ich
meine Übungen fvrtsctzen könnte! Die Hälfte habe ich in den vier
Wochen schon verlernt, aber was soll man machen?" — Herr:
„Bleiben Sic noch vier Wochen hier!"

A n z ii g l i ch.

„Sie haben mein vorletztes Stück den .Gipfel alles Blödsinns'
genannt..." — „Ja, verzeihen Sie..." — „Aha, Sie wollen
sich also jetzt entschuldigen?!" — „Selbstverständlich! Ich hatte
da ja Ihr letztes noch nicht gesehen!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Stocksammlung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1915
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 143.1915, Nr. 3670, S. 262

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