denn nach umständlichen und langwierigen Beratungen entschließein
die (Öffnung mit äußerster verficht langsam so sehr zu erweitern,
bis es möglich war, daß der Kalif zurückkricchen konnte, während
dieser ganzen Zeit stak er in seinem qualvollen Gefängnis. Alle
Glieder schmerzten ihn immer mehr. Der Angstschweiß kroch auf
seine Stirne, lqunger und Durst quälten ihn. bfiir und wieder traf
auch ein ksieb oder Spatenstich seinen Körper und verursachte ihm
blutende Wunden. Und über all' das hinaus marterte ihn die Angst,
ob nicht, ehe die Rettung gelänge, das ganze untergrabene Gewölbe
einstiirzen und ihn verschütten oder in die Tiefe schleudern würde.
. . . Und so in dieser beständigen Todesnot sah er zum ersten
Male unerreichbar und für immer verloren das blühende lachende
Leben tief unten im Tale vor sich, die herrlichen Wälder,
Gärten, Vbstpstanznngcn und Weinberge, die glücklichen und
frohen Menschen, die dort ihrem Tagewerk nachgingen und sich
der Arbeit wie der Ruhe freuten. Und er sah mit Entsetzen und
nagender Reue, was er nie besessen und was er für immer ver-
loren hatte. Mio reich war er gewesen und hatte nimmersatt
einem Phantom nachgejagt, statt den Stein der Weisen in dem
einzigen zn suchen, was den Menschen glücklich machen konnte —
im zufriedenen Genuß des ihm Gegebenen! © wie würde er es
fortan anders machen, wenn er nur noch einmal aus dem Loch
herauskäme I
Mit aller Macht und mit seinem ganzen Lebenswillen schob
und bohrte er nach rückwärts und siehe da: Es ging! Die
(Öffnung war weit genug geworden I Langsam und schmerzhaft
— mit ©netschungen und Seufzern — Zoll um Zoll — drängte
er sich aus dem Käfig und stand endlich zitternd und halb lahm,
blutend, voll Staub und Riffen, wieder in der engen Zelle. Aber
sein Gesicht strahlte. Sie schien ihm schöner als der schönste Saal
seines Palastes und er murmelte, während er mühsam hinweg-
hinkte, vor sich hin: „Ja, ja, wer ihn besitzen will, muß ihn selber
findenI Allah sei Dank, nun Hab' ich ihn — den Stein der
W e ise n I"
Jeder aber von denen, die ihn hörten, lächelte verschmitzt
und dachte: „Tor, der Du bist: Ich Hab' ihn ja I"
Am fröhlichsten jedoch lachte unten im Tal der Befreite, der
nmnter in die schöne Welt hinanszog: „(D Ihr Narren alle, den
Hab' ich!" . . . .
Da nie (im Konfektionshaus): „Diese Bluse, Fräulein, kann ich nicht nehmen; sie ist mir zu eng!" —
Verkäuferin: „Ja, Gnädigste müssen aber auch berechnen, das; diese leichten Stoffe sich sehr weiten!" Dame
(die nun eine andere Nummer probiert): „O, die ist mir wieder zu weit!" — Verkäuferin: „Das macht doch
nichts! Diese leichten-Stoffe laufen ja beim Waschen furchtbar ein!"
Neues Abonnement auf dir Fliegenden Blätter
1917 III. (Quartal
(Mkuli— a-Tsptonrüvr:)
Preis: vierteljährlich (13 Nummern): für
Deutschland und Österreich-Ungarn
\ Jl — Jj, unter Kreuzband 4 Jl 40 J,,
einzelne Nummer 35
für die anderen Länder d e s Welt-
postvereins unter Kreuzband ,5 Jl 30 J,.
Die Bestellung kann auch durch die §eld
palk erfolgen und beträgt: für 1 Wvnal
MK. 1.36 — für 2 Monate Ml:. 2.70 —
für 8 Monate MK. 4.— nebst 10 Pfg, Um-
schlaggebühr für jeden Monat.
Mit der am 6. Juli erscheinenden Nnm-
mer 3754 (1) beginnt das
111«.° Quartal 1917.
Pkvobennmnreen stehen kostenlos und porto-
frei zur Verfügung.
Bestellungen werden von allen Buchhand-
lungen, Zeitnngsgeschäften, Postänitern und von
unserer Expedition angenommen.
München, im Jniti 1917.
Die Expedition der Fliegenden Blätter.
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die (Öffnung mit äußerster verficht langsam so sehr zu erweitern,
bis es möglich war, daß der Kalif zurückkricchen konnte, während
dieser ganzen Zeit stak er in seinem qualvollen Gefängnis. Alle
Glieder schmerzten ihn immer mehr. Der Angstschweiß kroch auf
seine Stirne, lqunger und Durst quälten ihn. bfiir und wieder traf
auch ein ksieb oder Spatenstich seinen Körper und verursachte ihm
blutende Wunden. Und über all' das hinaus marterte ihn die Angst,
ob nicht, ehe die Rettung gelänge, das ganze untergrabene Gewölbe
einstiirzen und ihn verschütten oder in die Tiefe schleudern würde.
. . . Und so in dieser beständigen Todesnot sah er zum ersten
Male unerreichbar und für immer verloren das blühende lachende
Leben tief unten im Tale vor sich, die herrlichen Wälder,
Gärten, Vbstpstanznngcn und Weinberge, die glücklichen und
frohen Menschen, die dort ihrem Tagewerk nachgingen und sich
der Arbeit wie der Ruhe freuten. Und er sah mit Entsetzen und
nagender Reue, was er nie besessen und was er für immer ver-
loren hatte. Mio reich war er gewesen und hatte nimmersatt
einem Phantom nachgejagt, statt den Stein der Weisen in dem
einzigen zn suchen, was den Menschen glücklich machen konnte —
im zufriedenen Genuß des ihm Gegebenen! © wie würde er es
fortan anders machen, wenn er nur noch einmal aus dem Loch
herauskäme I
Mit aller Macht und mit seinem ganzen Lebenswillen schob
und bohrte er nach rückwärts und siehe da: Es ging! Die
(Öffnung war weit genug geworden I Langsam und schmerzhaft
— mit ©netschungen und Seufzern — Zoll um Zoll — drängte
er sich aus dem Käfig und stand endlich zitternd und halb lahm,
blutend, voll Staub und Riffen, wieder in der engen Zelle. Aber
sein Gesicht strahlte. Sie schien ihm schöner als der schönste Saal
seines Palastes und er murmelte, während er mühsam hinweg-
hinkte, vor sich hin: „Ja, ja, wer ihn besitzen will, muß ihn selber
findenI Allah sei Dank, nun Hab' ich ihn — den Stein der
W e ise n I"
Jeder aber von denen, die ihn hörten, lächelte verschmitzt
und dachte: „Tor, der Du bist: Ich Hab' ihn ja I"
Am fröhlichsten jedoch lachte unten im Tal der Befreite, der
nmnter in die schöne Welt hinanszog: „(D Ihr Narren alle, den
Hab' ich!" . . . .
Da nie (im Konfektionshaus): „Diese Bluse, Fräulein, kann ich nicht nehmen; sie ist mir zu eng!" —
Verkäuferin: „Ja, Gnädigste müssen aber auch berechnen, das; diese leichten Stoffe sich sehr weiten!" Dame
(die nun eine andere Nummer probiert): „O, die ist mir wieder zu weit!" — Verkäuferin: „Das macht doch
nichts! Diese leichten-Stoffe laufen ja beim Waschen furchtbar ein!"
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1917 III. (Quartal
(Mkuli— a-Tsptonrüvr:)
Preis: vierteljährlich (13 Nummern): für
Deutschland und Österreich-Ungarn
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für die anderen Länder d e s Welt-
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Die Bestellung kann auch durch die §eld
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MK. 1.36 — für 2 Monate Ml:. 2.70 —
für 8 Monate MK. 4.— nebst 10 Pfg, Um-
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Mit der am 6. Juli erscheinenden Nnm-
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München, im Jniti 1917.
Die Expedition der Fliegenden Blätter.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Stein der Weisen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3752, S. 299
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg