j3js wir noch Kinder waren, da geschah'?,
Daf? in den Wochen vor dem 0bri[tfe|t oft,
wenn eins |d)laf!runken seine fluglein rieb,
Gin Zuckerringel auf dem Bellrand lag,
Gin Stückchen TTiarzipan, ein Apfel auch
Und unsre Müller sagte, wenn entzückt
Das Bändchen darnach griff, mit Lächeln
heimlich:
„Durchs Zimmer flog das 0bri(ikind wohl
beut nacht!"
Andächtig, mit dem heiligen Schauer, den
Dies Jejt in reine Kinderberzen wirft,
genossen wir den Schatz, bei jedem Bis;
Der Weihnacht ganzes glück voraus empfindend.
. . . So war mir’s beut am Jebruärmorgcn auch,
Als ich den winterlichen Waldweg schritt
Und mitten in der hartgefrornen Öde
Gin Uogel piepste, dann ein kecker Zweig
Uerfrübt ein einzig schwellend Knöipchen wies
Und nun auf einmal golden durch die Stille
Gin Sonnenblick hinschwirrte und
verschwand.
erschaudernd da genosi ich auch voll
Andacht
Im ersten kleinen 8ruh voraus den
Irühl ing.
UJ. Herbert.
Die Entschädigung.
habenheit über das andere Grdenvolk
durchdrungen sind:
Zu ihnen gehört auch ßerr Dio-
kletian Schwammerlmeier.
„Du, Diokletiair" — sagt eines
Abends, als er nach £}aufe kommt,
seine Frau —' „wir müssen endlich
etwas tun."
„Wirs müssen wir tun?"
„Nun, gegenüber Baß h ubers
unter uns. Sie haben uns schon so
viele Gefälligkeiten getan, daß wir es
schlechterdings reicht mehr ohne Ge-
gen lei st urrg annehmen könnerr."
„So?I" meint Diokletiair mit
Würde. „Ich habe iroch gar nichts
bemerkt. Was haben dem: die Leut-
chcrr eigerrtlich schon getan für uns?"
„Aber Diokletian? I" ruft seine
bescheidene ^rou vorwurfsvoll. „Du
weißt ja doch! So uird so oft, wenrr
wir nicht zu Hause ftrtb, haben sie schon
für uns pafete und Sendungen ange-
nommen, Auskünfte gegeben, Geld aus-
gelegt. Wie ich neulich meine Wasch-
leine nicht gesunden habe, hat mir Frau
Laßhuber die ihrige gegeben. Mehl
haben sie uns geliehen. Brot haben sie
uns geliehen. Schlüssel haben sie uns
geliehen. Unsere Kinder sirrd fast täg-
lich unten und bekommen da allerhand
Lebensmittel, und Spielzeug. . . kurz,
wir müssen endlich etwas tun
dafürl"
„Ich sehe das zwar nicht recht
ein," sagt er großartig. „Aber wenn
Du nreinstl Ich bin nicht abgeneigt.
Laß einmal Deine Vorschläge hören I"
„Ach l" seufzt sie, weil sie ihn
schon kenrrt, verlegen. „Man weiß ja
gar nicht, wonrit anfangen. Die Leute
sirrd so eutgegeirkommeird: Jetzt haben
sie gleich uns alle miteirrander
für nächsten Sonirtag zunr Mit-
tagesseir eingeladen" . . .
„jjctl"' spricht Herr Diokletian
herablassend. „Du hast recht. S o
geht's — das wollen wir an>
nehmen!"
9
Daf? in den Wochen vor dem 0bri[tfe|t oft,
wenn eins |d)laf!runken seine fluglein rieb,
Gin Zuckerringel auf dem Bellrand lag,
Gin Stückchen TTiarzipan, ein Apfel auch
Und unsre Müller sagte, wenn entzückt
Das Bändchen darnach griff, mit Lächeln
heimlich:
„Durchs Zimmer flog das 0bri(ikind wohl
beut nacht!"
Andächtig, mit dem heiligen Schauer, den
Dies Jejt in reine Kinderberzen wirft,
genossen wir den Schatz, bei jedem Bis;
Der Weihnacht ganzes glück voraus empfindend.
. . . So war mir’s beut am Jebruärmorgcn auch,
Als ich den winterlichen Waldweg schritt
Und mitten in der hartgefrornen Öde
Gin Uogel piepste, dann ein kecker Zweig
Uerfrübt ein einzig schwellend Knöipchen wies
Und nun auf einmal golden durch die Stille
Gin Sonnenblick hinschwirrte und
verschwand.
erschaudernd da genosi ich auch voll
Andacht
Im ersten kleinen 8ruh voraus den
Irühl ing.
UJ. Herbert.
Die Entschädigung.
habenheit über das andere Grdenvolk
durchdrungen sind:
Zu ihnen gehört auch ßerr Dio-
kletian Schwammerlmeier.
„Du, Diokletiair" — sagt eines
Abends, als er nach £}aufe kommt,
seine Frau —' „wir müssen endlich
etwas tun."
„Wirs müssen wir tun?"
„Nun, gegenüber Baß h ubers
unter uns. Sie haben uns schon so
viele Gefälligkeiten getan, daß wir es
schlechterdings reicht mehr ohne Ge-
gen lei st urrg annehmen könnerr."
„So?I" meint Diokletiair mit
Würde. „Ich habe iroch gar nichts
bemerkt. Was haben dem: die Leut-
chcrr eigerrtlich schon getan für uns?"
„Aber Diokletian? I" ruft seine
bescheidene ^rou vorwurfsvoll. „Du
weißt ja doch! So uird so oft, wenrr
wir nicht zu Hause ftrtb, haben sie schon
für uns pafete und Sendungen ange-
nommen, Auskünfte gegeben, Geld aus-
gelegt. Wie ich neulich meine Wasch-
leine nicht gesunden habe, hat mir Frau
Laßhuber die ihrige gegeben. Mehl
haben sie uns geliehen. Brot haben sie
uns geliehen. Schlüssel haben sie uns
geliehen. Unsere Kinder sirrd fast täg-
lich unten und bekommen da allerhand
Lebensmittel, und Spielzeug. . . kurz,
wir müssen endlich etwas tun
dafürl"
„Ich sehe das zwar nicht recht
ein," sagt er großartig. „Aber wenn
Du nreinstl Ich bin nicht abgeneigt.
Laß einmal Deine Vorschläge hören I"
„Ach l" seufzt sie, weil sie ihn
schon kenrrt, verlegen. „Man weiß ja
gar nicht, wonrit anfangen. Die Leute
sirrd so eutgegeirkommeird: Jetzt haben
sie gleich uns alle miteirrander
für nächsten Sonirtag zunr Mit-
tagesseir eingeladen" . . .
„jjctl"' spricht Herr Diokletian
herablassend. „Du hast recht. S o
geht's — das wollen wir an>
nehmen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vorprobe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1919
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3884, S. 9
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg