Das
des Lehrers Dach im klein-
sten Hause,
am Marktplatzeck bescheiden
stand,
War des Storchs vergnügte luftige Klause.
Niemand hat es anders noch gekannt.
Jedes Iahr gab es dort einen Buben
Oder auch ein Mädchen in dem Haus.
Alle Gänge hallten, alle Stuben
Von der Kinder Lärm und ihrem Gaus.
In dem Rathaus schräg am Platz genüber
Stellte da den Antrag Meister Trist:
„Auf das Rathaus muß der Storch
herüber,
Weil sein Turm dafür viel besser ist!"
Alle Räte schnupften nickend: „O ja!"
Die Begründung schien den Herren glatt,
Weil der Rathausturm auch sowieso ja
Für das Storchennest ein Rad schon hat.
Der Gevatter Schieferdeckermeister
Rief gleich den Gesellen Ferdinand.
Keiner war im Klettern jemals dreister
In der Stadt, vielleicht sogar im Land.
Seine Leiter hielt an Lehrers Hause.
Schnell stieg er hinauf und nahm das Nest,
Trug's zum Turm bei schmetterndem
Applause.
Für das ganze Volk gab das ein Fest.
And der Storch und auch die Störchin
kamen
Folgsam in das neubestellte Heim.
Sie sprach seufzend: „Sei's in Gottes
Namen!"
Doch in ihm fraß still des Unmuts Keim.
„Warum" - sprach er - „sollen hier
wir sitzen
Und nicht drüben, wo's uns so gefiel?!
Sind wir dieser Stadt erlauchten Spitzen,
Weil wir Störche sind, ein wehrlos
Spiel?!
78
des Lehrers Dach im klein-
sten Hause,
am Marktplatzeck bescheiden
stand,
War des Storchs vergnügte luftige Klause.
Niemand hat es anders noch gekannt.
Jedes Iahr gab es dort einen Buben
Oder auch ein Mädchen in dem Haus.
Alle Gänge hallten, alle Stuben
Von der Kinder Lärm und ihrem Gaus.
In dem Rathaus schräg am Platz genüber
Stellte da den Antrag Meister Trist:
„Auf das Rathaus muß der Storch
herüber,
Weil sein Turm dafür viel besser ist!"
Alle Räte schnupften nickend: „O ja!"
Die Begründung schien den Herren glatt,
Weil der Rathausturm auch sowieso ja
Für das Storchennest ein Rad schon hat.
Der Gevatter Schieferdeckermeister
Rief gleich den Gesellen Ferdinand.
Keiner war im Klettern jemals dreister
In der Stadt, vielleicht sogar im Land.
Seine Leiter hielt an Lehrers Hause.
Schnell stieg er hinauf und nahm das Nest,
Trug's zum Turm bei schmetterndem
Applause.
Für das ganze Volk gab das ein Fest.
And der Storch und auch die Störchin
kamen
Folgsam in das neubestellte Heim.
Sie sprach seufzend: „Sei's in Gottes
Namen!"
Doch in ihm fraß still des Unmuts Keim.
„Warum" - sprach er - „sollen hier
wir sitzen
Und nicht drüben, wo's uns so gefiel?!
Sind wir dieser Stadt erlauchten Spitzen,
Weil wir Störche sind, ein wehrlos
Spiel?!
78
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Storch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3813, S. 78
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg