zeureiu wußte, nichts anderes übrig,
als auf -den schwarzen verdacht zu
verfallen, daß die Wanzen mit dem
ererbten Kanapee, also von Frau Sup-
penkopf, zu ihr gekommen seien,
In dem heutigen Prozesse nun ent-
wickelte sich eine ungeheuerliche Rede-
debatte zwischen den beiden Damen.
Frau Suppenkopf schwor den Ejtntmel
herunter und die pölle herauf, daß sie
niemals auch nur das geringste wänz-
chen in ihrem Pause beherbergt hätte
und daß es überhaupt eine Ruchlosig-
keit sondergleichen sei, von einem
Kanapee, das von der teueren Tante
Emerentia herrühre, zu behaupten, es
habe derartige illegitime und unange-
nehme Inwohner enthalten. Der Streit
ging in der lebhaftesten weise hitl und
her. Sachverständige mischten sich darein
und bekundeten eine große Erfahrung
in dem Verhalten der Wanzen, in ihrem
Wandertrieb und in allen ihren anderen
für den Menschen unangenehmen Eigen-
schaften. Die Rechtsanwälte verschwen-
deten ihr juristisches wissen daran und
cs war schon weit über Mittag ge-
worden, als es deni Vorsitzenden doch
noch gelang, einen vergleich zwischen
den Parteien zustande zu bringen,
worin der Pausherr, Frau Pappl, Frau
Suxpenkopf und das selige Fräulein
Emerentia Staudigl gleichermaßen zu
ihrem Rechte und zu ihrer Ehre ge-
langten.
Die Parteien hatten sich entfernt,
ebenso auch die Zeugen und Sachver-
ständigen, die alle über die Treppe hinab
und noch vor dem Pause die Angelegen-
heit lebhaft weitererörterten. Der Ge-
richtsdiener war abgetreten und der
Protokollführer hatte sich nach Pause
begeben. Der Richter nahm seine Akten
auf und die beiden Anwälte, die schon
lange gut mit ihn: bekannt waren, ver-
abschiedeten sich.
Da sagte der eine von ihnen: „Das
möchte ich aber eigentlich doch wissen,
Perr Gberamtsrichter, warum Sie bei
dieser scheußlichen Sache heute .noch
weit über Ihren sonstigen guten pumor
hinaus behaglich aufgelegt waren und
immer mehr und mehr geschmunzelt
haben?"
„Das will ich Ihnen mitteilenI"
lächelte der Richter, wendete sich gegen
die Türe und sagte im Abgehen über
die Schulter zurück: „Es war nämlich
mein fünfhundertster wanzen-
prckzeßl"
öÄ iild frieden.
(Waldeinsamkeit — der lOrrttr Gipfel
Versinken rtanj in Duft imö Glast.
Ein Windhauch küsst der Luchen Wipfel
And lässt erschauern Matt und pst.
Luweilrn löst von tauigen Zweigen
Ein Trapsen sich in lindem Fall,
kein Laut sonst rings — nur tiefes
Schweigen
And Lonne, Lonne llkerall.
Von Frankreichs fluchkelad'nen Muren,
Jus Kampf und Mutrausch komm' ich
her.
Mir grub in'g Antlitz tiefe Spuren
Der Leiten Griffel, hart und schwer.
Oesthauch und Tod und ihüllenbrodrm.
Dem Teufel selbst bot ich die Stirn —
lffuu weh' mit deinem reinen Mein
Das Grauen mir aus Bjrrj und üjirn!
115
12*
als auf -den schwarzen verdacht zu
verfallen, daß die Wanzen mit dem
ererbten Kanapee, also von Frau Sup-
penkopf, zu ihr gekommen seien,
In dem heutigen Prozesse nun ent-
wickelte sich eine ungeheuerliche Rede-
debatte zwischen den beiden Damen.
Frau Suppenkopf schwor den Ejtntmel
herunter und die pölle herauf, daß sie
niemals auch nur das geringste wänz-
chen in ihrem Pause beherbergt hätte
und daß es überhaupt eine Ruchlosig-
keit sondergleichen sei, von einem
Kanapee, das von der teueren Tante
Emerentia herrühre, zu behaupten, es
habe derartige illegitime und unange-
nehme Inwohner enthalten. Der Streit
ging in der lebhaftesten weise hitl und
her. Sachverständige mischten sich darein
und bekundeten eine große Erfahrung
in dem Verhalten der Wanzen, in ihrem
Wandertrieb und in allen ihren anderen
für den Menschen unangenehmen Eigen-
schaften. Die Rechtsanwälte verschwen-
deten ihr juristisches wissen daran und
cs war schon weit über Mittag ge-
worden, als es deni Vorsitzenden doch
noch gelang, einen vergleich zwischen
den Parteien zustande zu bringen,
worin der Pausherr, Frau Pappl, Frau
Suxpenkopf und das selige Fräulein
Emerentia Staudigl gleichermaßen zu
ihrem Rechte und zu ihrer Ehre ge-
langten.
Die Parteien hatten sich entfernt,
ebenso auch die Zeugen und Sachver-
ständigen, die alle über die Treppe hinab
und noch vor dem Pause die Angelegen-
heit lebhaft weitererörterten. Der Ge-
richtsdiener war abgetreten und der
Protokollführer hatte sich nach Pause
begeben. Der Richter nahm seine Akten
auf und die beiden Anwälte, die schon
lange gut mit ihn: bekannt waren, ver-
abschiedeten sich.
Da sagte der eine von ihnen: „Das
möchte ich aber eigentlich doch wissen,
Perr Gberamtsrichter, warum Sie bei
dieser scheußlichen Sache heute .noch
weit über Ihren sonstigen guten pumor
hinaus behaglich aufgelegt waren und
immer mehr und mehr geschmunzelt
haben?"
„Das will ich Ihnen mitteilenI"
lächelte der Richter, wendete sich gegen
die Türe und sagte im Abgehen über
die Schulter zurück: „Es war nämlich
mein fünfhundertster wanzen-
prckzeßl"
öÄ iild frieden.
(Waldeinsamkeit — der lOrrttr Gipfel
Versinken rtanj in Duft imö Glast.
Ein Windhauch küsst der Luchen Wipfel
And lässt erschauern Matt und pst.
Luweilrn löst von tauigen Zweigen
Ein Trapsen sich in lindem Fall,
kein Laut sonst rings — nur tiefes
Schweigen
And Lonne, Lonne llkerall.
Von Frankreichs fluchkelad'nen Muren,
Jus Kampf und Mutrausch komm' ich
her.
Mir grub in'g Antlitz tiefe Spuren
Der Leiten Griffel, hart und schwer.
Oesthauch und Tod und ihüllenbrodrm.
Dem Teufel selbst bot ich die Stirn —
lffuu weh' mit deinem reinen Mein
Das Grauen mir aus Bjrrj und üjirn!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Waldfrieden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3817, S. 115
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg