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Die Verschwörung.
ie Gutsherrin liebte es, sehr geputzt auf den Wirtschaftshof
zu kommen und dort in ziemlich selbstgefälligem und her-
rischem Tone ihre Anordnungen zu treffen, wobei sie gewöhnlich
die anwesenden Tiere mit keinem Blicke beachtete oder ungnädig
wegscheuchte. Darüber ärgerten sich diese gewaltig und schlossen
gegen die wütenden Angriffe, bis die Dienstleute herbeikamen und
sie von dem heftigen D'raufgänger befreiten.
Als die Tiere nachher wieder beisammen waren und den
Erfolg ihres Planes besprachen, wurde der Truthahn sehr gefeiert
und blähte sich daher ungeheuer auf. Nur der zahme Rabe, der
über der Versammlung auf dem Baume saß, wippte mit den
Flügeln und rief: „Du Schafskopf!" weil er aber für einen welt-
fremden Philosophen galt, achtete niemand auf ihn. Bloß der
Der Babba.
»er Babba schelt' ganz fürchterlich:
„Na, awwer wann ich den verwisch',
Wo mer an mei' Zigarre' geht
An' 's nit emol recht eingeschteht —
Der soll mich kenne' lerne' — der,
Den nemm ich awwer düchdig her."
Der Babba wääß jo ganz gewiß.
Daß der klää Fritz des Diebche' is;
Er sieht 'n jo als, wie 'r schbringt,
Zigarre' de' Berwund'te' bringt, —
Er dobt- un' droht, un' schelt' dazu —
An' — fräät sich iwwer seni klääne Bu'.
__ Lina Sommer.
Ein Gemüts nt cits ch.
„Aber, lieber Freund, wer wird gleich nach dem Mittagessen
lesen? Nichts ruiniert die Augen so sehr, auch wird die Verdauung
gestört und es stellen sich Kopfschmerzen ein." — „Das ist leider
wahr, doch habe ich eben sonst keine Zeit, das Blatt zu lesen." —
„So mache es doch wie ich: ich habe auch sonst keine Zeit; darum
lasse ich mir die Zeitung stets nach dem Mittagessen von meiner
Frau vorlesen."_
Anspielu ug.
Arzt (wegen seiner hohen Gebühren bekannt): „Ja, ntein
Lieber, die Krankheit Ihrer Frau ist sehr langwierig." — Ehe-
mann: „Glauben S', Herr Doktor, daß ich's aushalt'?"
eine Verschwörung, wie sie sich an ihr rächen wollten. Truthahn
und Geiß wurden durch das Los bestimmt, den plan auszuführen,
wobei es ihrem Genie überlassen blieb, die besten Mittel dafür
selbst zu wählen.
Als am nächsten sonnengoldenen Morgen die Gutsherrin in
einem sehr gezierten Aleide wieder auf dem Wirtschaftshofe er-
schien und ihren rotseidenen Schirm gegen die Hitze aufspannte,
stürmte ihr der jähzornige Truthahn mit blaurotem Kopf, aufge-
pludertem wams und wildem Gegurre entgegen und sprang mit
Schnabelhieben gegen sie an, die ihre kostbaren Spitzen zerrupften
und zerfetzten. Mit ängstlichem Geschrei flüchtete sie rückwärts auf
die Mauer zu und verteidigte'sich durch kühne Schirmschwenkungen
iS jir
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Die Verschwörung.
ie Gutsherrin liebte es, sehr geputzt auf den Wirtschaftshof
zu kommen und dort in ziemlich selbstgefälligem und her-
rischem Tone ihre Anordnungen zu treffen, wobei sie gewöhnlich
die anwesenden Tiere mit keinem Blicke beachtete oder ungnädig
wegscheuchte. Darüber ärgerten sich diese gewaltig und schlossen
gegen die wütenden Angriffe, bis die Dienstleute herbeikamen und
sie von dem heftigen D'raufgänger befreiten.
Als die Tiere nachher wieder beisammen waren und den
Erfolg ihres Planes besprachen, wurde der Truthahn sehr gefeiert
und blähte sich daher ungeheuer auf. Nur der zahme Rabe, der
über der Versammlung auf dem Baume saß, wippte mit den
Flügeln und rief: „Du Schafskopf!" weil er aber für einen welt-
fremden Philosophen galt, achtete niemand auf ihn. Bloß der
Der Babba.
»er Babba schelt' ganz fürchterlich:
„Na, awwer wann ich den verwisch',
Wo mer an mei' Zigarre' geht
An' 's nit emol recht eingeschteht —
Der soll mich kenne' lerne' — der,
Den nemm ich awwer düchdig her."
Der Babba wääß jo ganz gewiß.
Daß der klää Fritz des Diebche' is;
Er sieht 'n jo als, wie 'r schbringt,
Zigarre' de' Berwund'te' bringt, —
Er dobt- un' droht, un' schelt' dazu —
An' — fräät sich iwwer seni klääne Bu'.
__ Lina Sommer.
Ein Gemüts nt cits ch.
„Aber, lieber Freund, wer wird gleich nach dem Mittagessen
lesen? Nichts ruiniert die Augen so sehr, auch wird die Verdauung
gestört und es stellen sich Kopfschmerzen ein." — „Das ist leider
wahr, doch habe ich eben sonst keine Zeit, das Blatt zu lesen." —
„So mache es doch wie ich: ich habe auch sonst keine Zeit; darum
lasse ich mir die Zeitung stets nach dem Mittagessen von meiner
Frau vorlesen."_
Anspielu ug.
Arzt (wegen seiner hohen Gebühren bekannt): „Ja, ntein
Lieber, die Krankheit Ihrer Frau ist sehr langwierig." — Ehe-
mann: „Glauben S', Herr Doktor, daß ich's aushalt'?"
eine Verschwörung, wie sie sich an ihr rächen wollten. Truthahn
und Geiß wurden durch das Los bestimmt, den plan auszuführen,
wobei es ihrem Genie überlassen blieb, die besten Mittel dafür
selbst zu wählen.
Als am nächsten sonnengoldenen Morgen die Gutsherrin in
einem sehr gezierten Aleide wieder auf dem Wirtschaftshofe er-
schien und ihren rotseidenen Schirm gegen die Hitze aufspannte,
stürmte ihr der jähzornige Truthahn mit blaurotem Kopf, aufge-
pludertem wams und wildem Gegurre entgegen und sprang mit
Schnabelhieben gegen sie an, die ihre kostbaren Spitzen zerrupften
und zerfetzten. Mit ängstlichem Geschrei flüchtete sie rückwärts auf
die Mauer zu und verteidigte'sich durch kühne Schirmschwenkungen
iS jir
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Babba" "Die Verschwörung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3724, S. 267
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg