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4kicht abznlvciscn.

Geheim nis.

in düsterer nebelfinsterer Spätherbsttag ein paar Wochen vor Weih-
nachten. Der junge Privatier wollte nachmittags zu Pause bleiben,
statt den gewohnten Spaziergang mit seiner reizenden Frau zu machen.

Sic hatte ihn beim Mittagessen mehrmals besorgt angesehen. „Ich
weiß nicht, Linil, Du siehst heut' nicht recht gut aus > Ist Dir was,
Schatz?! Du siehst gar nicht gut aus, wirklich! Was tut Dir denn weh?!"

Ls hatte ihm ursprünglich eigentlich nichts weh getan.
Aber mit jeder Wiederholung ihrer Frage stieg immer mehr
und mehr ein Unbehagen in ihm auf. Ls mußte doch was
nicht in Vrdnung sein, Patte er sich erkältet?! Bder was
Unrechtes gegessen?! Bder in der Straßenbahn einen Ba-
zillus aufgeschnappt?!

Sie hatte sich endlich nicht mehr halten lassen, war
auf den heute pechschwarzen Korridor hinansgegangen, wo
das Telephon hing, und hatte den Pausarzt angcrufen, den
langjährigen, vertrauten, alten Freund ihrer Familie.

Lr würde bis in einer halben Stunde kommen, sagte
sie dann.

Immer niehr wuchs sein Unbehagen. Aber es war
eigentlich nicht mehr das körperliche Mißgefühl, das er
hauptsächlich zu spüren vermeinte.

Ganz etwas anderes war's, was ihn stark zu beun-
ruhigen anfing. Und immer stärker.

Das Benehnien seiner Frau fiel ihm auf. Sie war,
obwohl sie sich offenbar zu verstellen suchte, so ganz anders
wie sonst. So ganz und gar anders.

Kein Zweifel, sie verbarg ihm etwas! Sie, die sonst
die (Offenheit selber war. Der düstere Tag begünstigte
düstere Gedanken. Sie würde ihn doch nicht an, Lnde gar
betrügen?! Seiner überdrüssig sein?!

Ach, Unsinn! Lr wies den schmählichen verdacht weit
von sich und holte ihn doch in, nächsten Augenblick, wenn
er sie beobachtete, selbst wieder herbei. Um sie besser be-
trachten zu können, stellte er sich schlafend.

Da ging sie abermals auf den finsteren Korridor
hinaus. Ls war beinahe Nacht geworden — so drückte
der Nebel über die Stadt herein. In ihrer Wohnung zu
ebener Erde besonders.

Mit wem hatte sie denn schon wieder zu reden ? >
Und so heimlich? I Mit leiser gedämpfter Stimme!

Sein Argwohn ließ ihn, keine Ruhe mehr.

Lr stand auf, schlich an die Türe und öffnete diese
lautlos, daß er hören konnte, was sie sagte.

Da erstarrte ihm das Blut. Seine Kniee begannen zu
zittern. Lr meinte, er müßte Umfallen.

„Ach geh!" hörte er sie lächelnd sagen. „Du bist
immer gar so ängstlich! Der Arzt verordnet ihnr einen
Wickel. Komm' nur, wir sind ganz sicher! Also um vier
Uhr am Schillermonument I"

Lmil hatte gerade noch die Kraft, die Türe geräuschlos
zu schließen und sich zunr Sofa zu schleppen. Lr schloß
die Augen und mar ein Raub der entsetzlichsten Gedanken.
Rein, eine solche Schlange! Line solche raffinierte eiskalte
Heuchlerin und Betrügerin I Scheiden würde er sich lassen I
Aus dem Pause würde er sie schicken I peute noch I . . .
Aber nur zuerst sie noch ganz entlarven! Um vier Uhr beim
Schillermonument!

Jetzt kam sie herein.

„An wen hast Du denn telephoniert?!" fragte er so
harmlos wie möglich.

Er sah, wie sie verlegen wurde.

„Ach!" sagte sie und lächelte. „An wen alten Be-
kannten! Wegen einer Besorgung nachmittags! Du kannst
ja heut' doch nicht ausgehen mit Deinem Unwohlsein!"

„Aha! Und dem W i ck e l? !" dachte er wütend. „Wart'
nur, Du Ungeheuer — mit Deinem „alten Bekannten" —
und Deiner „Besorgung"!"

„Geküßt hat Dich der Freche? Du warst doch im Begriff, den
Rasen zu sprengen und hattest den Wasserschlauch in der Hand . . wie
konnte er sich denn da nähern?" — „Ach, er hat einfach den Schirm
aufgespannt!"
Bildbeschreibung

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"Nicht abzuweisen"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3829, S. 221

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