Professor so g'red't hat, da
san ma zu an' Abgrund
kemma, rechts is der Weg
g'wes'n und links is's xfeil-
g'rad' abi'ganga. Wozu«
soll i's Lahna eigentli' no'
beschreib'« ? Mir kemma ja
eh glei' hi' zu dera Stell'!
Alsdanu da geht g'rad' hin-
ter mir a Stoaschlag nie-
der, und an Professor reißt's
glei' mitsaint seiner Familie
abi. War'n alle auf der
Stell' tot."
Eine lveile schwiegen
wir ganz bedruckt, und je weiter wir hinaufkamen, der gefähr-
lichen Stelle zu, desto schwüler wurde uns. Meine Frau war
totenblaß geworden. Wir wechselten einen verständnisvollen Blick.
Dann sagte ich: „Meinst Du nicht, Schatz, daß wir umkehren
sollten? Wir sind schon sehr spät daran heute, und es ist furcht-
bar heiß."
Der Seppl blieb auch gleich stehen und meinte: „Ja mei',
wia die Herrschaft'« woll'nl" Dabei lachte er aber verschmitzt,
als wollte er sagen: „Ich weiß schon, daß Ihr nicht wegen der
Hitze umkehrt!"
Als wir glücklich wieder unten angekommen waren, kratzte
er sich verlegen hinter'm Ghr und meinte trübsinnig: „Dees hat
ma' davo', wenn ma' d' Leut' warnt und eahna d' Wahrheit
sagt, na' genga f nimma auffi und i' kumm' um mein' ganz'n
Führerlohn."
„Darüber machen Sie sich keine Sorgen", sagte meine Frau
voll Dankbarkeit für seine uneigennützige Aufrichtigkeit. Ich zog
meinen Beutel und gab dem Mann außer dem bedingten Führer-
lohn noch ein ansehnliches Trinkgeld.
Als wir am ander'« Morgen nach Hallstadt weiter reisten,
trafen wir dort einen guten alten Bekannten. „Sie haben doch
sicher den hohen Saarstein bestiegen", war seine erste Frage.
„Ja, beinahe", sagte ich und lachte meine Frau an, die dann die
ganze Geschichte erzählte. Unser Freund lachte gerade hinaus.
„Also Sie sind auch auf diesen Gauner hereingefallen." — „Ent-
schuldigen Sie", sagte ich ganz befremdet, „ich finde es im Gegen-
teil höchst uneigennützig und anständig von ihr«, daß er uns vor
einer Tour, der wir nicht gewachsen waren, abriet." Aber unser
Bekannter lachte nur
noch viel kräftiger.
„Wenn Sie wüßten,
daß dieser Mensch we-
der je auf dem Saar-
stein, noch auf einem
Gipfel jemals gewesen
ist. Er ist nichts als
ein verlunipter, ehe-
maliger Salinenarbei-
tcr, der die Frcmden-
industrie ausnützt und den harmlosen Leuten, die sich seiner Führung
anvertrauen, die furchtbarsten Schauergeschichten erzählt. Er kommt
dadurch immer ohne Mühe zu seinem festgesetzten Führerlohn und
kriegt meist noch ein gutes Trinkgeld obendrein."
Meine Frau und ich schauten uns einen Augenblick entsetzt
und beschämt an, daun aber stimmten wir, von unser'm Freund
angesteckt, herzhaft in das schallende Gelächter ein.
Schlimmer Einfluß.
„Ist Dein Vater von Rußland wieder zurück?" — „Ja
und die Prügelstrafe hat er auch schon eingeführt."
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san ma zu an' Abgrund
kemma, rechts is der Weg
g'wes'n und links is's xfeil-
g'rad' abi'ganga. Wozu«
soll i's Lahna eigentli' no'
beschreib'« ? Mir kemma ja
eh glei' hi' zu dera Stell'!
Alsdanu da geht g'rad' hin-
ter mir a Stoaschlag nie-
der, und an Professor reißt's
glei' mitsaint seiner Familie
abi. War'n alle auf der
Stell' tot."
Eine lveile schwiegen
wir ganz bedruckt, und je weiter wir hinaufkamen, der gefähr-
lichen Stelle zu, desto schwüler wurde uns. Meine Frau war
totenblaß geworden. Wir wechselten einen verständnisvollen Blick.
Dann sagte ich: „Meinst Du nicht, Schatz, daß wir umkehren
sollten? Wir sind schon sehr spät daran heute, und es ist furcht-
bar heiß."
Der Seppl blieb auch gleich stehen und meinte: „Ja mei',
wia die Herrschaft'« woll'nl" Dabei lachte er aber verschmitzt,
als wollte er sagen: „Ich weiß schon, daß Ihr nicht wegen der
Hitze umkehrt!"
Als wir glücklich wieder unten angekommen waren, kratzte
er sich verlegen hinter'm Ghr und meinte trübsinnig: „Dees hat
ma' davo', wenn ma' d' Leut' warnt und eahna d' Wahrheit
sagt, na' genga f nimma auffi und i' kumm' um mein' ganz'n
Führerlohn."
„Darüber machen Sie sich keine Sorgen", sagte meine Frau
voll Dankbarkeit für seine uneigennützige Aufrichtigkeit. Ich zog
meinen Beutel und gab dem Mann außer dem bedingten Führer-
lohn noch ein ansehnliches Trinkgeld.
Als wir am ander'« Morgen nach Hallstadt weiter reisten,
trafen wir dort einen guten alten Bekannten. „Sie haben doch
sicher den hohen Saarstein bestiegen", war seine erste Frage.
„Ja, beinahe", sagte ich und lachte meine Frau an, die dann die
ganze Geschichte erzählte. Unser Freund lachte gerade hinaus.
„Also Sie sind auch auf diesen Gauner hereingefallen." — „Ent-
schuldigen Sie", sagte ich ganz befremdet, „ich finde es im Gegen-
teil höchst uneigennützig und anständig von ihr«, daß er uns vor
einer Tour, der wir nicht gewachsen waren, abriet." Aber unser
Bekannter lachte nur
noch viel kräftiger.
„Wenn Sie wüßten,
daß dieser Mensch we-
der je auf dem Saar-
stein, noch auf einem
Gipfel jemals gewesen
ist. Er ist nichts als
ein verlunipter, ehe-
maliger Salinenarbei-
tcr, der die Frcmden-
industrie ausnützt und den harmlosen Leuten, die sich seiner Führung
anvertrauen, die furchtbarsten Schauergeschichten erzählt. Er kommt
dadurch immer ohne Mühe zu seinem festgesetzten Führerlohn und
kriegt meist noch ein gutes Trinkgeld obendrein."
Meine Frau und ich schauten uns einen Augenblick entsetzt
und beschämt an, daun aber stimmten wir, von unser'm Freund
angesteckt, herzhaft in das schallende Gelächter ein.
Schlimmer Einfluß.
„Ist Dein Vater von Rußland wieder zurück?" — „Ja
und die Prügelstrafe hat er auch schon eingeführt."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schlaue Seppl" "Schlimmer Einfluß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3729, S. 22
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg