Der Rampf mit dem Dapotthut.
^^ante Frida hatte sich für — na, sagen wir mal, für einige Zeit
zu Besuch angemeldet. Meine kleine Frau bat mich, doch recht
brav zu sein und nicht wieder mit der Tante zu zanken wie das
letztem«!, als sie für — na, sagen wir mal, für einige Zeit bei
uns zu Besuch mar, Ich muß gesteh'n, daß ich mit der Tante oft
in recht lebhafte Auseinandersetzungen geriet. Deshalb hat sie auch
immer die Absicht, niich von meinem sogenannten Dickkopf heilen
zu wollen?!
Mit den besten Vorsätzen erwartete ich den Gast. Ich holte
ihn sogar von der Bahn ab. Frida belud mich mit achtzehn
Schachteln — die neunzehnte lehnte ich sanft ab, „Du hast immer
noch Deinen DickkopfI" sagte die Tante tadelnd. Ich gedachte
meiner guten Vorsätze, hing mir die neunzehnte Schachtel um den
Hals und wankte unserem heim entgegen.
Die Lingangstür der Wohnung war mit cinein großen „herz-
lich willkomnien I" geschmückt. Die Tante war sehr gerührt. Meine
Frau stellte mich stolz als den Uiheber der sinnigen Dekoration hin,
„Ja" — sagte Frida und wischte sich ein Tröpfchen von der
Nase — „aber seinen Dickkopf hat er immer noch!"
Dann hing sie ihren Kapotthut mit der Reiherfeder an den
haken nahe der Lingangstür, Gewohnheitsniäßig bringe ich nun
meine Kopfbedeckung an die gleiche Stelle, die Frida für ihre
Kapotte gewählt. So
kam es denn, daß
mein Filz an Fridas
Reiherfeder baumelte.
Tante bemerkte sofort
das Unglück und ver-
langte schnelle Ab-
stellung,
„Ich werde Deinen
Hut anderswo unter-
bringen, Denn ich bin
gewohnt-" sagte
ich-
„Ich verstehe schon
— Du hast noch Dei-
nen alten, alten Dick-
kops I"
Frida nahm mei-
nen bsut und versetzte ihn weit, weit weg von denr alten, lieben
Haken, Ich schwieg; ich wollte die Harmonie des Tages wahren,
Ls ging denn auch alles gut. Sie sprach bis zum Abendbrot nicht
mehr von meinem Dickkopf,
Als ich am folgenden Tage vom Büro kam, flog niein Filz natür-
lich an den lfaken, der von der Kapotte besetzt war. Die Reiherfedcr
wackelte empört — das Untier von Kapotte begann auf dem kfaken
zu kreisen und kollerte zugleich mit meinem schönen bfut auf die Lrde,
Stillschweigend hob ich beide lhüte auf, hing meinen an den lieben,
alten bsaken; die Kapotte aber versetzte ich weit, weit weg.
Am Abend nach Büroschluß hing sie wieder da. wo sie nicht
hängen sollte. In meinem Inneren begann es zu kochen. Tante
Frida lugte gerade durch einen Türspalt, Ich drückte ihr die
Kapotte auf die Locken und hielt eine gewaltige Rede, worin ich
nieine Hausherrcnrcchte betonte und zienilich verächtlich von ihrem
hinterwäldlerischen Kopsputz sprach.
Der Kampf entbrannte in der Folgezeit auf das Furchtbarste,
Kapotte 'runter — Filzhut 'rauf — Filzhut 'runter — Kapotte
'rauf ...
Lines Tages, als ich den Reiherfederiräger unsanft von meinem
bfaken spedieren wollte, stach mich die Hutnadel tief, tief in die
bfand. Das war der Siedepunkt. Lin wahnsinniger haß auf
Fridas Kapotte und auf alle Kapotthüte der Welt ergriff mich,
vor Schnierz führte ich einen Indianertanz auf. Die Kapotte
wurde dabei zu Brci getrampelt. Ich muß gestehen, daß ich gar
keine Reue fühlte — nein, in der Nacht schlief ich wunderbar
ruhig und hatte einen
frohen, glückseligen
Traum, Mir träumte,
alle Kapotthüte der Erde
müßten abgeliefert und zu
Mus verarbeitet werden.
Der frohe Gedanke
stärkte mich während der
ganzen Bürostunden des
folgenden vormittags.
Als ich nach bfause kam,
sprang ich die Stiegen
hinauf wie ein junger
Gott, riß meinen Deckel
vom Kopf und erblickte
— einen Kapotthut an
meinem lieben, alten
bsaken.
Im Hintergründe aber
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^^ante Frida hatte sich für — na, sagen wir mal, für einige Zeit
zu Besuch angemeldet. Meine kleine Frau bat mich, doch recht
brav zu sein und nicht wieder mit der Tante zu zanken wie das
letztem«!, als sie für — na, sagen wir mal, für einige Zeit bei
uns zu Besuch mar, Ich muß gesteh'n, daß ich mit der Tante oft
in recht lebhafte Auseinandersetzungen geriet. Deshalb hat sie auch
immer die Absicht, niich von meinem sogenannten Dickkopf heilen
zu wollen?!
Mit den besten Vorsätzen erwartete ich den Gast. Ich holte
ihn sogar von der Bahn ab. Frida belud mich mit achtzehn
Schachteln — die neunzehnte lehnte ich sanft ab, „Du hast immer
noch Deinen DickkopfI" sagte die Tante tadelnd. Ich gedachte
meiner guten Vorsätze, hing mir die neunzehnte Schachtel um den
Hals und wankte unserem heim entgegen.
Die Lingangstür der Wohnung war mit cinein großen „herz-
lich willkomnien I" geschmückt. Die Tante war sehr gerührt. Meine
Frau stellte mich stolz als den Uiheber der sinnigen Dekoration hin,
„Ja" — sagte Frida und wischte sich ein Tröpfchen von der
Nase — „aber seinen Dickkopf hat er immer noch!"
Dann hing sie ihren Kapotthut mit der Reiherfeder an den
haken nahe der Lingangstür, Gewohnheitsniäßig bringe ich nun
meine Kopfbedeckung an die gleiche Stelle, die Frida für ihre
Kapotte gewählt. So
kam es denn, daß
mein Filz an Fridas
Reiherfeder baumelte.
Tante bemerkte sofort
das Unglück und ver-
langte schnelle Ab-
stellung,
„Ich werde Deinen
Hut anderswo unter-
bringen, Denn ich bin
gewohnt-" sagte
ich-
„Ich verstehe schon
— Du hast noch Dei-
nen alten, alten Dick-
kops I"
Frida nahm mei-
nen bsut und versetzte ihn weit, weit weg von denr alten, lieben
Haken, Ich schwieg; ich wollte die Harmonie des Tages wahren,
Ls ging denn auch alles gut. Sie sprach bis zum Abendbrot nicht
mehr von meinem Dickkopf,
Als ich am folgenden Tage vom Büro kam, flog niein Filz natür-
lich an den lfaken, der von der Kapotte besetzt war. Die Reiherfedcr
wackelte empört — das Untier von Kapotte begann auf dem kfaken
zu kreisen und kollerte zugleich mit meinem schönen bfut auf die Lrde,
Stillschweigend hob ich beide lhüte auf, hing meinen an den lieben,
alten bsaken; die Kapotte aber versetzte ich weit, weit weg.
Am Abend nach Büroschluß hing sie wieder da. wo sie nicht
hängen sollte. In meinem Inneren begann es zu kochen. Tante
Frida lugte gerade durch einen Türspalt, Ich drückte ihr die
Kapotte auf die Locken und hielt eine gewaltige Rede, worin ich
nieine Hausherrcnrcchte betonte und zienilich verächtlich von ihrem
hinterwäldlerischen Kopsputz sprach.
Der Kampf entbrannte in der Folgezeit auf das Furchtbarste,
Kapotte 'runter — Filzhut 'rauf — Filzhut 'runter — Kapotte
'rauf ...
Lines Tages, als ich den Reiherfederiräger unsanft von meinem
bfaken spedieren wollte, stach mich die Hutnadel tief, tief in die
bfand. Das war der Siedepunkt. Lin wahnsinniger haß auf
Fridas Kapotte und auf alle Kapotthüte der Welt ergriff mich,
vor Schnierz führte ich einen Indianertanz auf. Die Kapotte
wurde dabei zu Brci getrampelt. Ich muß gestehen, daß ich gar
keine Reue fühlte — nein, in der Nacht schlief ich wunderbar
ruhig und hatte einen
frohen, glückseligen
Traum, Mir träumte,
alle Kapotthüte der Erde
müßten abgeliefert und zu
Mus verarbeitet werden.
Der frohe Gedanke
stärkte mich während der
ganzen Bürostunden des
folgenden vormittags.
Als ich nach bfause kam,
sprang ich die Stiegen
hinauf wie ein junger
Gott, riß meinen Deckel
vom Kopf und erblickte
— einen Kapotthut an
meinem lieben, alten
bsaken.
Im Hintergründe aber
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Kampf mit dem Kapotthut"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3884, S. 10
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg