292
Der JUwq ober: Die verhängnisvolle Leb er Wurst.
3M Wurstgeschäft von Oeter-
ling
Bediente das „Mariele",
Ein junges, schmuckes/ rosig' Ding,
Oer Freunde statt' es viele.
Mariele war verschwunden
dann. -
Erst heimlich und dann offen
Fing plötzlich ein Gemunkel an
Sie sei nicht fortgeloffen.
Da biß die Witwe Linsenbart,
Oie Leberwurst verzehrte,
Auf einen Ring. Erwiesen ward,
Daß er Marie'n gestörte.
Gleich wurd' getuschelt mancherlei,
Erregt war'n alle Geister,
Bald hetzte man die Polizei
Auf jenen Fleischermeister.
„Das Fleisch ist ja so furchtbar
knapp !"
So phantasierten viele.
„O'rum schlachtete der Sünder ab
Das mollige Mariele.
Das Mädel war so jung und nett,
So rosig und so niedlich. . .
. . . O'rum schmeckte auch die
Wurst so fett,
Go fein und appetitlich!"
Den Fleischer trieb zur Polizei
Ein Schutzmann, grob, gewöhnlich.
Da kam vom Bahnhof froh und
frei
Mariele ganz persönlich.
Sie war in einem Nachbarsort
Auf zwei Familienfesten
And traf auch ihren Liebsten dort,
Beurlaubt „aus dem Westen".
Als sie dann endlich' wieder-
kam,
Ermüdet und gesättigt,
Hat sie den Fleischer lobesam
Rechtzeitig noch gerettigt.
Da klärte sich ganz unverhofft
Oie Moritat, die grause:
Man hörte, daß Mariele oft
Beim Wursteln half zu Hause.
And bei besagter Wurstelei
Blieb wohl das Ringlein stecken
Fm zähen, dicken Leberbrei. . .
Oer Linsenbart zum Schrecken.
Entschuldigt war der Fleisther so
Nach argem Schicksalspiele.
Herr Oeterling, darüber froh,
Behielt im Dienst Mariele.
Weil ihn ein Sagenring um-
wob
Fn seinem Kundenkreise,
Geschah's, daß sein Geschäft sich
hob
In ungeahnter Weise.
Er ward sogar bei Hof be-
kannt
Mit seinen Leberwürsten.
And nun ist er „Hoflieferant"
Des hohen Landesfürsten.
i'.'
' mj/r \1 fl1
Nur jene Witwe Linsenbart
Fst uns nicht mehr begegnet,
Sie hat inzwischen still und
zart
Das Zeitliche gesegnet.
Oie ganze Sache ward zuletzt
Bedichtet und bebildert. . .
Wer sagt noch, daß die Mensch-
heit jetzt
Verroht ist und verwildert?
Heinrich Schaeffer.
C~~ o^>'
Der JUwq ober: Die verhängnisvolle Leb er Wurst.
3M Wurstgeschäft von Oeter-
ling
Bediente das „Mariele",
Ein junges, schmuckes/ rosig' Ding,
Oer Freunde statt' es viele.
Mariele war verschwunden
dann. -
Erst heimlich und dann offen
Fing plötzlich ein Gemunkel an
Sie sei nicht fortgeloffen.
Da biß die Witwe Linsenbart,
Oie Leberwurst verzehrte,
Auf einen Ring. Erwiesen ward,
Daß er Marie'n gestörte.
Gleich wurd' getuschelt mancherlei,
Erregt war'n alle Geister,
Bald hetzte man die Polizei
Auf jenen Fleischermeister.
„Das Fleisch ist ja so furchtbar
knapp !"
So phantasierten viele.
„O'rum schlachtete der Sünder ab
Das mollige Mariele.
Das Mädel war so jung und nett,
So rosig und so niedlich. . .
. . . O'rum schmeckte auch die
Wurst so fett,
Go fein und appetitlich!"
Den Fleischer trieb zur Polizei
Ein Schutzmann, grob, gewöhnlich.
Da kam vom Bahnhof froh und
frei
Mariele ganz persönlich.
Sie war in einem Nachbarsort
Auf zwei Familienfesten
And traf auch ihren Liebsten dort,
Beurlaubt „aus dem Westen".
Als sie dann endlich' wieder-
kam,
Ermüdet und gesättigt,
Hat sie den Fleischer lobesam
Rechtzeitig noch gerettigt.
Da klärte sich ganz unverhofft
Oie Moritat, die grause:
Man hörte, daß Mariele oft
Beim Wursteln half zu Hause.
And bei besagter Wurstelei
Blieb wohl das Ringlein stecken
Fm zähen, dicken Leberbrei. . .
Oer Linsenbart zum Schrecken.
Entschuldigt war der Fleisther so
Nach argem Schicksalspiele.
Herr Oeterling, darüber froh,
Behielt im Dienst Mariele.
Weil ihn ein Sagenring um-
wob
Fn seinem Kundenkreise,
Geschah's, daß sein Geschäft sich
hob
In ungeahnter Weise.
Er ward sogar bei Hof be-
kannt
Mit seinen Leberwürsten.
And nun ist er „Hoflieferant"
Des hohen Landesfürsten.
i'.'
' mj/r \1 fl1
Nur jene Witwe Linsenbart
Fst uns nicht mehr begegnet,
Sie hat inzwischen still und
zart
Das Zeitliche gesegnet.
Oie ganze Sache ward zuletzt
Bedichtet und bebildert. . .
Wer sagt noch, daß die Mensch-
heit jetzt
Verroht ist und verwildert?
Heinrich Schaeffer.
C~~ o^>'
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Ring oder: Die verhängnisvolle Leberwurst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3726, S. 292
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg