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den Nußbaum will sie hinauf, aber da ist sie herunter-
gefallen und hat sich arg schwer hinten aufgesetzt und greu-
lich weh getan. Da flog auch der Rabe herunter, aber
sanfter, und nun die Marie hinterdrein mit Schreien und
Klatschen. Eine lsatz
war's.

Da flog der Jakob
Wadenzwicker auf den
Brunnenrand und wie
die Marie ihn greifen
wollte, lies; er das
Goldwerk in den Brun-
nen fallen — er selber
aber wuchs und ward
größer, seine schwarzen
Schwingen klafterten
sich, bis er sich mäch-
tig aufschwang und '•
anzuschauen war wie
der deutsche Adler, der
sich gegen eine Welt
voll Teufel zur Wehr
gesetzt.

Da xackt's die Ma-
rie mit heilloser Angst.

Davon lief sie über
den lfof, der Adler mit mächtigem Flügclschlag hinter ihr d'rein.
Wie sie durch's lhoftor lief, da kam's von oben herunter — war

aber kein Gold, wohl aber
Teer und j)ech — weich,
schwarz und zah floß es
über Spinnweb' und Taffet-
seide, als gehörten sie zu-
einander — wie ein gehetzter
lfase rannte sie den Berg
hinunter.

In Angstschweiß gebadet
erwachte die Marie G'winn-
delhuber aus den: schweren
Traum. Drei Tage ist sie
noch an deni Schrecken halb
krank gelegen.

ii'ii k Dann tat sie ihren ersten

Ausgang, Wo der hinging,
darf ich jetzt verraten. — Sie trug ihr ganzes Schmuckzeug zur
nächsten G o l d a n ka u f st e l l e.

£?. Doijcl.

K

Die ^rcnt bsolle war eine stattliche Frau mit guten Augen,
aber den Schalk in: Racken. Sic besah sich von oben bis unten
das taffetseidene Menschenkind und sagte: „Also, Letten willst D
mir machen helfen? Run, da fass' nur fleißig mit an! Könnt'st
sonst frieren da heroben in dem Spinnenwcbgewandel! Dorher
aber tust das Goldzeug da 'runter und legst's dort auf den Tisch
da drüben I"

Run hatte Frau lsolle ein zahmes Rabentier, der hieß Jakob
Wadenzwicker und war schwarz, wie Raben sind, von außen wie
von innen. Kaum, daß der das Geglänze erspäht, kam er so ganz
unschuldsvoll von der Seite herbeigehüpft und — raps hat

er auch schon das güldene Gekett und Gebänder im Schnabel und
ans dem Baus ist er und auf dem Nußbaum droben, wo er eben
mit Eifer dabei ist, der Marie G'winndelhuber Glashütter Gold-
ührlein in sein Räderwerk aufzulösen. Wie sie das erspäht, läßt
sie in jachem Schreck Frau bsolles Deckbett fahren — das fällt
immer tiefer und tiefer und schneit nun den Menschen unten hinein

in Kornblüte und Ro-
senflor , wie solches
wirklich geschehen in
diesem schweren Jahr,
das Gott enden niöge
mit guter Ernte und
Sieg und Frieden. Die
Marie aber rennt mit
Zeter und Mordio dem
Raben nach — auf

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Goldmarie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1918
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift
Märchengestalt
Holle
Haushaltshilfe
Belohnung <Motiv>
Pech
Rabe <Motiv>
Adler <Motiv>
Reichsadler
Kissen
Schnee <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3808, S. 27

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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