Reifezeit.
©ie Haide trägt ein Vischofskleid
Von violetter Seide.
Sie predigt von Vergänglichkeit,
Und Sommerlust und Sommerleid
Müssen nun sterben beide.
Die Lirke läßt vom dunklen Haar
Ihr gold'nes Kränzlein fallen.
Wildröslein, allen Schmuckes bar,
Trägt Stacheldorn und Spinnweb' gar
Statt scharlach'ner Korallen.
Oes Waldes lichter Goldbrokat,
Sein Purpur und Geschmeide
Sinkt raschelnd über Moos und Pfad.
Es ward sein fürstlicher Ornat
Zum fahlen Äettlerkleide.
Doch — mag herab der Tage Flucht
Die letzten Älätter streifen,
Wir harren noch der Edelfrucht,
Und, trotz des Weltensturmes Wucht,
Wir seh'n sie reifen — reifen!
Es wird ein Morgen licht ersteh'»,
Da wir sie ernten werden —
Dann werden alle Glocken geh'»,
Dann werden alle Fahnen weh'n
Und „Friede sein auf Erden!"
X. Sefa.
EmPsindli ch.
Polizeikommissär (bei der Verneh-
wung, kopfschüttelnd): . . Wie konnten Sie
vite Person diesem Heiratsschwindler nur so
Findlings vertrauen?" — Dieustinagd (pi-
F'e>'t): „Bitt' schön, Herr Kommissär, und eine
alte Person bin ich noch lauge nicht!... Wenn
'cF) gewußt hatt', daß ich hier beleidigt werd',
hätt' ich die Sach' gar nicht zur Anzeig'
llebracht >"
Splitter.
Hin Alter stehen wir oft rat- und hilflos
15 “r Fragen, über die wir in der Jltgcnd schon
Fb»>veg waren. _ ©. <s. in.
->p.age mir, mit wem bn ausgehst, .und ich
^üii dir sagen, tvann du wieder heimkomW.
I.
U niibcrlcg t.
Redakteur (zum Fenster hinanssehend):
lIvelch ein Unsinn von mir, den jungen Men-
dem ich eben seine Novelle zurückgab,
ein anderes Mal zu vertrösten ■ . . jetzt
)t(3t n' schon drüben auf der Bank und schreibt
was Neues!"
—cAi> Geistesgcgciiwar t. — 125
„Die Mode, keinen Hut zu tragen, ist ja recht angenehm, aber da kommt der
Schuster und hinter mir der Schneider. — Was mach' ich jetzt? . .
E ‘■‘odiH-f3omnicrh(tn--
©ie Haide trägt ein Vischofskleid
Von violetter Seide.
Sie predigt von Vergänglichkeit,
Und Sommerlust und Sommerleid
Müssen nun sterben beide.
Die Lirke läßt vom dunklen Haar
Ihr gold'nes Kränzlein fallen.
Wildröslein, allen Schmuckes bar,
Trägt Stacheldorn und Spinnweb' gar
Statt scharlach'ner Korallen.
Oes Waldes lichter Goldbrokat,
Sein Purpur und Geschmeide
Sinkt raschelnd über Moos und Pfad.
Es ward sein fürstlicher Ornat
Zum fahlen Äettlerkleide.
Doch — mag herab der Tage Flucht
Die letzten Älätter streifen,
Wir harren noch der Edelfrucht,
Und, trotz des Weltensturmes Wucht,
Wir seh'n sie reifen — reifen!
Es wird ein Morgen licht ersteh'»,
Da wir sie ernten werden —
Dann werden alle Glocken geh'»,
Dann werden alle Fahnen weh'n
Und „Friede sein auf Erden!"
X. Sefa.
EmPsindli ch.
Polizeikommissär (bei der Verneh-
wung, kopfschüttelnd): . . Wie konnten Sie
vite Person diesem Heiratsschwindler nur so
Findlings vertrauen?" — Dieustinagd (pi-
F'e>'t): „Bitt' schön, Herr Kommissär, und eine
alte Person bin ich noch lauge nicht!... Wenn
'cF) gewußt hatt', daß ich hier beleidigt werd',
hätt' ich die Sach' gar nicht zur Anzeig'
llebracht >"
Splitter.
Hin Alter stehen wir oft rat- und hilflos
15 “r Fragen, über die wir in der Jltgcnd schon
Fb»>veg waren. _ ©. <s. in.
->p.age mir, mit wem bn ausgehst, .und ich
^üii dir sagen, tvann du wieder heimkomW.
I.
U niibcrlcg t.
Redakteur (zum Fenster hinanssehend):
lIvelch ein Unsinn von mir, den jungen Men-
dem ich eben seine Novelle zurückgab,
ein anderes Mal zu vertrösten ■ . . jetzt
)t(3t n' schon drüben auf der Bank und schreibt
was Neues!"
—cAi> Geistesgcgciiwar t. — 125
„Die Mode, keinen Hut zu tragen, ist ja recht angenehm, aber da kommt der
Schuster und hinter mir der Schneider. — Was mach' ich jetzt? . .
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Geistesgegenwart"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3712, S. 125
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg