~= Das große I. --
üfir hatten böse Tage durchgemacht. Unser Regiment tat
wieder, wie immer, seine Schuldigkeit. Nun liegen wir in wohl-
verdienter Ruhestellung. Ich habe mich im Keller eines zerschossenen
Bauernhauses häuslich niedergelassen und lese die Zeitungen. Mein
Bursche, ein echter Berliner, sitzt neben mir ans einer leeren Kiste, hat
ein Brett über seine Knie gelegt und ist ini Begriff, einen Brief zn
schreiben. Da er schon seit geraumer Zeit unschlüssig an seinem Blei-
stist kaut, frage ich: „Na, Fritz, was machst Du?" Prompt ant-
wortet er: „Ick will meiner Braut schreiben, Herr Leutnant." Ich
werfe einen Blick auf seinen Briefbogen und sehe, daß er noch bei
der Anrede ist und offenbar über die Worte „Meine innigstgeliebte"
nicht hinauskommt. Wit der Absicht, ihin behilflich zn sein, frage ich:
„Woran fehlt es denn?" Verlegen erwidert er: „Herr Leutnant, ick"
ick kann mir nicht besinnen, wie man ein großes I macht." Lachend
schreibe ich ein großes I ans den Rand meiner Zeitung und zeige cs
ihm. „Danke, Herr Leutnant", sagt er befriedigt und schreibt weiter.
Nach einer Panse erkundige ich mich, wie seine Braut heißt, und be-
komme die verblüffende Antwort: „Jrete, Herr Leutnant!"
(Gut gemeint.) Herr: „Wie können Sie denn nur die neuen Weinfässer ini Regen stehen
lassen?" — Diener: „Ich Hab' halt gedacht, Herr Panischer, daß sie sich einstweilen ans Wasser
gewöhnen!" _
O diese Dien st boten. «^*
„Weit ist's gekommen; sogar die Dienstmädchen müssen
heutzutage Zigaretten rauchen." — „Was Ivollen Sie, gnä-
dige Frau, die Kultur läßt sich nun einmal nicht aufhalten."
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üfir hatten böse Tage durchgemacht. Unser Regiment tat
wieder, wie immer, seine Schuldigkeit. Nun liegen wir in wohl-
verdienter Ruhestellung. Ich habe mich im Keller eines zerschossenen
Bauernhauses häuslich niedergelassen und lese die Zeitungen. Mein
Bursche, ein echter Berliner, sitzt neben mir ans einer leeren Kiste, hat
ein Brett über seine Knie gelegt und ist ini Begriff, einen Brief zn
schreiben. Da er schon seit geraumer Zeit unschlüssig an seinem Blei-
stist kaut, frage ich: „Na, Fritz, was machst Du?" Prompt ant-
wortet er: „Ick will meiner Braut schreiben, Herr Leutnant." Ich
werfe einen Blick auf seinen Briefbogen und sehe, daß er noch bei
der Anrede ist und offenbar über die Worte „Meine innigstgeliebte"
nicht hinauskommt. Wit der Absicht, ihin behilflich zn sein, frage ich:
„Woran fehlt es denn?" Verlegen erwidert er: „Herr Leutnant, ick"
ick kann mir nicht besinnen, wie man ein großes I macht." Lachend
schreibe ich ein großes I ans den Rand meiner Zeitung und zeige cs
ihm. „Danke, Herr Leutnant", sagt er befriedigt und schreibt weiter.
Nach einer Panse erkundige ich mich, wie seine Braut heißt, und be-
komme die verblüffende Antwort: „Jrete, Herr Leutnant!"
(Gut gemeint.) Herr: „Wie können Sie denn nur die neuen Weinfässer ini Regen stehen
lassen?" — Diener: „Ich Hab' halt gedacht, Herr Panischer, daß sie sich einstweilen ans Wasser
gewöhnen!" _
O diese Dien st boten. «^*
„Weit ist's gekommen; sogar die Dienstmädchen müssen
heutzutage Zigaretten rauchen." — „Was Ivollen Sie, gnä-
dige Frau, die Kultur läßt sich nun einmal nicht aufhalten."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"O diese Dienstboten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 146.1917, Nr. 3753, S. 308
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg