«Milli
Ja, moanst Du, i' schimpf' na' lang a so fort, bis 's Dir amal g'fällig ist, daß Du an' was sagst?!"
Der Sraininbuchverb.
^I^Lapa" — sagt die elfjährige Berta, wie sie von der Schule
„ heimkommt — „da schau, beul’ hat mir meine neue Freundin,
die Emmi, ihr Stammbuch mitgegeben. Ich soll ihr einen Vers
hineinschreiben."
„So schreib' ihr halt einen hinein!"
„Ich weiß aber keinen."
„So laß Dir eben einen einsallen I"
Daniit ist das Gespräch vor Tisch zu Ende. Bach dem Essen
konimt der (Huälgeist jedoch wieder. „Weißt Du, Papa, für die
Emnii tut's kein so gewöhnlicher Vers wie zum Beispiel: „Üb'
immer Treu'und Redlichkeit bis an Dein kühles Grab l" Ihr Papa
ist Dichter oder so was. Was ganz Besonderes halt. Da muß
ich auch einen ganz besonderen Vers haben. . ."
Im nächsten Augenblick hängt sie ihm mit leidenschaftlicher
Zärtlichkeit am bsals: „Gelt, Papa, Du machst mir einen Vers
für die Enimi — einen ganz besonderen — Du kannst es schon —
bis am Mittwoch..."
Dainit ist sie bei der Tür draußen und läßt ihn allein mit
der fürchterlichen Verantwortung, bis am Mittwoch einen ganz
besonderen Vers für die Emnii zu finden oder das vertrauen
seines Kindes zu verlieren.
Er lacht: „Ah was, Dumniheitl" Aber das Lachen vergeht
ihm bald. Die Sache will ihni nicht mehr aus dem Kopf. Sie
hängt ihm am Nacken wie eine Wildkatze, die er nicht mehr ab-
beuteln kann. Er wird grüblerisch. Er träumt davon. Er be-
ginnt, auf der Straße laut vor sich hin zu reden. Er verschreibt
sich im Büro. Er verspricht sich beim plaudern. Er zieht seine
besten Freunde in's Geheimnis, dreht ihnen vor Inbrunst die Rock-
knöpfe ab und fleht sie inständig an, ihm ganz besondere Verse zu
sagen. Natürlich weiß keiner einen, von Mittag zu Mittag blickl
ihn seine Berta dringender und vertrauensvoller an. Er wagt
gar nicht niehr aufzuschauen, schüttet sich die Suppe über das
bemd und verschluckt ein kleines Knöcherl, an dem er beinahe
erstickt.
Endlich ist der Mittwoch da. Nach Tisch rückt Berta den
Stuhl zurecht, legt das Stammbuch vor sich, taucht die Feder
ein und sagt: „Also, Papa!"
Er wischt sich die Stirne. Er ächzt. Endlich beginnt er mit
Todesverachtung: „Schreib'!"
„Was soll ich denn schreiben?" fragt sie.
„Schreib'!" stöhnt er heraus. „Schreib': „Üb' — üb' immer
Treu' und Redlichkeit . . ." springt auf und rennt zur Tür hinaus . . .
Schüttelreime.
Menu er den Weg der Stasi Ireund, geh' nicht mit der Nesi
quert, um:
Ihr Gleichgewicht er quasi stört. Stets redet um die Eh' sie 'rum.
Kn Kleidern sie das Fesche wählt,
Wenn auch die nöt'ge Wäsche sehlt. q. s.
I li r 5 ch m u lk.
Sie wand das haar jum knoten fein
Und trug das graue Kleid nicht mehr.
Sie wollte schön und strahlend sein
Zu ihres Kriegers Wiederkehr.
kr kam — und wie he lächelnd stand
Im schönsten Schmuck, da prüft' er klar:
kr kühte ihr die rauhe Hand,
Die von der Arbeit rissig war...
ßernfjarö 5rfjäf»r.
2M
Ja, moanst Du, i' schimpf' na' lang a so fort, bis 's Dir amal g'fällig ist, daß Du an' was sagst?!"
Der Sraininbuchverb.
^I^Lapa" — sagt die elfjährige Berta, wie sie von der Schule
„ heimkommt — „da schau, beul’ hat mir meine neue Freundin,
die Emmi, ihr Stammbuch mitgegeben. Ich soll ihr einen Vers
hineinschreiben."
„So schreib' ihr halt einen hinein!"
„Ich weiß aber keinen."
„So laß Dir eben einen einsallen I"
Daniit ist das Gespräch vor Tisch zu Ende. Bach dem Essen
konimt der (Huälgeist jedoch wieder. „Weißt Du, Papa, für die
Emnii tut's kein so gewöhnlicher Vers wie zum Beispiel: „Üb'
immer Treu'und Redlichkeit bis an Dein kühles Grab l" Ihr Papa
ist Dichter oder so was. Was ganz Besonderes halt. Da muß
ich auch einen ganz besonderen Vers haben. . ."
Im nächsten Augenblick hängt sie ihm mit leidenschaftlicher
Zärtlichkeit am bsals: „Gelt, Papa, Du machst mir einen Vers
für die Enimi — einen ganz besonderen — Du kannst es schon —
bis am Mittwoch..."
Dainit ist sie bei der Tür draußen und läßt ihn allein mit
der fürchterlichen Verantwortung, bis am Mittwoch einen ganz
besonderen Vers für die Emnii zu finden oder das vertrauen
seines Kindes zu verlieren.
Er lacht: „Ah was, Dumniheitl" Aber das Lachen vergeht
ihm bald. Die Sache will ihni nicht mehr aus dem Kopf. Sie
hängt ihm am Nacken wie eine Wildkatze, die er nicht mehr ab-
beuteln kann. Er wird grüblerisch. Er träumt davon. Er be-
ginnt, auf der Straße laut vor sich hin zu reden. Er verschreibt
sich im Büro. Er verspricht sich beim plaudern. Er zieht seine
besten Freunde in's Geheimnis, dreht ihnen vor Inbrunst die Rock-
knöpfe ab und fleht sie inständig an, ihm ganz besondere Verse zu
sagen. Natürlich weiß keiner einen, von Mittag zu Mittag blickl
ihn seine Berta dringender und vertrauensvoller an. Er wagt
gar nicht niehr aufzuschauen, schüttet sich die Suppe über das
bemd und verschluckt ein kleines Knöcherl, an dem er beinahe
erstickt.
Endlich ist der Mittwoch da. Nach Tisch rückt Berta den
Stuhl zurecht, legt das Stammbuch vor sich, taucht die Feder
ein und sagt: „Also, Papa!"
Er wischt sich die Stirne. Er ächzt. Endlich beginnt er mit
Todesverachtung: „Schreib'!"
„Was soll ich denn schreiben?" fragt sie.
„Schreib'!" stöhnt er heraus. „Schreib': „Üb' — üb' immer
Treu' und Redlichkeit . . ." springt auf und rennt zur Tür hinaus . . .
Schüttelreime.
Menu er den Weg der Stasi Ireund, geh' nicht mit der Nesi
quert, um:
Ihr Gleichgewicht er quasi stört. Stets redet um die Eh' sie 'rum.
Kn Kleidern sie das Fesche wählt,
Wenn auch die nöt'ge Wäsche sehlt. q. s.
I li r 5 ch m u lk.
Sie wand das haar jum knoten fein
Und trug das graue Kleid nicht mehr.
Sie wollte schön und strahlend sein
Zu ihres Kriegers Wiederkehr.
kr kam — und wie he lächelnd stand
Im schönsten Schmuck, da prüft' er klar:
kr kühte ihr die rauhe Hand,
Die von der Arbeit rissig war...
ßernfjarö 5rfjäf»r.
2M
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ja, moanst Du, i' schimpf` no' lang a so fort, bis 's Dir amal g'fällig ist, daß Du aa' was sagst?!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1918
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 149.1918, Nr. 3831, S. 238
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg