-Z Körbe. gE
er große Spötter Aristophanes,
Der bei den nächsten Dionysien
Mit seiner neuesten Komödie siegen wollte,
Ging sinnend durch verwaiste Seitengassen;
Denn scharf gepfeffert, wie er’s so ge-
wohnt,
Wollt’ er den ein’ und ander’n Witz noch
finden,
Womit Euripides, der Dramendichter,
Von ihm gefoppt und viel gehänselt ward,
Damit Athen etwas zu lachen hatte.
Daß des Tragöden Mutter Hökerin war
Und auf dein Markte Knoblauch feilhielt,
Kressen,
Auch Kirschen und manch’ andere süße
Frucht,
Fiel ihm da ein. Er lenkte seinen Schritt
Dorthin und dachte bei der Alten Anblick
Ein witzig’ Wort, ein boshaft’ Spiel zu
finden,
In dem er ihr volkstümliches Geschäft
Und ihres Sohnes hohen Schwung verglich.
Da aber statt des runzligen Gesichts
Der Gärtnerin sah er ein lieblich’
Bildnis,
Das heut’ statt ihrer auf dem Markt sich
bot:
Iris, die Jungfrau, launig, launisch, reich,
War scherzhaft für die Hökerin einge-
sprungen
Und hielt an ihre schmachtenden Bewerber
Gemüs’ und Früchte feil in netten Körbchen,
Die sie mit allerliebster Spöttermiene
Und Neckereien reißend schnell verkaufte,
just hängte sie dem geizigen Lamachos,
Der mehr nach ihrem Geld als Herzen
fischte,
Ein Körbchen Nesseln so sündteuer auf,
Daß er sich nicht die Finger bloß ver-
brannte,
Nein, scheinbar auch die Nase; denn beim
Zahlen
Kam ihm vor Gift das Wasser in die Augen
Und schimpfend humpelte er durch die
Lacher
Und durch der Hökerinnen Spottgeschrei,
Die sich des Witzes der Gefährtin freuten.
Doch löste bald ein anderer Gefoppter
Den ersten ausgeglittenen Freier ab.
Denn jeder holte prompt sich einen Korb.
Klatschrosen trug der Schwätzer Philoket
Mit bittersau’rer Miene aus dem Kreis.
Ein blaues Gürkchen, schön in Moos
garniert,
Erhielt der Trinker Neoptolemos —
Und Kleon, der geputzte eitle Geck,
Der schon zehn Schritte weit von Salben
roch,
Fand in dem Körbchen, das ihm Antwort gab
Auf seine fisteldünne zarte Werbung,
Den driftendsten und größten Knoblauch-
knollen.
Da drängte Aristophanes sich vor,
Nicht minder von der Schönheit der Um-
schwärmten
Als von dem schnellbereiten Witz entzückt.
„Göttin des Markts ! Gebieterin Athens !“
Sprach er und warf sich lächelnd in die Brust.
„Ein Jünger Deines Geist’s, nicht Deiner
Anmut
Wirbt liiemit sehnsuchtsvoll um Deine
Gunst!
O gib, Du selbst die schönste Blume, ihm
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SH*
er große Spötter Aristophanes,
Der bei den nächsten Dionysien
Mit seiner neuesten Komödie siegen wollte,
Ging sinnend durch verwaiste Seitengassen;
Denn scharf gepfeffert, wie er’s so ge-
wohnt,
Wollt’ er den ein’ und ander’n Witz noch
finden,
Womit Euripides, der Dramendichter,
Von ihm gefoppt und viel gehänselt ward,
Damit Athen etwas zu lachen hatte.
Daß des Tragöden Mutter Hökerin war
Und auf dein Markte Knoblauch feilhielt,
Kressen,
Auch Kirschen und manch’ andere süße
Frucht,
Fiel ihm da ein. Er lenkte seinen Schritt
Dorthin und dachte bei der Alten Anblick
Ein witzig’ Wort, ein boshaft’ Spiel zu
finden,
In dem er ihr volkstümliches Geschäft
Und ihres Sohnes hohen Schwung verglich.
Da aber statt des runzligen Gesichts
Der Gärtnerin sah er ein lieblich’
Bildnis,
Das heut’ statt ihrer auf dem Markt sich
bot:
Iris, die Jungfrau, launig, launisch, reich,
War scherzhaft für die Hökerin einge-
sprungen
Und hielt an ihre schmachtenden Bewerber
Gemüs’ und Früchte feil in netten Körbchen,
Die sie mit allerliebster Spöttermiene
Und Neckereien reißend schnell verkaufte,
just hängte sie dem geizigen Lamachos,
Der mehr nach ihrem Geld als Herzen
fischte,
Ein Körbchen Nesseln so sündteuer auf,
Daß er sich nicht die Finger bloß ver-
brannte,
Nein, scheinbar auch die Nase; denn beim
Zahlen
Kam ihm vor Gift das Wasser in die Augen
Und schimpfend humpelte er durch die
Lacher
Und durch der Hökerinnen Spottgeschrei,
Die sich des Witzes der Gefährtin freuten.
Doch löste bald ein anderer Gefoppter
Den ersten ausgeglittenen Freier ab.
Denn jeder holte prompt sich einen Korb.
Klatschrosen trug der Schwätzer Philoket
Mit bittersau’rer Miene aus dem Kreis.
Ein blaues Gürkchen, schön in Moos
garniert,
Erhielt der Trinker Neoptolemos —
Und Kleon, der geputzte eitle Geck,
Der schon zehn Schritte weit von Salben
roch,
Fand in dem Körbchen, das ihm Antwort gab
Auf seine fisteldünne zarte Werbung,
Den driftendsten und größten Knoblauch-
knollen.
Da drängte Aristophanes sich vor,
Nicht minder von der Schönheit der Um-
schwärmten
Als von dem schnellbereiten Witz entzückt.
„Göttin des Markts ! Gebieterin Athens !“
Sprach er und warf sich lächelnd in die Brust.
„Ein Jünger Deines Geist’s, nicht Deiner
Anmut
Wirbt liiemit sehnsuchtsvoll um Deine
Gunst!
O gib, Du selbst die schönste Blume, ihm
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Körbe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3750, S. 267
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg