Restieil der kostbaren Brotmarken holen mußte, da kommt dle
Unterhaltung in Gang, die an lebhafter Herzlichkeit nichts zu
wünschen übrigläßt. Hauptsächlich wird sie allerdings von den
beiden Ehegatten geführt, während sich der Herr Vetter die guten
Sachen schmecken läßt und dabei von den Kindern aufmerksam
beobachtet urid insgeheim beneidet wird. Denn so gut — mit
einem reichlichen Milchkaffee nnd drei Bröckcrln Zucker in jeder
Tasse sowie einem gehörigen Stück Kuchen — ist's ihnen schon
lange nicht mehr gegangen. Nachher gibt's erst noch ein paar
Gläschen wein und der Herr Rat nickt und gestikuliert so
lange, bis seine Gattin das Lude wohlbehütete Salami herbei-
bringt, das man noch für eine besondere Gelegenheit aufbewahrt
hatte. Gerad' lachen tut dem Herrn Vetter das ganze Gesicht
und er beteuert ein über das andere Mal, wie es ihn freut, daß
fein Basl so gut untergekommen ist und daß die Stadtleut' so
nett mit ihr sind, und wie er bald wieder kornmen wird. . .
„Also nur recht bald wieder kommen!" ermuntern ihn noch
unter der Tür der Herr Rat und die Frau Rat nrrd die Kinder
geben ihrrr nach Befehl jedes eine „schörie Hand".
„3’ sag' nur no’ g'schmind der Resl Adjesl" meint er und
trollt sich nach der Küche hinaus.
Bis das vorbei, wartet marr mit Ungeduld und hört dann
erleichtert die schweren Schuhe der Haustüre zutrappen und diese
endlich in's Schloß fallen.
„Na," sagt die Frau Rat wohlwollend und liebenswürdig, wie
d'rauf die Resl erscheint — „das ist ja ein recht netter Mann, Ihr
Herr Vetter — hoffentlich hat's ihm bei uns auch gefallen?!"
„<v, scho' so arg!" lacht die Resl mit dem ganzen Gesicht.
Nach ein paar scherzhaften Redewendungen wird dann vor-
sichtig zu sondieren augefangen. „Das waren wohl, Tier im
Rucksack?!" meint die Frau Rat.
„Ja, hundert Stuck!" lacht die Resl. „Lauter Prachtoar!"
„was?! Hundert Stück?!" jauchzen der Herr und die
Frau Rat.
„Und am Ende Butter auch noch?!" sagt die Frau Rat
und kann kaum die Antwort erwarten.
„Freili'I" antwortet die Resl lachend. „Fünf Pfund!"
„Fünf Pfund Butter?!" schreit der Herr Rat. „Resl,
vom Ersten att haben Sie zehn Mark mehr Lohn! Ich trau' ihm
zu, daß er auch noch 'was Schweinernes dabei hat?!"
„Natürli'I" lacht die Resl wieder. „A ganz's G'fclcht's —
a Mordstrumm I"
„Hereinbringenl" ruft da der Herr Rat unter dem Jubel
der Kinder, „Hereinbringenl"
„Ja?!" sagt da die. Resl. ,,'reinbringa?! was soll i'
den» 'reinbringa? I"
„Die Eier!" meint die Frau Rat. „Und die Butterl" —
„Und das GefeIchtei" fügt er bei.
„Ja!" sagt die Resl und lacht. „Dös hat er ja all's wieder
m i t g' n o m m a!"
„Mitgenominen?I" stammeln die beiden und starren sie
wie ans den Wolken gefallen an.
„Aber freili'l" lacht die Resl. „Für den Wirt znm „Hirschen",
der's fcho' vor acht Tag' bei eahm b'stellt hat! ... ,I' bin nur
g'rad' froh' — hat er g'sagt, der Herr Vetter zu mir, wia er
'ganga is — ,Dei' Herrschaft braucht wenigstens nix — de
Ham mir a so nobel aufg'wart't — de Ham ja selber mehr
als wia i'!'"
Der Vorstand.
^err des Himmels, diese Arbeit,
Wenn doch ich nicht Vorstand war'!
Meier, nehmen Sie 'mal dieses,
Das hier nimmt der Huber her.
Rechnen Sie 'mal aus, Herr Gerstle,
'Dies, Herr Glucks, ist was für Sie,
Werner, hier gibt's was zu suchen.
Diesen Jehler find' ich nie.
Roller, Sie sind nicht beschäftigt,
Nehmen Sie mir das 'mal ab
Und dort hinten, der Herr Seefeld
Weiß schon, daß ich noch 'was Hab'.
So, dann wird's ein wenig besser,
Denn das meiste ist gescheh'n,
Endlich kann man doch mit Ruhe
Sich die Zeitung auch beseh'n."
KlcincsMi st Verständnis.
„Ja was ist denn das, Eireiner?!
Ich Hab' gehört, Ihr sollt ja am
Sonntag fünfzehn Liter Bier getrun-
ken haben. Wie war Euch denn da
am andern Tag?" — ,,-O mei', Hoch-
würdcn, cm' net besser wie snnst.
350
Unterhaltung in Gang, die an lebhafter Herzlichkeit nichts zu
wünschen übrigläßt. Hauptsächlich wird sie allerdings von den
beiden Ehegatten geführt, während sich der Herr Vetter die guten
Sachen schmecken läßt und dabei von den Kindern aufmerksam
beobachtet urid insgeheim beneidet wird. Denn so gut — mit
einem reichlichen Milchkaffee nnd drei Bröckcrln Zucker in jeder
Tasse sowie einem gehörigen Stück Kuchen — ist's ihnen schon
lange nicht mehr gegangen. Nachher gibt's erst noch ein paar
Gläschen wein und der Herr Rat nickt und gestikuliert so
lange, bis seine Gattin das Lude wohlbehütete Salami herbei-
bringt, das man noch für eine besondere Gelegenheit aufbewahrt
hatte. Gerad' lachen tut dem Herrn Vetter das ganze Gesicht
und er beteuert ein über das andere Mal, wie es ihn freut, daß
fein Basl so gut untergekommen ist und daß die Stadtleut' so
nett mit ihr sind, und wie er bald wieder kornmen wird. . .
„Also nur recht bald wieder kommen!" ermuntern ihn noch
unter der Tür der Herr Rat und die Frau Rat nrrd die Kinder
geben ihrrr nach Befehl jedes eine „schörie Hand".
„3’ sag' nur no’ g'schmind der Resl Adjesl" meint er und
trollt sich nach der Küche hinaus.
Bis das vorbei, wartet marr mit Ungeduld und hört dann
erleichtert die schweren Schuhe der Haustüre zutrappen und diese
endlich in's Schloß fallen.
„Na," sagt die Frau Rat wohlwollend und liebenswürdig, wie
d'rauf die Resl erscheint — „das ist ja ein recht netter Mann, Ihr
Herr Vetter — hoffentlich hat's ihm bei uns auch gefallen?!"
„<v, scho' so arg!" lacht die Resl mit dem ganzen Gesicht.
Nach ein paar scherzhaften Redewendungen wird dann vor-
sichtig zu sondieren augefangen. „Das waren wohl, Tier im
Rucksack?!" meint die Frau Rat.
„Ja, hundert Stuck!" lacht die Resl. „Lauter Prachtoar!"
„was?! Hundert Stück?!" jauchzen der Herr und die
Frau Rat.
„Und am Ende Butter auch noch?!" sagt die Frau Rat
und kann kaum die Antwort erwarten.
„Freili'I" antwortet die Resl lachend. „Fünf Pfund!"
„Fünf Pfund Butter?!" schreit der Herr Rat. „Resl,
vom Ersten att haben Sie zehn Mark mehr Lohn! Ich trau' ihm
zu, daß er auch noch 'was Schweinernes dabei hat?!"
„Natürli'I" lacht die Resl wieder. „A ganz's G'fclcht's —
a Mordstrumm I"
„Hereinbringenl" ruft da der Herr Rat unter dem Jubel
der Kinder, „Hereinbringenl"
„Ja?!" sagt da die. Resl. ,,'reinbringa?! was soll i'
den» 'reinbringa? I"
„Die Eier!" meint die Frau Rat. „Und die Butterl" —
„Und das GefeIchtei" fügt er bei.
„Ja!" sagt die Resl und lacht. „Dös hat er ja all's wieder
m i t g' n o m m a!"
„Mitgenominen?I" stammeln die beiden und starren sie
wie ans den Wolken gefallen an.
„Aber freili'l" lacht die Resl. „Für den Wirt znm „Hirschen",
der's fcho' vor acht Tag' bei eahm b'stellt hat! ... ,I' bin nur
g'rad' froh' — hat er g'sagt, der Herr Vetter zu mir, wia er
'ganga is — ,Dei' Herrschaft braucht wenigstens nix — de
Ham mir a so nobel aufg'wart't — de Ham ja selber mehr
als wia i'!'"
Der Vorstand.
^err des Himmels, diese Arbeit,
Wenn doch ich nicht Vorstand war'!
Meier, nehmen Sie 'mal dieses,
Das hier nimmt der Huber her.
Rechnen Sie 'mal aus, Herr Gerstle,
'Dies, Herr Glucks, ist was für Sie,
Werner, hier gibt's was zu suchen.
Diesen Jehler find' ich nie.
Roller, Sie sind nicht beschäftigt,
Nehmen Sie mir das 'mal ab
Und dort hinten, der Herr Seefeld
Weiß schon, daß ich noch 'was Hab'.
So, dann wird's ein wenig besser,
Denn das meiste ist gescheh'n,
Endlich kann man doch mit Ruhe
Sich die Zeitung auch beseh'n."
KlcincsMi st Verständnis.
„Ja was ist denn das, Eireiner?!
Ich Hab' gehört, Ihr sollt ja am
Sonntag fünfzehn Liter Bier getrun-
ken haben. Wie war Euch denn da
am andern Tag?" — ,,-O mei', Hoch-
würdcn, cm' net besser wie snnst.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kleines Mißverständnis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3748, S. 250
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg