Unbedacht.
ter alte Zauberer saß mißvergnügt an seinem Arbeitstisch und
starrte mit scheelem Blick nach der Türe, unter der sein
Lehrling mit dem schmucken Nachbarskind schäkerte. Das morsche
Herz des Alten war ganz von Eifersucht erfüllt und — während
der Frühlingswind lieblich beim Fenster hereinstrich — sann er
darauf, den jungen unkundigen Fant durch die Macht seiner eigenen
Zauberkünste auszustechen.
Plötzlich bemerkte er eine Fliege, die auf seinem Pantoffel saß
und sich die Füßchen putzte. „Da sieh, Mägdlein," rief er trium-
phierend, „was meine Weisheit vermag: Eins, zwei, drei — und
ich mache aus der Mücke auf meinem Schuh einen Elefanten!"
Ein Donnerschlag — auf seinem Fuß saß ein Riesenelefant.
„Au! Aul Meine Zehen!" schrie der Zauberer — und hinkte
sechs Wochen jämmerlich herum. Jungen Mägdlein aber zauberte
er nie mehr etwas vor. H.
-*$5-
Lob des Herings.
D» hast darob dich arg gewundert,
Daß Hering mir wie ein Gedicht.
Nun denn, ich wette eins auf hundert:
Den echten Hering kennst du nicht.
Den Hering, der dir auf der Zunge
Zergeht, wie Schnee im Sonnenschein,
Und der doch wie ein echter Junge
So kernig, herzhaft, rassig fein.
Den Hering, den ein Weltmeer tränkte
Und der nach seinem Tode noch
Des Durstes Wonnigkeit mir schenkte,
Gr lebe hoch und dreimal hoch!
Sr. SIT. Bolz.
Im Vertrauen.
Die durchgebrannte Hausfrau
(zurückkehrend): „Da bin ich wieder, Anna
— und nun holen Sie 'mal gleich eine
gute Flasche Wein aus dem Keller, daß ich mit meinem Mann
Versöhnung feiere!" — Dienstmädchen: „Ach, gnädige Frau,
wird das nicht zu viel werden? — Drei Flaschen hat er schon
getrunken aus Freud', daß Sie fortgelaufen!"
S e l L st b e w n ß t s e i n.
Fremder: „Ich möchte den Amtsvorstand sprechen." —
Amtsvorstand: „Sie haben schon die Ehre mit dem Herrn
Amtsvorstand."
257
ter alte Zauberer saß mißvergnügt an seinem Arbeitstisch und
starrte mit scheelem Blick nach der Türe, unter der sein
Lehrling mit dem schmucken Nachbarskind schäkerte. Das morsche
Herz des Alten war ganz von Eifersucht erfüllt und — während
der Frühlingswind lieblich beim Fenster hereinstrich — sann er
darauf, den jungen unkundigen Fant durch die Macht seiner eigenen
Zauberkünste auszustechen.
Plötzlich bemerkte er eine Fliege, die auf seinem Pantoffel saß
und sich die Füßchen putzte. „Da sieh, Mägdlein," rief er trium-
phierend, „was meine Weisheit vermag: Eins, zwei, drei — und
ich mache aus der Mücke auf meinem Schuh einen Elefanten!"
Ein Donnerschlag — auf seinem Fuß saß ein Riesenelefant.
„Au! Aul Meine Zehen!" schrie der Zauberer — und hinkte
sechs Wochen jämmerlich herum. Jungen Mägdlein aber zauberte
er nie mehr etwas vor. H.
-*$5-
Lob des Herings.
D» hast darob dich arg gewundert,
Daß Hering mir wie ein Gedicht.
Nun denn, ich wette eins auf hundert:
Den echten Hering kennst du nicht.
Den Hering, der dir auf der Zunge
Zergeht, wie Schnee im Sonnenschein,
Und der doch wie ein echter Junge
So kernig, herzhaft, rassig fein.
Den Hering, den ein Weltmeer tränkte
Und der nach seinem Tode noch
Des Durstes Wonnigkeit mir schenkte,
Gr lebe hoch und dreimal hoch!
Sr. SIT. Bolz.
Im Vertrauen.
Die durchgebrannte Hausfrau
(zurückkehrend): „Da bin ich wieder, Anna
— und nun holen Sie 'mal gleich eine
gute Flasche Wein aus dem Keller, daß ich mit meinem Mann
Versöhnung feiere!" — Dienstmädchen: „Ach, gnädige Frau,
wird das nicht zu viel werden? — Drei Flaschen hat er schon
getrunken aus Freud', daß Sie fortgelaufen!"
S e l L st b e w n ß t s e i n.
Fremder: „Ich möchte den Amtsvorstand sprechen." —
Amtsvorstand: „Sie haben schon die Ehre mit dem Herrn
Amtsvorstand."
257
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unbedacht" "Im Vertrauen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3749, S. 257
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg