„Trinkt den Tropfen als Gabe von mir!"
sagte sie rasch nnd leise und wollte Weg-
gehen.
Da hielt er sie schon heimlich fest bei der
lsaud.
„Willst nit Du" — flüsterte er heiß
— „ment Kamerad sein — fo einen
braucht' ich I"
Da rief sie der Wirt.
Wie aber ein halb' Ständlein später die
Maid mit brennenden Wangen und klopfen-
dem Herzen hintrr'm lhaus in der Mondflut
am Nußbaum lehnte, trat er zu ihr und
tat die Frage noch einmal. — Und sie ver-
sprach ihm, sein Kamerad zn sein. Nit
schnellen glühenden Worten sagten sie sieh,
was in zwei kferzen wundersam aufschießt,
wenn der Sturm der Liebe plötzlich driiber-
weht wie flammender Südwind.
Tief sah er ihr in die Augen.
„Sag"' — bat sie ihn der — „willst Du
mir treu sein auch, treu seiti sür's ganze
Kocherl: „Jetzt da
meinen Namen eingeschnitten!"
Leben?!" — Da schob er sie mit einemmal weit von sich, schaute sic schier erschrocken
an und zauderte eine kurze Weil' mit der Antwort.
Blaß waren ihre roten Wangen geworden und ein mondglitzernd' Tränlein zuckte
ihr darüber.
Da rief sic der Wirt ein andermal. . . .
Der Landsknecht druckte die Stirne mit den dunklen Schrammen an die Scheiben
von des Wirtes Wohnstub' und lauschte hinein. Dann plötzlich riß es ihti weg und
er kehrte in die lärmende Schenke Zurück zu den lauten Gesellen.
wie sie wieder dorthin kam und mit stillem Gesicht, die Wimpern gesenkt, um-
ging an den Tischen, da war ihr geheimer Kamerad der Tollen Tollster, hielt all'
die anderen frei, warf Taler in den Tisch und sang ein keckes Schelmenliedlein.
Mit starrein Schreck sah sie sein Tun nnd floh hinaus unter den mondüberschneiten
Nußbaum.
Da stand er neben ihr. „Willst Du mir treu sein für's Leben lang?!" fragte
sie wie tu Todesnot. „Der lfcrr Vater hat wollen und die Frau Mutter, daß ich den
lherrn Sekretarius freie, der mir die Hand will reichen und mich in Ehren halten
als. Ehgemahl — aber es bricht mir doch 's Herz dabei!"
Linen Augenblick war'-, als ob er sie an sich reißen wollt' und drücken und
pressen zum Tod. Dann aber schaute er sie an so sonderbar und schob sie behutsam
von sich, als ob er fürchtete, sie zu zerbrechen, lind nicht wie ein harter Soldat,
sondern weich und mild sagte er: „Lieb' Röslein! Tratl' nit auf Landsknechtstreu!
Nimm lieber des Sekretär! Hand! Er wird's sorgsamer hüten!"
Da klang eine Trommel..
„Zum Scheiden geht's!" sprach er. „Hand-
geld Hab' ich genommen für einen neuen Streit;
des Werbers Kalbsfell ist's! Da nimm! Lin
Amulett schenk' ich Dir! Hab's getragen in
Kampf und Schlacht. Gegen Tod schirmt's nnd
Gebresten I"
„Aber" murmelte sie in Tränen — „so
halt's doch selber - ziehst ja dein Tod wieder
entgegen I"
Da lachte er, sprang über den Zaun utid
war verschwunden.
Eine Weil' noch lauschte sie. Dann ging
sie still hinein und küßte gehorsam der Frau
Mutter Hand. !v. herber,.
Der verliebte Schuster.
schau'n S' her! Hat der G'sell' in meine, neuen Holzsohlen seinen und
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sagte sie rasch nnd leise und wollte Weg-
gehen.
Da hielt er sie schon heimlich fest bei der
lsaud.
„Willst nit Du" — flüsterte er heiß
— „ment Kamerad sein — fo einen
braucht' ich I"
Da rief sie der Wirt.
Wie aber ein halb' Ständlein später die
Maid mit brennenden Wangen und klopfen-
dem Herzen hintrr'm lhaus in der Mondflut
am Nußbaum lehnte, trat er zu ihr und
tat die Frage noch einmal. — Und sie ver-
sprach ihm, sein Kamerad zn sein. Nit
schnellen glühenden Worten sagten sie sieh,
was in zwei kferzen wundersam aufschießt,
wenn der Sturm der Liebe plötzlich driiber-
weht wie flammender Südwind.
Tief sah er ihr in die Augen.
„Sag"' — bat sie ihn der — „willst Du
mir treu sein auch, treu seiti sür's ganze
Kocherl: „Jetzt da
meinen Namen eingeschnitten!"
Leben?!" — Da schob er sie mit einemmal weit von sich, schaute sic schier erschrocken
an und zauderte eine kurze Weil' mit der Antwort.
Blaß waren ihre roten Wangen geworden und ein mondglitzernd' Tränlein zuckte
ihr darüber.
Da rief sic der Wirt ein andermal. . . .
Der Landsknecht druckte die Stirne mit den dunklen Schrammen an die Scheiben
von des Wirtes Wohnstub' und lauschte hinein. Dann plötzlich riß es ihti weg und
er kehrte in die lärmende Schenke Zurück zu den lauten Gesellen.
wie sie wieder dorthin kam und mit stillem Gesicht, die Wimpern gesenkt, um-
ging an den Tischen, da war ihr geheimer Kamerad der Tollen Tollster, hielt all'
die anderen frei, warf Taler in den Tisch und sang ein keckes Schelmenliedlein.
Mit starrein Schreck sah sie sein Tun nnd floh hinaus unter den mondüberschneiten
Nußbaum.
Da stand er neben ihr. „Willst Du mir treu sein für's Leben lang?!" fragte
sie wie tu Todesnot. „Der lfcrr Vater hat wollen und die Frau Mutter, daß ich den
lherrn Sekretarius freie, der mir die Hand will reichen und mich in Ehren halten
als. Ehgemahl — aber es bricht mir doch 's Herz dabei!"
Linen Augenblick war'-, als ob er sie an sich reißen wollt' und drücken und
pressen zum Tod. Dann aber schaute er sie an so sonderbar und schob sie behutsam
von sich, als ob er fürchtete, sie zu zerbrechen, lind nicht wie ein harter Soldat,
sondern weich und mild sagte er: „Lieb' Röslein! Tratl' nit auf Landsknechtstreu!
Nimm lieber des Sekretär! Hand! Er wird's sorgsamer hüten!"
Da klang eine Trommel..
„Zum Scheiden geht's!" sprach er. „Hand-
geld Hab' ich genommen für einen neuen Streit;
des Werbers Kalbsfell ist's! Da nimm! Lin
Amulett schenk' ich Dir! Hab's getragen in
Kampf und Schlacht. Gegen Tod schirmt's nnd
Gebresten I"
„Aber" murmelte sie in Tränen — „so
halt's doch selber - ziehst ja dein Tod wieder
entgegen I"
Da lachte er, sprang über den Zaun utid
war verschwunden.
Eine Weil' noch lauschte sie. Dann ging
sie still hinein und küßte gehorsam der Frau
Mutter Hand. !v. herber,.
Der verliebte Schuster.
schau'n S' her! Hat der G'sell' in meine, neuen Holzsohlen seinen und
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Landsknecht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1917
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 147.1917, Nr. 3775, S. 260
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg