Er rechnet emsig und beflissen,
Besinnt sich oft - schreibt mit Bedacht,
pierrot möcht' das Fazit wissen
Der letzten durchgetanzten Nacht.
Der Mädchenlippen lachend Girren
Und manches Wort geschickt und fein,
Der Geigen Klang, der Reiche Klirren -
Das schreibt er unter „Haben" ein.
Der Kolombine treulos Lieben,
Der Schrei, mit dem er ihr geflucht.
Die Sehnsucht, die allein geblieben,
wird traurig unter „Soll" gebucht.
Ein Strich. Nun gilt es, zu addieren.
Noch schwankt die wage, was sie tut.
Da will er schon den Ropf verlieren.
Ls bebt die Hand. Die Feder ruht.
„was soll mir noch das Rechnen taugen?!"
pierrot vor den Spiegel tritt.
Schaut sich in die verweinten Augen
Und konstatiert — ein Defizit.
Ferdinand Rahn.
Km meisten ftrtb Eltern oft enttäuscht,
wenn ihre Kinder so werden, wie sie sie
erzogen haben.
Kie Bildungsmängel manches Menschen
erkennen wir oft erst, wenn wir einen Brief
von ihm bekommen.
Hicht, alles genießen, bedeutet Glück
— sondern für alles empfänglich bleiben.
©. ffi. u>.
Mißverständnisse sind mörderischer als hungrige Wölfe.
K. ö.
Mit dem, was man bei Tage denkt,
Heißt's, nachts der Traum zusammenhängt.
Mich fraß ein Krokodil heut' nacht —
An was Hab' ich da tags gedacht?! q.
Alles Blühende ist unreif. ®. «.
einen groben Klotz ein grober Keil, keine
- aber eine Grobheit mit Höflichkeit
tl. M.
Kunst
parieren, mehr als Knust.
Mas man der ganzen Welt zuliebe
n i ch't vollbringen würde, vollbringt man oft
einem einzigen zum Trotz.
Oas größte Opfer bringen stets diejenigen,
die kein anderes bringen können als nur sich
selber.
Mill man etwas erreichen, muß man
bitten oder fordern können. T. u°bü.
Juble nicht!
enn vor deinem Fuß noch die Woge sich bricht,
Vor der du gezittert, so juble nicht!
Des Meeres Wogen nicht einzeln wandern R
Folgt immer doch eine dicht hinter der andern.
enn einer Sorge du ledig bist,
Frohlocke zu früh nicht! Denn du vergißt,
Daß, während die erste unschädlich zerstoben,
Die zweite schon drohend ihr Haupt erhoben. «. n.
ist oft wirksamer, den Bogen gespannt zu halten
als ihn abzuschießcn. u. v.
Hs scheint, soweit sich uns offenbaren
Der Menschen Gedanken und ihre Tat:
Es gibt viele, die nie beneidet waren —
Doch wohl keinen, der nie beneidet hat.
Alb. Koderich.
An hoher Stelle stolz zu glänzen —
Das ist nur. wenigen beschert.
Jedoch das Große zu ergänzen —
Das ist dem Kleinsten auch gewährt.
Alb. Roderich.
Das größte Kreuz in Lebenslagen,
Darunter manche Seele schamvoll brennt —
Wie heißt das Kreuz, so schwer zu tragen?
Ein kleines, niedliches Talent.
Zcrnhard Schäfer.
Meister Treudank.
e, Nachbar, (chon fo früh ein traurig’ Werk?
Die ganze Welt voll Schalk und Sonnenfcbein -
Und Ihr, ein Morgenliedlein leider pfeifend,
Treibt Nagel doch um Nagel in den Sarg!“ -
„Der Fleiß, Freund Nachbar, forgt dem Tag voraus
Und schafft in Muße unbestellte Arbeit!“ -
Da sprach den Zwei’n ein fremder Wandrer drein:
„Ei, Meister, unbestellt? Seht zu! Seht zu!
Das beben naht, die Binde vor den Augen,
Indes ihr ihm die letzte Stätte zimmert -
Vielleicht fteht der Besteller schon am Zaun!“
Drauf schritt der Wandrer durch das stille Dorf.
Kopfschüttelnd sah ihn Meister Treudank zieh'n:
„Ein wunderlicher Alter!“
Zu ihm trat
Sybille, feine morgenschöne Tochter,
Die ihm den Frühtrunk brachte, Scherz und Lied
Auf ihren Lippen, Sehnen in den Augen.
Noch war fie heut’ dem Trauten nicht begegnet,
Des Försters Sohn, der sonst zu früher Stunde
Mit Rüd’ und Flinte um das Fenster strich.
Indes fie lächelnd Kindesliebe bot,
50
Besinnt sich oft - schreibt mit Bedacht,
pierrot möcht' das Fazit wissen
Der letzten durchgetanzten Nacht.
Der Mädchenlippen lachend Girren
Und manches Wort geschickt und fein,
Der Geigen Klang, der Reiche Klirren -
Das schreibt er unter „Haben" ein.
Der Kolombine treulos Lieben,
Der Schrei, mit dem er ihr geflucht.
Die Sehnsucht, die allein geblieben,
wird traurig unter „Soll" gebucht.
Ein Strich. Nun gilt es, zu addieren.
Noch schwankt die wage, was sie tut.
Da will er schon den Ropf verlieren.
Ls bebt die Hand. Die Feder ruht.
„was soll mir noch das Rechnen taugen?!"
pierrot vor den Spiegel tritt.
Schaut sich in die verweinten Augen
Und konstatiert — ein Defizit.
Ferdinand Rahn.
Km meisten ftrtb Eltern oft enttäuscht,
wenn ihre Kinder so werden, wie sie sie
erzogen haben.
Kie Bildungsmängel manches Menschen
erkennen wir oft erst, wenn wir einen Brief
von ihm bekommen.
Hicht, alles genießen, bedeutet Glück
— sondern für alles empfänglich bleiben.
©. ffi. u>.
Mißverständnisse sind mörderischer als hungrige Wölfe.
K. ö.
Mit dem, was man bei Tage denkt,
Heißt's, nachts der Traum zusammenhängt.
Mich fraß ein Krokodil heut' nacht —
An was Hab' ich da tags gedacht?! q.
Alles Blühende ist unreif. ®. «.
einen groben Klotz ein grober Keil, keine
- aber eine Grobheit mit Höflichkeit
tl. M.
Kunst
parieren, mehr als Knust.
Mas man der ganzen Welt zuliebe
n i ch't vollbringen würde, vollbringt man oft
einem einzigen zum Trotz.
Oas größte Opfer bringen stets diejenigen,
die kein anderes bringen können als nur sich
selber.
Mill man etwas erreichen, muß man
bitten oder fordern können. T. u°bü.
Juble nicht!
enn vor deinem Fuß noch die Woge sich bricht,
Vor der du gezittert, so juble nicht!
Des Meeres Wogen nicht einzeln wandern R
Folgt immer doch eine dicht hinter der andern.
enn einer Sorge du ledig bist,
Frohlocke zu früh nicht! Denn du vergißt,
Daß, während die erste unschädlich zerstoben,
Die zweite schon drohend ihr Haupt erhoben. «. n.
ist oft wirksamer, den Bogen gespannt zu halten
als ihn abzuschießcn. u. v.
Hs scheint, soweit sich uns offenbaren
Der Menschen Gedanken und ihre Tat:
Es gibt viele, die nie beneidet waren —
Doch wohl keinen, der nie beneidet hat.
Alb. Koderich.
An hoher Stelle stolz zu glänzen —
Das ist nur. wenigen beschert.
Jedoch das Große zu ergänzen —
Das ist dem Kleinsten auch gewährt.
Alb. Roderich.
Das größte Kreuz in Lebenslagen,
Darunter manche Seele schamvoll brennt —
Wie heißt das Kreuz, so schwer zu tragen?
Ein kleines, niedliches Talent.
Zcrnhard Schäfer.
Meister Treudank.
e, Nachbar, (chon fo früh ein traurig’ Werk?
Die ganze Welt voll Schalk und Sonnenfcbein -
Und Ihr, ein Morgenliedlein leider pfeifend,
Treibt Nagel doch um Nagel in den Sarg!“ -
„Der Fleiß, Freund Nachbar, forgt dem Tag voraus
Und schafft in Muße unbestellte Arbeit!“ -
Da sprach den Zwei’n ein fremder Wandrer drein:
„Ei, Meister, unbestellt? Seht zu! Seht zu!
Das beben naht, die Binde vor den Augen,
Indes ihr ihm die letzte Stätte zimmert -
Vielleicht fteht der Besteller schon am Zaun!“
Drauf schritt der Wandrer durch das stille Dorf.
Kopfschüttelnd sah ihn Meister Treudank zieh'n:
„Ein wunderlicher Alter!“
Zu ihm trat
Sybille, feine morgenschöne Tochter,
Die ihm den Frühtrunk brachte, Scherz und Lied
Auf ihren Lippen, Sehnen in den Augen.
Noch war fie heut’ dem Trauten nicht begegnet,
Des Försters Sohn, der sonst zu früher Stunde
Mit Rüd’ und Flinte um das Fenster strich.
Indes fie lächelnd Kindesliebe bot,
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gedankensplitter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1897 - 1897
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3888, S. 50
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg