Kritik.
Jetzt schützt nicht die verkleidete Kanone,
Oer Flaggenschwindel und der Farbentrug.
Kein Kniff mehr hilft dem falschen Britensohne -
Und wahrlich, ihrer weiß er doch genug!
Hell blitzt es auf und die Torpedos blinken.
Ein Stoß - ein Krach - ein letzter schriller Pfiff.
Im Sturzbadgischte schwarzer Wogen sinken
Unrettbar Kiel um Kiel und Schiff um Schiff.
Ihr habt den Friedensboten schnöd verachtet,
Oer mit dem Ölzweig und der Palme kam,
Und habt uns auszuhungern noch getrachtet,
Ob Euch schon selber Kraft und Arme lahm.
Vernehmt denn eines andern Boten Stimme,
Oer auch den Frieden auf den Schwingen
trägt -
Nicht ölzweigmilde, nein, in heiligem Grimme,
Mit dem er Euren Übermut zerschlägt!
Wilhelm Herbert.
A u s eine m S ch u I n u f f it tz.
Die Fahrkarten werden jetzt von Frauen abgenommen, welche
früher von Männern gezwickt wurden.
Entweder oder.
Mann (ans dein Wege zum Bahnhof): „Geh' a bisserl
schnell, Alte, daß ivir vor der Abfahrt noch a Maß Bier trinken
können ■ . . oder geh' a bisserl langsam, daß wir den Zug ver-
säumen!" _
A n s der Kinder st n ü e.
Mutter: „Was ist denn das für eine Zänkerei? Warum
streitet Ihr schon wieder?" — Fritz: „Wir spielen Krieg -- und
ich Hab' den Willi schon dreimal erschossen — und er will noch
immer nicht tot sein!" _
—Ideale. --
In der Jugendzeit, der holden,
Glüh'n für hohe Ideale
Kann der schwächste Lebensdilettant.
Doch wem sie mit ihrem Götterstrahle
Auch des Alters Schwelle noch vergolden,
Der bewies des Lebenskünstlers Hand.
Verfängliche Korrespondcnz.
Herr Bauzel hat seinem Freunde in der Stadt aus einem
kleineren Orte auf dem Lande verschiedene Fleischkonserven ohne
Marken besorgt. „Wenn sie Dir schmecken und Du willst iveitere,"
bemerkte er, „dann brauchst Du mir nur eine Karte zu schreiben,
aber natürlich wählst Du eine andere Bezeichnung und sprichst zum
Beispiel von Photographien." — Rach einiger Zeit bekommt Herr
Bauzel auch eine Karte des Inhalts: „Lieber Freund! Die
Photographien haben meinen vollen Beifall gesunden. Schicke noch
weitere Abzüge, und zwar von den .Kalbfleisch in weißer Tunke'
sechs Stück, von den .Ochsenschweif' vier."
Direktor (zum Schauspieler): „Marquis Posa, bedenken Sie
doch, daß Sie .Gedankenfreiheit' fordern müssen! So, wie Sie vor
dem König stehen, sieht cs ja aus, als brauchten Sie einen Kleider-
bezugsschein !" _
Die Fechter.
dein Marktplatz von Granada
ZM Stand am Äügel der Alhambra
Der Palast des Don Bernärdo.
Scköner aber als die andern
Töchter alle von Granada
War Bernardos Tochter Anna —
Schön in ihrem holden Lächeln,
Das die süßen Lippe» schmückte.
Wenn Don Jose und Don Ferna»,
Zwei der allerbesten Fechter,
Vor dem Lause paradierten.
Ihre stolzen Federn nickten.
Ihre stolzen Degen klirrten.
Ihre stolzen Blicke aber
Suchten grimm sich zu verschlingen.
Denn sie waren Nebenbuhler
And noch halle Donna Anna
Nicht entschieden zwischen ihnen.
Da — an einem schönen Morgeil,
Als sie just auf dem Altane
Eine Apfelsine schälte.
Kam zur Rechten Don Fernando,
Kam zur Linken just Don Jose —
And in einem jähen Einfall
Warf sie ihre Blutorange
Als ein Zeichen vom Balkone,
110
Jetzt schützt nicht die verkleidete Kanone,
Oer Flaggenschwindel und der Farbentrug.
Kein Kniff mehr hilft dem falschen Britensohne -
Und wahrlich, ihrer weiß er doch genug!
Hell blitzt es auf und die Torpedos blinken.
Ein Stoß - ein Krach - ein letzter schriller Pfiff.
Im Sturzbadgischte schwarzer Wogen sinken
Unrettbar Kiel um Kiel und Schiff um Schiff.
Ihr habt den Friedensboten schnöd verachtet,
Oer mit dem Ölzweig und der Palme kam,
Und habt uns auszuhungern noch getrachtet,
Ob Euch schon selber Kraft und Arme lahm.
Vernehmt denn eines andern Boten Stimme,
Oer auch den Frieden auf den Schwingen
trägt -
Nicht ölzweigmilde, nein, in heiligem Grimme,
Mit dem er Euren Übermut zerschlägt!
Wilhelm Herbert.
A u s eine m S ch u I n u f f it tz.
Die Fahrkarten werden jetzt von Frauen abgenommen, welche
früher von Männern gezwickt wurden.
Entweder oder.
Mann (ans dein Wege zum Bahnhof): „Geh' a bisserl
schnell, Alte, daß ivir vor der Abfahrt noch a Maß Bier trinken
können ■ . . oder geh' a bisserl langsam, daß wir den Zug ver-
säumen!" _
A n s der Kinder st n ü e.
Mutter: „Was ist denn das für eine Zänkerei? Warum
streitet Ihr schon wieder?" — Fritz: „Wir spielen Krieg -- und
ich Hab' den Willi schon dreimal erschossen — und er will noch
immer nicht tot sein!" _
—Ideale. --
In der Jugendzeit, der holden,
Glüh'n für hohe Ideale
Kann der schwächste Lebensdilettant.
Doch wem sie mit ihrem Götterstrahle
Auch des Alters Schwelle noch vergolden,
Der bewies des Lebenskünstlers Hand.
Verfängliche Korrespondcnz.
Herr Bauzel hat seinem Freunde in der Stadt aus einem
kleineren Orte auf dem Lande verschiedene Fleischkonserven ohne
Marken besorgt. „Wenn sie Dir schmecken und Du willst iveitere,"
bemerkte er, „dann brauchst Du mir nur eine Karte zu schreiben,
aber natürlich wählst Du eine andere Bezeichnung und sprichst zum
Beispiel von Photographien." — Rach einiger Zeit bekommt Herr
Bauzel auch eine Karte des Inhalts: „Lieber Freund! Die
Photographien haben meinen vollen Beifall gesunden. Schicke noch
weitere Abzüge, und zwar von den .Kalbfleisch in weißer Tunke'
sechs Stück, von den .Ochsenschweif' vier."
Direktor (zum Schauspieler): „Marquis Posa, bedenken Sie
doch, daß Sie .Gedankenfreiheit' fordern müssen! So, wie Sie vor
dem König stehen, sieht cs ja aus, als brauchten Sie einen Kleider-
bezugsschein !" _
Die Fechter.
dein Marktplatz von Granada
ZM Stand am Äügel der Alhambra
Der Palast des Don Bernärdo.
Scköner aber als die andern
Töchter alle von Granada
War Bernardos Tochter Anna —
Schön in ihrem holden Lächeln,
Das die süßen Lippe» schmückte.
Wenn Don Jose und Don Ferna»,
Zwei der allerbesten Fechter,
Vor dem Lause paradierten.
Ihre stolzen Federn nickten.
Ihre stolzen Degen klirrten.
Ihre stolzen Blicke aber
Suchten grimm sich zu verschlingen.
Denn sie waren Nebenbuhler
And noch halle Donna Anna
Nicht entschieden zwischen ihnen.
Da — an einem schönen Morgeil,
Als sie just auf dem Altane
Eine Apfelsine schälte.
Kam zur Rechten Don Fernando,
Kam zur Linken just Don Jose —
And in einem jähen Einfall
Warf sie ihre Blutorange
Als ein Zeichen vom Balkone,
110
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Fechter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3737, S. 110
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg