Da auf einmal in einer Zwischenstation hieß es: „Der Wacht-
meister ist eingestiegen I" wie ein Blitz zischte die Nachricht durch
sämtliche Abteilungen und rief vielfach eine nicht geringe Un-
ruhe hervor. An den verschiedensten Päckchen und Packen wurde
herumgerichtet und der Schein absoluter Harmlosigkeit verstärkt.
Einiges verschwand auch, soweit es ging, überhaupt von der
Gberstäche und jeder, der ein etwas schlechtes Gewissen hatte —
und die Mehrzahl hatte eines —, tat zu dessen Beruhigung, was
nur möglich war.
Kasimir Theodosius saß für den Augenblick wie gelähmt.
Dann krabbelte es ihm in allen Nerven wie von einer Ameisen-
völkerwanderung. was war wahrscheinlicher, als daß der Wacht-
meister, von dessen humoristischer Findigkeit schon allerhand Glanz-
stückchen durch den wagen schwirrten, die Taschen durchsuchen
würde .... und dann saß er in der patsche: Blamage, Lier-
beschlagnahme, Bestrafung — tausend Unannehmlichkeiten auf
einmal I wieder nahm er den Hut ab und fuhr sich mit dem
roten Tuche über die erhitzte Stirn. Da kam ihm plötzlich eine
brillante Idee, als er in die weite Mulde des großen Hutes
blickte. Sorgfältig, in der allgemeinen Unruhe anscheinend von
niemandem beobachtet, verbrachte er seine Eier Stück für Stück
in den Hut und setzte diesen dann mit größter Vorsicht auf sein
lockenumwalltes Haupt. D'rauf schaute er sich um. Keins hatte
ihn gesehen. Nur das kleine Bauernbübl, das er aber gar nicht
beachtete, stand noch, den Finger im Mund, starr vor dein Mit-
angefchauten und betrachtete den großeti Mann.
Da kam der freundliche wachttncister herein und versah sein
Amt, dessen er mit vergnügter Laune waltete. Noch war nichts
Schlimmes dabei passiert, da er ohne besondere Härte vorging —
als er auch an den Abteil trat, in dein Kasimir Theodosius saß.
Dieser machte eitle möglichst harmlose Miene, wenti es ihm auch
vorkam, als ob die Eier unter seinem Hut plötzlich Bleigewicht
annähmen und sein Hirn einzudrücken drohten.
„Gel', Vater" — sagte da das Bauernbübl zu dein Mann
neben ihm — „dös is der Gsterhas?!" — Dabei deutete cs
mit dem Finger schnurg'rad' auf Kasimir.
„Aber das is ja a Stadtherr!" lachte der Bauer aus
volleni Halse. „wia fallt Dir denn de dumme Frag' ei'?I"
„Ja" — sagte der Kleine bestimmt — „weil er a Nesterl
mit Msteroar unter'm Huat hat!"
„Das ist nicht wahr!" schrie Kasimir Theodosius mit dem
Mut der Verzweiflung und sprang auf. Dabei stieß er aber bei
seiner martialischen Länge mit dem Kopf fürchterlich gegen die
niedrige Decke — und im nächsten Augenblick quollen über sein
Gesicht und durch seine braunen Locken dicke gelbe Ströme, die
ihm ein höchst inalerisches Aussehen gaben.
„Sie, Herr Nachbar" — schmunzelte der Wachtmeister und
zeigte unter dem dröhnenden Gelächter des ganzen Wagens auf
die goldene Flut — „gelt, Sie sind, scheint's, Selbstversorger?!"...
Wcuu »i au Ki>td cr schickt.
Eine Haushaltung sandte am 8. März ein jüngeres Mädchen
zum Magistrat, um die Erlaubnis zur Hausschlachtung zu erholen.
Auf dem Amt entspann sich folgendes Gespräch: „Ich inöchtc die
Erlaubnis zur Schweineschlachtuug holen." — „Aber Kind, Ihr
habt doch erst vor vierzehn Tagen geschlachtet." — „Ja, die Sau
ist krank und frißt nicht mehr." — „So, so! Wann wollt Ihr
denn schlachten?" — „Ende April!"
Mir ma's lilinml!.
Aug'nglas vor sein' alt'n 6'sicht,
Studiert der Heit an Kriegsbericht.
Da liest er, wie’s in Jrankreicb stellt,
Klie’s au der Jront in Rußland gellt,
Dafo siel) die Un[er'n tapfer webr'n
Und um koa’ Politik sich scher'n.
Und d’runler stellt, grosiwächti' g'setzt:
,Sie machen draus,' geschickte jetzt?
8ar aller buchstabiert er 'raus;
6r bat ja aa’ sein' Schlankl drausi'!
An den denkt etz' der (Jeit und lacht:
„Der bat scho' all'weil 8'schicht'n g'macht."
K. niaurer.
V erbeut s ch » » g.
„Papa, was heißt Rentier eigentlich auf deutsch?" — „Berufs-
faulenzer." _
I m nt e r l> e l e g t.
„Herr Nachbar, fönute ich nicht öfter Ihr Telephon benützen?"
— „Wird schwer gehen; vormittags spricht meine Frau." — „Nun
und nachmittags?" — „Da spricht sie auch."
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meister ist eingestiegen I" wie ein Blitz zischte die Nachricht durch
sämtliche Abteilungen und rief vielfach eine nicht geringe Un-
ruhe hervor. An den verschiedensten Päckchen und Packen wurde
herumgerichtet und der Schein absoluter Harmlosigkeit verstärkt.
Einiges verschwand auch, soweit es ging, überhaupt von der
Gberstäche und jeder, der ein etwas schlechtes Gewissen hatte —
und die Mehrzahl hatte eines —, tat zu dessen Beruhigung, was
nur möglich war.
Kasimir Theodosius saß für den Augenblick wie gelähmt.
Dann krabbelte es ihm in allen Nerven wie von einer Ameisen-
völkerwanderung. was war wahrscheinlicher, als daß der Wacht-
meister, von dessen humoristischer Findigkeit schon allerhand Glanz-
stückchen durch den wagen schwirrten, die Taschen durchsuchen
würde .... und dann saß er in der patsche: Blamage, Lier-
beschlagnahme, Bestrafung — tausend Unannehmlichkeiten auf
einmal I wieder nahm er den Hut ab und fuhr sich mit dem
roten Tuche über die erhitzte Stirn. Da kam ihm plötzlich eine
brillante Idee, als er in die weite Mulde des großen Hutes
blickte. Sorgfältig, in der allgemeinen Unruhe anscheinend von
niemandem beobachtet, verbrachte er seine Eier Stück für Stück
in den Hut und setzte diesen dann mit größter Vorsicht auf sein
lockenumwalltes Haupt. D'rauf schaute er sich um. Keins hatte
ihn gesehen. Nur das kleine Bauernbübl, das er aber gar nicht
beachtete, stand noch, den Finger im Mund, starr vor dein Mit-
angefchauten und betrachtete den großeti Mann.
Da kam der freundliche wachttncister herein und versah sein
Amt, dessen er mit vergnügter Laune waltete. Noch war nichts
Schlimmes dabei passiert, da er ohne besondere Härte vorging —
als er auch an den Abteil trat, in dein Kasimir Theodosius saß.
Dieser machte eitle möglichst harmlose Miene, wenti es ihm auch
vorkam, als ob die Eier unter seinem Hut plötzlich Bleigewicht
annähmen und sein Hirn einzudrücken drohten.
„Gel', Vater" — sagte da das Bauernbübl zu dein Mann
neben ihm — „dös is der Gsterhas?!" — Dabei deutete cs
mit dem Finger schnurg'rad' auf Kasimir.
„Aber das is ja a Stadtherr!" lachte der Bauer aus
volleni Halse. „wia fallt Dir denn de dumme Frag' ei'?I"
„Ja" — sagte der Kleine bestimmt — „weil er a Nesterl
mit Msteroar unter'm Huat hat!"
„Das ist nicht wahr!" schrie Kasimir Theodosius mit dem
Mut der Verzweiflung und sprang auf. Dabei stieß er aber bei
seiner martialischen Länge mit dem Kopf fürchterlich gegen die
niedrige Decke — und im nächsten Augenblick quollen über sein
Gesicht und durch seine braunen Locken dicke gelbe Ströme, die
ihm ein höchst inalerisches Aussehen gaben.
„Sie, Herr Nachbar" — schmunzelte der Wachtmeister und
zeigte unter dem dröhnenden Gelächter des ganzen Wagens auf
die goldene Flut — „gelt, Sie sind, scheint's, Selbstversorger?!"...
Wcuu »i au Ki>td cr schickt.
Eine Haushaltung sandte am 8. März ein jüngeres Mädchen
zum Magistrat, um die Erlaubnis zur Hausschlachtung zu erholen.
Auf dem Amt entspann sich folgendes Gespräch: „Ich inöchtc die
Erlaubnis zur Schweineschlachtuug holen." — „Aber Kind, Ihr
habt doch erst vor vierzehn Tagen geschlachtet." — „Ja, die Sau
ist krank und frißt nicht mehr." — „So, so! Wann wollt Ihr
denn schlachten?" — „Ende April!"
Mir ma's lilinml!.
Aug'nglas vor sein' alt'n 6'sicht,
Studiert der Heit an Kriegsbericht.
Da liest er, wie’s in Jrankreicb stellt,
Klie’s au der Jront in Rußland gellt,
Dafo siel) die Un[er'n tapfer webr'n
Und um koa’ Politik sich scher'n.
Und d’runler stellt, grosiwächti' g'setzt:
,Sie machen draus,' geschickte jetzt?
8ar aller buchstabiert er 'raus;
6r bat ja aa’ sein' Schlankl drausi'!
An den denkt etz' der (Jeit und lacht:
„Der bat scho' all'weil 8'schicht'n g'macht."
K. niaurer.
V erbeut s ch » » g.
„Papa, was heißt Rentier eigentlich auf deutsch?" — „Berufs-
faulenzer." _
I m nt e r l> e l e g t.
„Herr Nachbar, fönute ich nicht öfter Ihr Telephon benützen?"
— „Wird schwer gehen; vormittags spricht meine Frau." — „Nun
und nachmittags?" — „Da spricht sie auch."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Osterhas"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3741, S. 160
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg