Fliegende Blätter (152.1920 (Nr. 3884-3909))

Die Nixe.

„So fangt fie mir — umftrickt fie mit Net> und Scf)nur!“
Sie fcbleppten die Nix’ vor König Haratdur.

Mit grünen Hugen fab fie ihn funkelnd an.

Ihr feuchtes Mündlein leis zu lachen begann.

Sie fcbüttelte lachend ihr triefendes Goldbaar licht.
Wafferperlen ftoben ihm ins Gefleht.

Huffuhr er wie eine Flamme im Zorne jach:

„Fort mit dem Weib ins dunkelfte Turmgemach!

Dort mag fie fingen und lachen, fo viel fie will!“

Mit grünen Hugen fab fie ihn an ganz füll.

Nach Mitternacht aber durch all das Schweigen febwang
Vom Turm ficb her der filberne Dixenfang.

Und wie traumwandelnd, heimlich durch Gang und Flur
Zum dunklen Turme üblich König Haraldur.

Und morgens lag er ftumm im leeren Gelaß —

Einfam dort lag er am Boden, ftarr und blaß.

Um feine starken Hände gewunden war
Ein feines, golden schimmerndes Nixenhaar.

Hus einer tiefen Herzwunde rann es rot .. .

Da konnten fie klagen um König Haralds Tod.

Reinhard Volker.

Wer ist das, der zur Nacht in den Gärten fingt,

Daß mir das Herz vor dunklem Weh zerspringt?"

„Das ist die Nix in des Bronnens schwarzem Schlund.
Zauberlieder strömen aus ihrem Mund!“

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