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1.04

7==ag Die Grcrnfrauen.

ie Nacht sank hernieder. Da kamen die Sternfraucn mit
ihren Krügen an die Milchstraße, beugten sich zu den
schäumenden wogen und schöpften aus der silbernen
Lebensflut. Ehe sie aber auseinandergingen, stellten sie ihre Ge-
fäße am Ufer der tönenden Wellen nieder und redeten — just
so, wie das auch Art der Menschen ist.

„Seht nur" — rief da eine von ihnen und wies auf die
vorüberrolleuden Fluten — „was ist es, das aus dem Spiegel
der Wogen purpurn zuriickglänzt, als wäre ihre schimmernde
Reinheit durch Blut tief und glühend gefärbt?!"

„Sollt' es der Widerschein der Sonne sein?!" fragte eine
zweite.

„Nein! Nein!" entgegnete die dritte. „Die Allinutter ist
längst schon zur Rüste gegangen und bereitet sich zu neuem flam-
mendem Segenswerk."

„Lodert ein Stern i» unheilvollem Weltbrand der Vernich-
tung" — meinte die vierte — „und wirft noch im Sterben seine
leuchtende Glut über die gischtendcn Wogen?!"

Aber eine andere hatte sich schon neugierig über den Wolken-
bord gebeugt und schaute hinunter auf die von lhiminelsholle über-
glänzte Erde.

Noch schwieg sie starr. Dann aber löste der Schrecken über
das Geschaute die vom ersten Entsetzen gelähmte Zunge.

„Seht! Seht!" flüsterte sie und lockte die anderen herbei.
„Seht, welch unendliches Unheil! Oie ganze Erde brennt im
Völkerstreit und die fließenden Ströme edlen Blutes werfen den
Widerschein auf die schimmernden lfimmelsfluren" . . .

Atemlos beugten sie alle sich init ihren lichten Augen hinunter
und schauten mit bebenden zuckenden lferzen den fürchterlichen
Kampf, den sie zwischen den wallenden Schwaden der Tausende
von Geschützen, der brennenden Städte und Dörfer erblickten.

„Weh' uns!" murmelten sie. „Der Himmel ist den Menschen

beinahe unsichtbar geworden vor dem Dampf und Rauch der
Schlachten. Die Sonne selbst wird mit ihrem flammenden Strahlen-
meer kaum noch dieses Gcwirre der Brandwolken, diese Unwetter
des Verderbens durchdringen! Wie sollen es da schwache Sterne
noch vermögen, mit ihrem sanften Strahl den Weg hinunter zu
finden und den Bedrängten mit ihrer nächtlichen lieblichen Bsfcu-
barung Trost und Ruhe in die wunden Herzen zu streuen!"

„Kommt, Schwestern! Kommt!" klagte eine von ihnen. „Wir
wollen das Licht unserer Sterne verlöschen, das nicht
mehr zu ihnen reden kann, und wollen den Allvater bitten, daß
er uns hinter den goldenen Mauern des Himmels ein bescheidenes
Zufluchtsplätzchen gestattet, bis dieser unendliche Brand erlischt
und in reineren Nächten unsere Gestirne wieder friedlich hinunter-
lencbten dürfen auf die friedlich gewordene Erde!"

Und schon wollten die meisten, sortgerissen von dem Jammer
dort unten und entmutigt durch die klagenden Worte ihrer Ge-
spielin, fliehen und an den Toren des Fimmels um Einlaß pochen —
da traten ihrer drei hervor und standen mit verschlungenen Händen
wie eine Mauer vor den Flüchtenden.

„galtet ein!" sprachen sie. „Haltet ein, ihr Kleinmütigen
und verzagten I Welch' schlimmeres Unrecht könnten wir gerade
jetzt begehen, als wenn wir zu dieser Stunde den Menschen unser
Licht entzögen, dessen sie niemals mehr bedurften, nach deni sic
niemals sehnsüchtiger emporsahcn als in diesen unsäglichen Zeiten!
Nein, nicht aus löschen, nicht vermindern wollen wir unser
Licht — Heller und stärker und mächtiger als je wollen
mir unsere Strahlen leuchten lassen und ihnen die Wege weisen,
auf denen auch aus diesen schrecklichen Wirren wieder Rettung,
Glück und Friede naht!"

Und alle hielten an und taten so. Den Menschen drunten
aber, die hoffend und sehnend emporschauen, leuchteten die Sterne
niemals Heller und reiner als hent'. . .

st.

(Das schwache Bier.) „Woaßt D', Wirt, früher war's ein Vergnügen, sich an' Rausch

anzutrinken. Jetzt ist's schon mehr a
Arbeit!"

Meeres-Ballade.

Schwarze Wolken wie Tinte! . , .

Ein Künstler — o Graus! —

Er zeichnet im Winde
Und zieht dann geschwinde
Den Stiefel sich aus.

Wehe, — springt er in's Wasser?

Ist untreu sein Schah? . . .

Seinen Gummi vergaß er,

D'rum radiert voll Spaß er
Mit dem Stiefelabsatz.

Krampus.

Priidestinic r t.

„Was haben Sie für einen Beruf, Huber?"
- „Kammerdiener, Herr Feldwebel!" —
„Schön! . . . Dann geh'n Sie auf Horch-
pvsten!"
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das schwache Bier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1914
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3710, S. 104

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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