Oer Regenschirm.
3n jener Stadt, von Genien umfangen,
Den keuschen Musen und Apoll geweiht,
Wo Schiller, Goethe ihre Lieder sangen,
Der ganzen weiten Welt, der Ewigkeit,
Wo Wieland, Herder und manch' and'rer
Mann
Den Sterblichen Unsterbliches ersann,
In jener Stadt auf Straßen und auf Fluren
Folgt' ich mit Staunen den berühmten
Spuren.
Begeistert schwärmend und beglückt
Sah ich der Stätten reichen Kranz
Und war zugleich geblendet und bedrückt
Durch so viel Sterne, so viel Sonnenglanz.
Ich dachte nicht an Trinken, nicht an Essen -
Da hatt' ich meinen Regenschirm vergessen;
Er war nach eigenem Belieben
Im Schillerhause steh'ngeblieben.
Ich eilte schnell zurück, weil's g'rade
Zu regnen anfing auf der Promenade,
Und fand dort wirklich unversehrt
Den Schirm, den ich nicht gern entbehrt.
Doch vor ihm stand ein Herr, ihm flössen
Zähren
Oie Wangen nieder. Wie erklären
Sollt' ich sein Tun? Ich frug ihn frank:
„Mein Lieber sind vielleicht Sie krank,
Kann ich nicht helfen? — Kann ich Ihnen
Vielleicht mit meinem Schirme dienen?"
Da blickt' er plötzlich auf und sprach:
„Gott Strambach, aber nu' wird's Dag,
Ich Hab' den Scherm schon lange angeschaut,
Doch zu berlehren ihn mir nich' getraut.
Ich dacht', mei' Kutester, entschuld'chen Sie,
Es wäre unser's Schillers Baraplie;
Doch, daß so 'n Mann solch' alten Scherm
gefiehrt,
Verzeih'n Se, hat zu Tränen mich gerlehrt."
Wg.
Druckfehler.
Heute mittag einhalb zwei Uhr feine Sardinen pro Meter Mark 1.50.
Engländer: „Die Ernährnngsschwierigkeiten scheinen doch britisch zu werden."
Frau Phrase.
Es pocht an die Türen das wahre Wort,
So echt und so schlicht, da weist man es fort.
D'rauf prunkend aufgeputzt Einlaß begehrt
Die alte Frau Phrase, La wird er gewährt.
__ Helene Äügler.
Jdeenverbindung.
Eine Herrschaft hatte einen neuen Diener
angenommen, und zwar auch einen Kriegs-
ersatz, der noch nicht anderweitig bewährt
war. Es wird ihm aufgetragen, einer
Dame auszurichten, daß die Frau Baronin
verhindert sei, zu kommen, aber Baronesse
Valerie der Einladung folgen werde. Er
entledigt sich seines Auftrags, indem er
meldet, die Frau Baronin könne nicht kom-
men, aber die Baronesse Juchhe werde gern
erscheinen. _
Das neue Dien st m ädche n.
„Ich sagte Ihnen doch, drinn' im Zim-
mer sollen Sie leise anstreten, mein Mann
ist so nervös!" — „Ich habe es auch ge-
tan, aber der gnä' Herr sagte, ich solle
doch kräftig auftreten, nicht so herumschlei-
chen wie die gnä' Frau, das mache ihn
ganz nervös!" _
Fabel.
Stand ein Gärtner vor den Blumenbeeten
Und begann das Unkraut auszujäten,
Und das Unkraut sprach zum Rosenstrauch:
Sieh, es pflücken mich die Menschen auch.
_ Alb. Ro-erich.
Ans der Schule.
Der Lehrer hält Grammatikstunde, eben
erläutert er den Stammvokal, als er
bemerkt, daß einer der Schüler dem Unter-
richt nicht folgt. Lehrer: „Müller, wo-
von habe ich soeben gesprochen'?" — Schü-
ler (auffahrend): „Von — von Ihrem
Stammlokal, Herr Lehrer!"
Papierkleider.
2etzt macht man Kleider aus Papier?
Das scheint für die Bühne sehr praktisch mir.
Da schreibt man, wie sie so gerne es wollen,
Den Mimen auf den Leib die Rollen.
^ Alb. «otcrich.
Der klassische Kanonier.
Ga st (der das Glück hat, in der Mittag-
suppe einige Mohrrübchen zu finden): „Hier
sind die starken Wurzeln deiner Kraft!"
3n jener Stadt, von Genien umfangen,
Den keuschen Musen und Apoll geweiht,
Wo Schiller, Goethe ihre Lieder sangen,
Der ganzen weiten Welt, der Ewigkeit,
Wo Wieland, Herder und manch' and'rer
Mann
Den Sterblichen Unsterbliches ersann,
In jener Stadt auf Straßen und auf Fluren
Folgt' ich mit Staunen den berühmten
Spuren.
Begeistert schwärmend und beglückt
Sah ich der Stätten reichen Kranz
Und war zugleich geblendet und bedrückt
Durch so viel Sterne, so viel Sonnenglanz.
Ich dachte nicht an Trinken, nicht an Essen -
Da hatt' ich meinen Regenschirm vergessen;
Er war nach eigenem Belieben
Im Schillerhause steh'ngeblieben.
Ich eilte schnell zurück, weil's g'rade
Zu regnen anfing auf der Promenade,
Und fand dort wirklich unversehrt
Den Schirm, den ich nicht gern entbehrt.
Doch vor ihm stand ein Herr, ihm flössen
Zähren
Oie Wangen nieder. Wie erklären
Sollt' ich sein Tun? Ich frug ihn frank:
„Mein Lieber sind vielleicht Sie krank,
Kann ich nicht helfen? — Kann ich Ihnen
Vielleicht mit meinem Schirme dienen?"
Da blickt' er plötzlich auf und sprach:
„Gott Strambach, aber nu' wird's Dag,
Ich Hab' den Scherm schon lange angeschaut,
Doch zu berlehren ihn mir nich' getraut.
Ich dacht', mei' Kutester, entschuld'chen Sie,
Es wäre unser's Schillers Baraplie;
Doch, daß so 'n Mann solch' alten Scherm
gefiehrt,
Verzeih'n Se, hat zu Tränen mich gerlehrt."
Wg.
Druckfehler.
Heute mittag einhalb zwei Uhr feine Sardinen pro Meter Mark 1.50.
Engländer: „Die Ernährnngsschwierigkeiten scheinen doch britisch zu werden."
Frau Phrase.
Es pocht an die Türen das wahre Wort,
So echt und so schlicht, da weist man es fort.
D'rauf prunkend aufgeputzt Einlaß begehrt
Die alte Frau Phrase, La wird er gewährt.
__ Helene Äügler.
Jdeenverbindung.
Eine Herrschaft hatte einen neuen Diener
angenommen, und zwar auch einen Kriegs-
ersatz, der noch nicht anderweitig bewährt
war. Es wird ihm aufgetragen, einer
Dame auszurichten, daß die Frau Baronin
verhindert sei, zu kommen, aber Baronesse
Valerie der Einladung folgen werde. Er
entledigt sich seines Auftrags, indem er
meldet, die Frau Baronin könne nicht kom-
men, aber die Baronesse Juchhe werde gern
erscheinen. _
Das neue Dien st m ädche n.
„Ich sagte Ihnen doch, drinn' im Zim-
mer sollen Sie leise anstreten, mein Mann
ist so nervös!" — „Ich habe es auch ge-
tan, aber der gnä' Herr sagte, ich solle
doch kräftig auftreten, nicht so herumschlei-
chen wie die gnä' Frau, das mache ihn
ganz nervös!" _
Fabel.
Stand ein Gärtner vor den Blumenbeeten
Und begann das Unkraut auszujäten,
Und das Unkraut sprach zum Rosenstrauch:
Sieh, es pflücken mich die Menschen auch.
_ Alb. Ro-erich.
Ans der Schule.
Der Lehrer hält Grammatikstunde, eben
erläutert er den Stammvokal, als er
bemerkt, daß einer der Schüler dem Unter-
richt nicht folgt. Lehrer: „Müller, wo-
von habe ich soeben gesprochen'?" — Schü-
ler (auffahrend): „Von — von Ihrem
Stammlokal, Herr Lehrer!"
Papierkleider.
2etzt macht man Kleider aus Papier?
Das scheint für die Bühne sehr praktisch mir.
Da schreibt man, wie sie so gerne es wollen,
Den Mimen auf den Leib die Rollen.
^ Alb. «otcrich.
Der klassische Kanonier.
Ga st (der das Glück hat, in der Mittag-
suppe einige Mohrrübchen zu finden): „Hier
sind die starken Wurzeln deiner Kraft!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Regenschirm"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 147.1917, Nr. 3763, S. 113
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg