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—s-s-s Der RoscnFäxrner
?atjtb, der Rosengärtner — führte als freund-
licher Pförtner — vorbei an dem knurrenden
Faffan — seinen Jugendfreund Hassan —
der nach vielen Jahren einmal -- aus dem fernen
Heimattal — sich her von der Arbeit stahl, Wie
nun Hassan durch die Mauern eintrat — und mit
Neugierfchanern hereintrat — blieb er überrascht
und froh — stehen und sagte nichts als „© I" —
Denn der Rosengarten — mit seinen tausend Arten
— die da der Pflege harrten — und stündlich wuchsen
und warden — war so zauberhaft schön — daß er mußte gesteh'»: — „So 'was
„ ^ noch nie geseh'n!" — Wie das blühte und sprühte I — Wie das leuchtete,
glühte I Wie das duftete, lachte - und jedem Herzen Freude machte! — Wahr-
,l!' Millionen — in hohen Garbenkronen — über Spaliere und Wände — in Gängen
7rtc ^ude — prangten in Beeten und Becken. — Dazwischen ein Falternecken —
^Ul ^wnensnmmen - ein Käferbrummen — das nie wollte verstummen. — „Du
chi u>ie ein Fürst beneidenswert — daß alles dies Dir gehört — und Du täglich
ungestört — darfst dies Sprossen und Sprießen — dies Farbenleuchten und Düfte-
> letzen mit wonniger Seele genießen!" — So sprach von dem Bilde bemeistert —
sein Freund ganz begeistert.
Da trat der kleine buck-
lige R iz a h ein — der Salben-
händler, und bat, zu verzeih'».
— Er war nicht allein — son-
dern brachte zwei Dienermit
— die ihm folgten auf Schritt
und Tritt - und große Körbe
hatten — die sic im Schatten
— stellten auf die Rasenmat-
ten. — „Ich möchte, wenn Du
Zeit hast — und sie für mich
bereit hast - die zehntausend
Rosen holen" — sprach Rizah
verstohlen — „die ich bei Dir
bestellt habe - und für die ich hier das Geld
habe. - Denn in meinem Basarzelt habe — ich
keinen großen Vorrat Rosenöl mehr — und die
Frauen schicken täglich her — aus des Sultans
Haremspalast — der viele Schöne faßt — die alle
mit Leib und Seel' — lieben das duftende Dl!"
— And Wahid sprach: „Nimm, was Dir behagt
und zusagt l — Denn zum ©[bereiten ja —
sind die Rosen dal" — Sein Freund Hassan sah
— mit heimlicher Zähre — wie unter der Schere
— des kleinen Kunden — die Rosen, die sich hiuanf-
gemunden — in ganzen Garben — von allen Far-
ben — schnell dahinstarben — und in den Körben
verschwanden — die auf dem Rasen standen. —
Als alles gefunden war — und der Bucklige ver-
schwunden war — der einer der besten Kunden
war — sprach Hassan mit trübem Gesicht: —
„Reu'n Dich denn die Rosen nicht — die Dir weg-
trägt der schlaue Wicht? — Ich meine — da
bleibt D i r ja keine — nach diesem Zerstörungs-
krieg ?" — Aber Wahid lächelte und schwieg.
Nach einer Weile — kam in größter Eile —
der dicke Mesrur gelaufen mit pusten, Husten
und Schnaufen — um Rosen zu kaufen. — Denn
er war Zuckerbäcker — und buk für die Schlecker
— aus verzuckerten Rosen Gebäck. — Das ging
reißend weg. — Und auch dieser suchte sich Strauß
um Strauß — von den schönsten Blüten ans. —
Hassan sah's mit Graus — faßte den Freund
am Arme — und rief: „Daß sich Allah erbarme I
— Wenn Du all' Deine Rosen hergibst — und
jedem immer noch mehr gibst — obwohl Du sie
selber so sehr liebst — wie wirst Du da fertig
mit Deinem Kummer? I — Stört's Dich den»
nicht im Schlummer?! —Ich sag's wieder: Ich
meine — da bleibt ja Dir keine —nach diesem
Vernichtungskrieg? I" — Aber Wahid lächelte
und schwieg.
Kurz darauf kam die alte Sara gehinkt
— die auf den Markt Rosen bringt — und wollte
unbedingt — für das morgige Fest Blumen kau-
fen. „Wenn sie auch in die Summen laufen" —
sagte sie sorgenheuchelnd — und schmeichelnd —
„so schöne wie bei Dir — gibt es sonst nir-
gends hier. - Jeder will sie zur Zier — und
kauft sie bei mir. — Darum komm' ich immer
wieder zu Dir!" — Und sie wählte sich listig
27
—s-s-s Der RoscnFäxrner
?atjtb, der Rosengärtner — führte als freund-
licher Pförtner — vorbei an dem knurrenden
Faffan — seinen Jugendfreund Hassan —
der nach vielen Jahren einmal -- aus dem fernen
Heimattal — sich her von der Arbeit stahl, Wie
nun Hassan durch die Mauern eintrat — und mit
Neugierfchanern hereintrat — blieb er überrascht
und froh — stehen und sagte nichts als „© I" —
Denn der Rosengarten — mit seinen tausend Arten
— die da der Pflege harrten — und stündlich wuchsen
und warden — war so zauberhaft schön — daß er mußte gesteh'»: — „So 'was
„ ^ noch nie geseh'n!" — Wie das blühte und sprühte I — Wie das leuchtete,
glühte I Wie das duftete, lachte - und jedem Herzen Freude machte! — Wahr-
,l!' Millionen — in hohen Garbenkronen — über Spaliere und Wände — in Gängen
7rtc ^ude — prangten in Beeten und Becken. — Dazwischen ein Falternecken —
^Ul ^wnensnmmen - ein Käferbrummen — das nie wollte verstummen. — „Du
chi u>ie ein Fürst beneidenswert — daß alles dies Dir gehört — und Du täglich
ungestört — darfst dies Sprossen und Sprießen — dies Farbenleuchten und Düfte-
> letzen mit wonniger Seele genießen!" — So sprach von dem Bilde bemeistert —
sein Freund ganz begeistert.
Da trat der kleine buck-
lige R iz a h ein — der Salben-
händler, und bat, zu verzeih'».
— Er war nicht allein — son-
dern brachte zwei Dienermit
— die ihm folgten auf Schritt
und Tritt - und große Körbe
hatten — die sic im Schatten
— stellten auf die Rasenmat-
ten. — „Ich möchte, wenn Du
Zeit hast — und sie für mich
bereit hast - die zehntausend
Rosen holen" — sprach Rizah
verstohlen — „die ich bei Dir
bestellt habe - und für die ich hier das Geld
habe. - Denn in meinem Basarzelt habe — ich
keinen großen Vorrat Rosenöl mehr — und die
Frauen schicken täglich her — aus des Sultans
Haremspalast — der viele Schöne faßt — die alle
mit Leib und Seel' — lieben das duftende Dl!"
— And Wahid sprach: „Nimm, was Dir behagt
und zusagt l — Denn zum ©[bereiten ja —
sind die Rosen dal" — Sein Freund Hassan sah
— mit heimlicher Zähre — wie unter der Schere
— des kleinen Kunden — die Rosen, die sich hiuanf-
gemunden — in ganzen Garben — von allen Far-
ben — schnell dahinstarben — und in den Körben
verschwanden — die auf dem Rasen standen. —
Als alles gefunden war — und der Bucklige ver-
schwunden war — der einer der besten Kunden
war — sprach Hassan mit trübem Gesicht: —
„Reu'n Dich denn die Rosen nicht — die Dir weg-
trägt der schlaue Wicht? — Ich meine — da
bleibt D i r ja keine — nach diesem Zerstörungs-
krieg ?" — Aber Wahid lächelte und schwieg.
Nach einer Weile — kam in größter Eile —
der dicke Mesrur gelaufen mit pusten, Husten
und Schnaufen — um Rosen zu kaufen. — Denn
er war Zuckerbäcker — und buk für die Schlecker
— aus verzuckerten Rosen Gebäck. — Das ging
reißend weg. — Und auch dieser suchte sich Strauß
um Strauß — von den schönsten Blüten ans. —
Hassan sah's mit Graus — faßte den Freund
am Arme — und rief: „Daß sich Allah erbarme I
— Wenn Du all' Deine Rosen hergibst — und
jedem immer noch mehr gibst — obwohl Du sie
selber so sehr liebst — wie wirst Du da fertig
mit Deinem Kummer? I — Stört's Dich den»
nicht im Schlummer?! —Ich sag's wieder: Ich
meine — da bleibt ja Dir keine —nach diesem
Vernichtungskrieg? I" — Aber Wahid lächelte
und schwieg.
Kurz darauf kam die alte Sara gehinkt
— die auf den Markt Rosen bringt — und wollte
unbedingt — für das morgige Fest Blumen kau-
fen. „Wenn sie auch in die Summen laufen" —
sagte sie sorgenheuchelnd — und schmeichelnd —
„so schöne wie bei Dir — gibt es sonst nir-
gends hier. - Jeder will sie zur Zier — und
kauft sie bei mir. — Darum komm' ich immer
wieder zu Dir!" — Und sie wählte sich listig
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Rosengärtner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)