Christfe st 1!)1ü. —
Flaschen oder Äpfelmost?
^er Isandclsmann Moses Silberstein begegnet dem Isidor
Kerschbaum auf dem Bahnhof.
Isidor: „Nu', Moses, wo fahrscht De hait' scho' hin?"
Moses: „kfab' ich Dich fcho' gefragt, wo Du hinfährst?"
Isidor: „Nu', mer werd doch noch fracha därfa!"
Moses (nach einer weile): „In was machst De gegawärtig,
Isidor?"
Isidor: „werd mer hiita, zu sacha, in was ich mach', wenn
D' nit sagst, wo D' hinfährst."
Moses: „wo werd mr denn hinfahra, ä bische' nach Stua-
gert zua, vielleicht ä bische' d'rnber 'naus."
Isidor: „Nu', i' fahr' aa' nach Stuagert; in was machst
De denn, weil D' hast ka Reisckoffer, wie sonst, wo D' gemacht
hast in baumwollene Lsämden un' Unterhosen?"
Moses: „Ich mach' nur noch in Apfelmost."
Isidor: „wie haißt in Apfelmost, bist De geworden me-
schugge, sait wann handeln unsere Statt’ in Apfelmost?"
Moses: „Ist doch ganz gleich, in was mer macht, ob in
lhämden oder Apfelmost, wenn mer nur verdient Geld, wie haißt,
zwei- bis dreihundert Perzent Nutzen, ä glattes Geschäft."
Isidor: „Mach'mer kan Stuß, der Most ist kaxaures, wenn
er kommt weg von der kfefen, er wird sauer, er wird zäh, er
wird schwarz oder blau, main Gott, da machst De Pleite mit
Dei'm Apfelmost, i' garantier' Dir davor."
Moses: „Des verstehst De nett, sauf' vielleicht ich den Most?
Sauf' 'n wer will, und werd der Most zäh, sauer, schwarz oder
blau, so kann mer immer noch brenna da Most zu Schnaps, der
doch aa' so sündtaier wird, siegscht De? Nu' werd' ich wohl auch
fracha därfa, in was Du machst, Isidor?"
Isidor: „Ich mach' D'r in Glasflaschen, Korbflaschen, nie!'
Gott, in alle Flaschen von d'r Glas, haitzutag' 'n gesuchter Ar-
tikel, zwei- bis dreihundert Perzent Nutzen, schönes glattes Ge-
schäft, leichte Arbeit, schöne Verpackung, kein so wüstes Keller-
und Faßgeschäft wie bei Dei'm Most."
Moses: „wie haißt Flaschen, alte Flaschen, Isidor, da fällst
De 'rein mit Deine Flasch'n, ist ja gar kein Artikel, denk' D'r,
der Transport ist sehr gefährlich, en Stuß an wag'n, und die
Flasch'n sind hin, maushin, sag' ich Dir, und die hohe' Spesen,
wo Du hast bei de' Hotelier und de' Wirte', bis Du kriegscht ihre
Flasch'n um's billig' Geld; na, in Flasch'n tat’ ich nie handeln,
wirst seh'n, Du machst Pleite, ich will blind werden, wenn's nit
wahr ist." — — —
Plötzlich werden beide Handelsleute ruhig und nachdenklich-
Moses kaut an einem kalten Zigarrenstummel und Isidor entfernt
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Flaschen oder Äpfelmost?
^er Isandclsmann Moses Silberstein begegnet dem Isidor
Kerschbaum auf dem Bahnhof.
Isidor: „Nu', Moses, wo fahrscht De hait' scho' hin?"
Moses: „kfab' ich Dich fcho' gefragt, wo Du hinfährst?"
Isidor: „Nu', mer werd doch noch fracha därfa!"
Moses (nach einer weile): „In was machst De gegawärtig,
Isidor?"
Isidor: „werd mer hiita, zu sacha, in was ich mach', wenn
D' nit sagst, wo D' hinfährst."
Moses: „wo werd mr denn hinfahra, ä bische' nach Stua-
gert zua, vielleicht ä bische' d'rnber 'naus."
Isidor: „Nu', i' fahr' aa' nach Stuagert; in was machst
De denn, weil D' hast ka Reisckoffer, wie sonst, wo D' gemacht
hast in baumwollene Lsämden un' Unterhosen?"
Moses: „Ich mach' nur noch in Apfelmost."
Isidor: „wie haißt in Apfelmost, bist De geworden me-
schugge, sait wann handeln unsere Statt’ in Apfelmost?"
Moses: „Ist doch ganz gleich, in was mer macht, ob in
lhämden oder Apfelmost, wenn mer nur verdient Geld, wie haißt,
zwei- bis dreihundert Perzent Nutzen, ä glattes Geschäft."
Isidor: „Mach'mer kan Stuß, der Most ist kaxaures, wenn
er kommt weg von der kfefen, er wird sauer, er wird zäh, er
wird schwarz oder blau, main Gott, da machst De Pleite mit
Dei'm Apfelmost, i' garantier' Dir davor."
Moses: „Des verstehst De nett, sauf' vielleicht ich den Most?
Sauf' 'n wer will, und werd der Most zäh, sauer, schwarz oder
blau, so kann mer immer noch brenna da Most zu Schnaps, der
doch aa' so sündtaier wird, siegscht De? Nu' werd' ich wohl auch
fracha därfa, in was Du machst, Isidor?"
Isidor: „Ich mach' D'r in Glasflaschen, Korbflaschen, nie!'
Gott, in alle Flaschen von d'r Glas, haitzutag' 'n gesuchter Ar-
tikel, zwei- bis dreihundert Perzent Nutzen, schönes glattes Ge-
schäft, leichte Arbeit, schöne Verpackung, kein so wüstes Keller-
und Faßgeschäft wie bei Dei'm Most."
Moses: „wie haißt Flaschen, alte Flaschen, Isidor, da fällst
De 'rein mit Deine Flasch'n, ist ja gar kein Artikel, denk' D'r,
der Transport ist sehr gefährlich, en Stuß an wag'n, und die
Flasch'n sind hin, maushin, sag' ich Dir, und die hohe' Spesen,
wo Du hast bei de' Hotelier und de' Wirte', bis Du kriegscht ihre
Flasch'n um's billig' Geld; na, in Flasch'n tat’ ich nie handeln,
wirst seh'n, Du machst Pleite, ich will blind werden, wenn's nit
wahr ist." — — —
Plötzlich werden beide Handelsleute ruhig und nachdenklich-
Moses kaut an einem kalten Zigarrenstummel und Isidor entfernt
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Christfest 1916"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3731, S. 44
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg