Fliegende Blätter (146.1917 (Nr. 3728-3753))

Die Narrenhauser riefen kräftig:

„Uns trifft's, weil Ihr zu spät d'ran seid!
Leut' wollen unfer'n Dieb wir hängen —
Seht Ihr, wann es dann Euch gelingt!"
Jedoch bei Schildburgs Stadtgestrengen
Äeischt' man das Vorrecht unbedingt.

Und immer hitziger ward die Fehde.

Man stritt bis in den Nachmittag.

Scharf hin und wider flog die Rede,

Bis man sich in den Laaren lag.

Schon kam es zu verschied'nen Beulen.

Ein Städtekrieg lag schier in Sicht.

Doch weiß den besten Rat zuweilen
In höchster Not der kleinste Wicht.

So sprang auf einmal auf ein Fäßl,

In dem man Wein herbeigeführt.

Von Schildburg Schneidermeister Späßl
And rief: „Respekt, wie sich's gebührt,

Vor beider Städte Magistraten!

Doch einen Ausweg wüßt' ich jetzt.

Legt nieder Prügel, Schwert und Spaten
And hört die Rede wohlgesetzt!"

Da schnauften beiderseits die Kämpfen
Und hielten ein in ihrem Streit.

Der Schneider, ihren Grimm zu dämpfen.

Gab gute Worte beiderseit

And meinte: „Um zwo Galgenvögel

Fließt doch nicht wack'rer Bürger Blut!

Kehrt wieder heim zu Kind und Kegel
Und laßt — ich meine es Euch gut —

In diesem Zwist, wer vorher hänge,
Entscheiden selber dieses Paar!" . . .
Da jauchzte hier wie dort die Menge:
„Leil, Schneider Späßl! Er spricht wahr
Die Räte fanden's auch so richtig
Und kehrten heim vergnügt und froh.

Doch die-zwei Gauner lachten tüchtig
Und sind verduftet irgendwo . . .

N). Herbert.

-t--—-Ein Erzheuchler.

Student (mit dem zum Besuch gekommenen Onkel in seiner Stammkneipe): „Ich trinke wie gewöhnlich
Mineralwasser!" - Onkel: „Hm, was mich anbetrifft, so ziehe ich Bier vor — bringen Sie mir also ein Glas
Pilsner, Kleine!" — Student: „Na, dann mir meinetwegen auch ein's, Nesi. . . ich kanifls ja flnal versuchen."