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- Die Abrechnung.

J(i£^\cr Beni schneid't der Resl beim „Gold'nen pirschen" alleweil
ein bißl die Kur und sie schaut ihm deswegen init der Zech'
durch die Finger, wenn g'rad' 's Zahlen justament recht schwer
hergeht. „Denn" — denkt sie sich — „der Beni is a sanb'rer
Bursch' und war' mir als bfochzeiter net amal so z'wider!"

Auf Johanni aber, wie sie Ausgang hat und in's Nachbar-
dorf auf die Tanzmusik kommt, weil sie weiß, daß der Beni auch
dort ist da hat der eine andre int Arm und tanzt nrit ihr
Landler um Landler, wie wann's auf der ganzen Welt keine
Resl vorn „Gold'nen kfirschen" mehr geben tat'. Ja, wie sie
sich genau so hinstellt, daß das Paar! förmlich an sie aurumpeln
muß, da walzt ihr der Beni mit seiner neuen Bekanntschaft
direkt unter der Nasen vorbei, schaut sie so keck an, als hätl'
er f im 'Leben noch nicht gesehen, und pfeift noch schnakcrlstdel

auch dazu.Eine andre hält' da vielleicht geheult oder einen

Spektakel gemacht. Die Resl aber war weder von der einen noch
von der anderen Richtung. „Is fcho' recht!" hat sie sich denkt.
„Vn kommst scho' wieder in den „Gold'nen lhirschen" und halt'st
bei der Resl um guat's Wetter an —• na' werd Dir aber der
Schnabi hübsch sauber bleib'n, nioan' i' allawei'I"

And richtig, am nächsten Sonntag schon uni eins sitzt der
Beni bombenfest im Wirtsgartl und schreit so siiß, wie er nur
g'rad' kann: „RcscrlI Mir aa' a Maß! Und an Karl Gel',
ReserlI" Sie aber denkt sich 'was, laßt ihn zuerst zehn Minuten
warten und dann stellt sie ihm die Ulaß so eiskalt auf den Tisch,
als ob sie ihn gar nicht kennen tat', schiebt ihm bcn Käs' hin und
tut nicht im Geringsten dergleichen, wie er ihr ben Krug zustreckt
und so recht schmalzfreundlich sagt: „Da, Reserl, Ina mir B'scheid I"

Nicht einen Augenblick hat sie sich um ihn gekümmert den
ganzen Nachmittag. Da kriegt er eine solche Wut und durch die
lvut einen derartigen Durst, daß er eine Maß nach der andern trinkt.
Wie aber alles nichts hilft, macht er sich aus und geht, „lfaltl"
sagt da die Resl und steht plötzlich wie aus den, Boden gewachsen
vor ihm. „Z'erscht zahl'n l Sechs Maß, an Aas und drei Brot —
macht oaufavierz'g Kretzer!" Er aber lacht bloß. Das war'ja eine
ganz neue Mod', daß die Resl bei ihm auf's Zahlen anfteh'u tät'I
Darum will er schnell nm's Eck. „lfaltl" schreit da die Resl sehr
energisch noch einmal .... und wie's schon der Kuckuck will, lauft
er akkurat den> neuen Schaudarm in die lhaud, der ihn überhaupt

noch nicht Fett nt und keinen Spaß versteht.vierzehn Tag'

d'rauf ist ini Markt drinu' die Verhandlung wegen Zechprellerei.

„Pfui Teifi!" sagt der lherr Landrichter und zieht die Augen-
brauen in die lhöh'. „A fester g'suuder Bursch' feilt woli'n und
a Kellnerin prell'n! Was war' denn jetzt dös?!"

Dem Beni wird bald warm und bald kalt, wo er noch dazu
hinten im Zuhörerraum das Dirndl vom Johannitanz damals
g'seh'n hat, vor der er sich erst recht nicht blamieren kann. ,,J'
Hab' halt bloß vergessen" — schnauft er ganz kleinlaut.

„So! So!" sagt der kferr Landrichter, „lfe, Jeugin Theresia
Dimpflhuber, sag' einmal, is er denn wirklich so vergeßlich — der
Benedikt Überzwerchwandner?"

„Ja!" antwortet die Resi. „Gnaden lscrr Landrichter, vcr-
geßli' is er scho' alleweil recht g'wesen und g'rad' damals
um die Johannizeit ganz b ' f o n d e r s" . . . .

„So! So!" sagt der kferr Landrichter, „lhat er denn außer
die einavierz'g Kreuzer für sechs Maß Bier, einen Käs' und drei
Brot sonst auch schon diemal 'was z' zahl'u vergessen?!"

„Ja freili'I" antwortet die Resl lebhaft. „Da weiß i' glei'
amal a Kalbshax'n für zwanz'g Kreizer und sechs G'fchwoll'ue
für fufzehn Kreizer" ....

„Sechs G'fchwoll'ue für fünfzehn Kreuzer" .... notiert der
kferr Landrichter und schaut sie dann ernsthaft und ermunternd
au. „lvas denn weiter?!"

Da kommt zuerst ein Gansviertel für fünf Sechferln auf's
Tapet und dann ein Rehfchlcgel mit Preißelbeer' für achtzehn
Kreuzer, d'rauf etliche „Karmanadln", das Stück für zwölf Kreuzer,
und eine ganze Sammlung der verschiedensten Weiß- und Knack-
würst', Dick- und Dünng'selchten. chintcrdrein aber marschiert
als schweres Geschütz eine halbe Wagenladung von lauter Maß
Bier, so daß die Rechnung beim lherrn Landrichter immer größer
und dem Beni sein G'sicht alleweil länger wird. Auch nicht ein
(puartl hat sie vergessen, seitdem er mit ihr ein G'spusi ang'fangen
hat, und nicht eine Kreuzersemmel schenkt sie ihm. „So" — sagt der
lferr Landrichter, der schon lang merkt, wie die Sach' steht, und
dem die Resl g'fallt, weil sie so ein überlegtes g'scheites Dirndl
ist — „so, Benedikt Überzwerchwandner, das macht also im ganzen
fünfzehn Gulden dreiunddreißig Kreuzer! Jetzt frag' ich Dich kurz
zum ersten- und letztenmal, willst Du auf der Stell' Deine ganze
Schuld bei cheller und Pfennig zahl'u — dann will das Gericht
in Anbetracht Deiner von der Jeugin glaubhaft bestätigten starken
Vergeßlichkeit von einer Bestrafung absehen.... außerdem spazierst
D' auf vierzehn Tag' in's Loch, daß alles schnalzt!"

Da stoßt der Beni mühsam heraus: ,,J' zahl'!" Und noch
mühsamer zieht er den Lederbeutel aus dem Sack und fingerlt
langsam, zuerst halbguldenweis', am Schluß mit den letzten Sechserln
und Groschen die fünfzehn Gulden dreiunddreißig Kreuzer auf den
Tisch, wo sie die Resl eiskalt einstreicht.

„Auf ein Trinkgeld wirst Du ja unter diesen Umständen
als nobles Dirndl von einem solchen Schundian verzichten?!"
meint der Landrichter und schaut das Dirndl über seine Brill'
herüber ein bißl spitzbübisch an.

„Ja!" sagt sie und macht einen Knir. „Dös schenk' i'
o a h m I"

Ganz dasig und ausgebeutelt schleicht sich der Beni hinaus
und rumpelt draußen justament unter die Zuhörer hinein, die
eben den Sitzungssaal verlassen. „Na!" hört er da g'rad' das
Dirndl vom Johannitanz schnippisch zu ihrer Freundin sagen.
„Auf den Verzicht' i' der hat mir z' viel Appetit und z'
wen!' Gedächtnis!" ... .

Bauer: „So, aufgeuommen hätten Sie mi' jetzt. Was kostet
nun das Dutzend Visitenkarten?" — Photograph: „Das erste
Dutzend kostet fünf Mark, das zweite vier Mark fünfzig Pfennig,
das dritte drei Mark." — Bauer: „Dann machen Sic mir vom
dritten Dutzend sechs Stück."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Schlau"
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Serientitel
Fliegende Blätter
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Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hesse, Rudolf
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
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Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3705, S. 44

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